Die Aufführungen der bremer shakespeare company im Kulturzentrum Weserrenaissance Schloss Bevern sind eine Institution: Seit 1993 stehen einmal im Jahr die unvergesslichen Werke des meisterhaften Dramatikers Shakespeare an auf dem Programm. Kulisse ist dann der Renaissance-Schlossinnenhof, wenn der Juniabend wirklich so lau ist, wie die Jahreszeit es verspricht. Nicht selten hatte die company vor großem Publikum in der Vergangenheit auch das Gebäude in ihr Spiel mit einbezogen. In diesem Jahr jedoch ist coronabedingt einiges anders. Viel Schloss, wenig Publikum, dafür mit dem „Kaufmann von Venedig“ eine echte Premiere, die sich erheblich mehr Menschen anschauen können als in den Schlossinnenhof passen.
Company und Kulturzentrum wagen ein für Bevern ganz neues Format, um trotz Corona-Bedingungen ein unvergessliches, sogar einzigartiges Kunstereignis entstehen zu lassen. Zwar kann das Publikum physisch nicht dabei sein, digital aber eben schon. Und so reisen die Darstellerinnen und Darsteller zusammen mit Kamera- und Tontechniker ins Schloss an und spielen vor laufender Kamera. Die Inszenierung wird etwas ganz Besonderes, denn ohne Bühne direkt auf dem Hofpflaster wird das Stück mit allerlei Anspielungen und Anpassungen auf Ort und Situation präsentiert. Das Schloss übernimmt damit selbst die Hauptrolle bei diesem „Corona-Kaufmann fürs Schloss Bevern“. Auch für die shakespeare company selbst ist diese Darstellungsform etwas Besonderes, denn Bevern bleibt der einzige Ort, an dem die Schauspieltruppe sich an einer solchen Darstellungsform versucht. „Kein anderer Spielort erfährt solch eine Gunst“, freut sich Dr. Katja Drews, Kulturreferentin des Landkreises Holzminden, „eine Freundschaftsgeste, die sicher auch nicht zuletzt auch durch die zurückliegenden Jahrzehnte erfolgreicher Zusammenarbeit zustande kommt.“
Für das gespannte Publikum hebt sich der Bühnenvorhang termingerecht am 23. Juni um 19 Uhr auf der Internetseite des Kulturzentrums www.schloss-bevern.de. Exklusiv von dort wird der youtube-Kanal der bremer shakespeare company das Stück abrufbar machen. Der bremer „Corona-Kaufmann“ im Weserrenaissance Schloss verwandelt sich damit zu einem dauerhaft anschaubaren Theatergenuss auch für spätere Stunden und für ein großes überörtliches Publikum.
Gespannt sein darf man auf die situationsgemäße Anpassung des Stoffes an das Ambiente des Schlosses allemal. Stofflich bietet Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ immerhin typisches Tragikformat und reichlich Anknüpfungspunkte zum aktuellen Hier und Jetzt: Der venezianische Kaufmann Antonio, gerade selbst knapp bei Kasse, leiht vom Juden Shylock 3.000 Dukaten, damit sein Freund Bassanio, standesgemäß um seine geliebte Portia, eine lukrative Partie, werben kann. In Erwartung, bald wieder liquide zu sein, lässt sich Antonio auf die Bedingung Shylocks ein: Falls der Schuldschein zum festgelegten Termin nicht fristgerecht eingelöst wird, darf sich Shylock ein Pfund Fleisch aus Antonios Körper schneiden.
Regisseurin Nora Somaini inszeniert das Stück für die Bremer Mimen aus der radikal subjektiven Perspektive des Kaufmanns Antonio. Traumähnliche Filmprojektionen spiegeln in der Originalfassung das Innenleben der Figuren. Bekannt sein dürfte der facettenreiche Stoff durch einige Bonmots, die wiederzuerkennen aufhorchen lässt und wie immer Verwunderung hervorrufen mag, dass schon Shakespeare diese Einsichten niederschrieb. Etwa das berühmte und filmisch adaptierte Lamento Shylocks: „Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?“
Realisiert werden kann das einzigartige Theaterprojekt im Kulturzentrum Weserrenaissance Schloss Bevern durch eine Förderung vom Freundeskreis Schloss Bevern.
Die einmalige Beveraner Fassung im Videoformat feiert am 23. Juni um 19 Uhr seine Premiere! Featuring DAS SCHLOSS BEVERN in der Hauptrolle: www.schloss-bevern.de
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen im Kulturzentrum Weserrenaissance Schloss Bevern: www.schloss-bevern.de.
Foto: Peter Drews/Landkreis Holzminden