Holzen (red). Das sonnige Wetter hatte Imke Haake, die niedersächsische FDP-Generalsekretärin, an diesem Tag gleich mit im Gepäck. Getreideernte im Betrieb Grupe in Scharfoldendorf und ein Besuch des Milchviehbetriebs Ahlswede in Holzen standen auf dem Programm. Und tatsächlich konnte an diesem Nachmittag trockener Weizen gedroschen werden. Imke Haake erwies sich als talentierte Mähdrescherfahrerin. „Sowas habe ich noch nie gemacht, aber das läuft hier heute“, kommentierte sie selbst ihren Ernteeinsatz.
Landwirte warten auf Erntewetter
Mit den Erträgen können die Landwirte in diesem Jahr durchaus zufrieden sein, die Getreidepreise seien allerdings völlig im Keller, erklärte Hermann Grupe. Und man brauche jetzt dringend gutes Erntewetter, damit nicht Qualitätsminderungen und hohe Energiekosten für die Trocknung der Ernteware zu weiteren Einkommenseinbußen führten.
„Aber die Wetterkapriolen gehören zu unserem Beruf dazu, damit müssen und können wir leben“, stellte Hermann Grupe fest. Was aber extrem ärgerlich und völlig unnötig sei, das seien die überzogenen bürokratischen Auflagen und Dokumentationspflichten, mit denen die Politik die Landwirte drangsaliere. Als Beispiel nannte er die Düngegesetzgebung, die dringend „entrümpelt“ werden müsse. Die Landwirtschaft habe die Düngung in den letzten zehn Jahren deutlich reduziert. Das sollte die Politik einmal anerkennen, statt die Landwirte weiterhin unnötig zu gängeln. „Wir düngen heute landesweit kaum noch das, was die Pflanzen für ihr Wachstum brauchen. Der beim Mahlweizen notwendige Eiweißgehalt ist kaum noch zu erzielen“, erläuterte Grupe.
Imke Haake, die selbst in der Oldenburger Veredelungs- und Ernährungsregion zu Hause ist, stimmte den Landwirten uneingeschränkt zu: „Die Landwirtschaft hat die politisch vorgegebenen Ziele mustergültig erfüllt. Dafür verdient sie Vertrauen und Anerkennung“, stellte sie fest. Kontrollen und Dokumentationsaufwand müssten deshalb auf ein Mindestmaß reduziert werden. Betroffen seien von diesem Regulierungswahn heute weite Teile der mittelständischen Wirtschaft. Die ausufernden Dokumentationspflichten belasteten in zunehmendem Maße viele Bereiche des Erwerbslebens – vom Handwerk bis hin zu Ärzten oder Apotheken, stellte die FDP-Generalsekretärin fest.
Moderne, tiergerechte Milchviehhaltung
Auf dem Betrieb von Christian Ahlswede konnte sich Imke Haake einen Eindruck von der modernen Milchviehhaltung im Boxenlaufstall und vom besonders schonenden Melken mit Melkrobotern machen. Aufgrund der guten Preise für Milch und Rindfleisch ist die Stimmung bei dem Milchviehhalter aktuell gut. Herausfordernd sei jedoch die Sicherstellung der Futterversorgung aufgrund der Trockenheit im Frühjahr, die nur geringe Grünlanderträge gebracht habe. Zusätzlich werde diese zunehmend erschwert durch immer weitere Biotopausweisungen und Bewirtschaftungsauflagen auf dem natürlichen Dauergrünland, berichtete Christian Ahlswede.
Der aktuell 90 Kühe umfassende Milchviehbestand soll in den nächsten Jahren auf 140 Kühe wachsen. Auch hier müsse sich Betriebsleiter Christian Ahlswede zunehmend bei der Genehmigung mit Hemmnissen auseinandersetzen. Umfangreiche Ammoniak- und Geruchsgutachten mit eigens berechneten speziellen Wetterkarten seien Voraussetzung für einen Bauantrag. „Das verteuert und verlangsamt die Entwicklungsschritte enorm“, erklärte Ahlswede. Für eine derart restriktive Genehmigungspraxis gebe es auch keine fachliche Begründung in unserer Region – insbesondere, wenn man bedenke, dass Anfang der 1990er Jahre fast 200 Kühe plus Nachzucht in Holzen gehalten wurden und der Betrieb heute der letzte verbliebene Milchviehhalter sei.
Am meisten wurmt Christian Ahlswede, dass er immer mehr Zeit im Büro verbringen muss. Seien es aufwändige Schlagkarteien für seine über 30 Grünlandschläge – obwohl die meisten einheitlich bewirtschaftet werden – Nährstoffmeldungen, Antibiotikamonitoring und wachsende Anforderungen der Molkereien ließen immer weniger Zeit für die Arbeit am Tier. Statt Misstrauen und überbordender Kontrollbürokratie verdiene die Landwirtschaft Wertschätzung und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, stimmte Imke Haake der Kritik der Landwirte zu.
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