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Sonntag, 24. November 2024 Mediadaten Fankurve
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Holzminden (red). Die Läden sind geschlossen, die Schulen zu, die Menschen bleiben zu Hause. Und doch wird das HAWK-Pilotprojekt „Onlinevertriebskanäle nutzen“ an der BBS Holzminden, der Georg-von-Langen-Schule, weitergeführt. Viel Engagement und Arbeitszeit von den Lehrenden fließt dort derzeit in die Umstellung auf den digitalen Unterricht. Auch die für Auszubildende freiwillige Ausbildungsqualifikation „Onlinevertriebskanäle nutzen läuft weiter. Und ist in Zeiten der Corona-Krise und den daraus resultierenden Schließungen von Ladenlokalen umso aktueller.

„Generell sind nur noch wenige Präsenztermine in der Qualifizierungsmaßnahme übrig, die nun digital stattfinden“, so Prof. Dr. Alexandra Engel vom Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH) an der HAWK in Holzminden.

Denn Onlineeinkäufe sind nicht erst durch die aktuellen Umstände für viele Verbraucher/innen gang und gäbe. Mit einem Klick kann schon seit längerem im Netz problemlos eingekauft werden. Was einfach aussieht, bedeutet am anderen Ende des virtuellen Kaufvorganges für Unternehmen aber nicht nur Informationstechnik und Logistik – sondern auch das Know-how der Mitarbeiter/innen rund um den Onlinevertrieb. Und das soll mehr und mehr in die duale Berufsausbildung einfließen.

Seit Herbst 2019 findet der Kurs des Pilotprojekts „Online Vertriebskanäle nutzen“ an der BBS Holzminden statt. Wissenschaftlich begleitet von der HAWK lernen 20 Auszubildende aus dem Raum Holzminden grundlegende Aspekte des E-Commerce und wie sie zum Beispiel einen Online-Shop aufbauen und auch betreiben können. Für ihre Berufe wie Einzelhandels- oder Industriekauffrau oder -mann oder ITler in regionalen Unternehmen stellt die zusätzliche Qualifikation eine wertvolle Ergänzung dar. 

Das Projekt sei auch ein wichtiger Transferschritt aus bestehenden HAWK-Forschungsergebnissen aus Projekten wie „H!ERgeblieben“ oder „H!ER gestalten“, betont Engel, da man wisse, dass Schüler/innen überwiegend in ländlichen Regionen bleiben möchten und sie so „durch die Maßnahme zu den Inkubatoren in ihren Ausbildungsbetrieben“ würden. Denn bleiben diese als spätere Mitarbeiter/innen in ihren Betrieben, so hätten sie nun auch die Qualifikation einen Online-Vertrieb mit aufzubauen. „Damit sind diese Auszubildenden die Kräfte, die hier in der Wirtschaft perspektivisch im Handel Verantwortung übernehmen und auch in der Lage sind, innovative Modelle von Handel hier in der Region zu implementieren.“

Gezielt an Berufsschullehrer/innen richtete sich daher auch eine zweitägige Fachkonferenz kurz vor Beginn der Coronavirus-Krise. Zu dieser Veranstaltung hatten die HAWK und das Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH) eingeladen und es ging vor allem um die Frage: Welche Zusatzqualifikationen für den Onlinevertrieb brauchen kaufmännisch oder in der IT auszubildende oder ausgebildete Fachkräfte? 

„Gerade für den ländlichen Raum stecken in der Zusatzqualifikation „E-Commerce“ für Auszubildende und sich weiterbildende Fachkräfte große Potentiale“, sagt Prof. Dr. Alexandra Engel: „Aus Sicht der Hochschule und des Zukunftszentrums ist das Pilotprojekt vor allen Dingen eine wirtschaftspolitische und sozialpolitische Maßnahme, weil wir davon ausgehen, dass im Kontext der digitalen Transformationen hybride Geschäftsmodelle ein Teil der Zukunft für Unternehmen in ländlichen Räumen sein können.“

Andreas Hölzchen, Schulleiter der Georg-von-Langen-Schule Holzminden, hatte sich von der Fachtagung begeistert gezeigt: „Ich bin mehr als zufrieden, sozusagen glücklich, weil es richtig gut gelaufen ist“, sagt er und bezieht sich sowohl auf die Tagungsinhalte als auch das Feedback hinterher. Denn dazu bot die Tagung auch eine Wertschätzung für seine Kolleg/inn/en, die den Lehrplan dieser Qualifikation entwickelt hatten. 

Referate waren nicht nur von Fachleuten aus dem Online-Handel, Wirtschaftsverbänden und der regionalen Wirtschaft gekommen, die über die Bedarfe von Unternehmen sprachen. Auch wissenschaftliche Bildungs-Institutionen hatten Vorträge zur beruflichen Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung gehalten.

Das Angebot treffe genau den Nerv der Zeit, so Hölzchen. Denn noch gebe es nicht genügend Betriebe im ländlichen Raum, die einen Kaufmann für E-Commerce ausbilden können oder sich hauptsächlich auf Online-Handel konzentrieren. Eine zertifizierte, mit der IHK abgestimmte Zusatzqualifikation für Auszubildende, die auch ein hohes Maß an Medienaffinität mit sich bringen, werde daher wesentlich positiver gesehen. 

„Viele Wirtschaftsbereiche im ländlichen Raum brauchen hybride Modelle und Menschen, die sowohl stationär als auch digital verkaufen können“, sagt Engel. „Das ist genau die Lücke, die diese von uns entwickelte Zusatzqualifikation schließt.“ 

Im Sommer wird der erste Zyklus abgeschlossen sein. Geplant ist ab dem Zeitpunkt ein Verbund, um dieses Angebot auch anderen berufsbildenden Schulen zur Verfügung zu stellen. Die Nachfrage sei groß, sagt Engel, allein bei der Tagung waren Lehrkräfte von über 15 Schulen aus dem ganzen Bundesgebiet vertreten. Wie genau dies in den Zeiten der Schulschließungen organisiert wird, ist derzeit in Arbeit. 

Der Verbund solle wie bisher auch weiterhin zwischen ZZHH, gemeinsam mit den berufsbildenden Schulen Holzminden und dem Institut für Lerndienstleistungen der TH Lübeck kooperieren.

Foto: HAWK

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