Holzminden (red). Der HAWK-Preis: „Die Zeiten konnten noch so schwierig sein – und das waren sie ohne sein Zutun so manches Mal – Dieter Grommas hat gerungen oder akzeptiert und sich notfalls im richtigen Moment umgedreht und etwas Neues aufgebaut.“ Mit diesen Worten hat HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy den diesjährigen HAWK-Preis beim Festakt an der HAWK in Holzminden an Prof. Dr. Dieter Grommas übergeben. Der amerikanische „Oscar fürs Lebenswerk“ ist bei Dieter Grommas der HAWK-Preis fürs Lebenswerk im Dienste des Landes Niedersachsen, für die HAWK, für seine Haltung, seine Geradlinigkeit, für seinen unerschütterlichen Optimismus. Hudy dankte dem 67-Jährigen für seinen Einsatz – auch dafür, dass er sich in seinem letzten Dienstjahr bereit erklärt hat, als Vizepräsident für Studium und Lehre grundsätzliche Weichenstellungen für die Hochschule auf den Weg zu bringen. So entwickelte Grommas mit Teams aus Kolleginnen und Kollegen aller Fakultäten der HAWK eine neue, tiefgreifende Evaluationsordnung zur strukturellen Verankerung der Qualität in der Lehre und er brachte die Entwicklung einer in Niedersachsen bisher einzigartigen Musterprüfungsordnung auf den Weg. „Für Dieter Grommas sind Pflicht und Kür eins, seine Art ist echt und ohne Filter, er scheut auch in schwierigen Zeiten die Herausforderung nicht. An sich selbst denkt er zuletzt“, sagte Hudy.

„Es war für mich ein Glücksfall, dass ich an dieser Hochschule gelandet bin“, sagte Grommas nach der Preisübergabe und richtete seinen Dank an all diejenigen, mit denen er zusammengearbeitet hat – ungeachtet von Stand oder Status. Und dann widmet der Betriebswirtschaftler sich – so, wie ihn die Hochschule kennt – der Sache: „Was ist eine gute Hochschule?“ Grommas misst in Euro, in Herz und Leidenschaft, in Drittmitteln, in Evaluationsnoten für Lehrende, in Einschreibe- und Abbrecherzahlen und -quoten, in Abschlussnoten sowie in Jobs, die die Studierenden gefunden haben. Und er misst im Bereich „Transfer“: „Dazu habe ich es mit einem zählbaren Indikator leicht, denn wir sehen, welches Vertrauen die heimische Wirtschaft und das gesamte Umfeld in Hildesheim, Holzminden und Göttingen in uns setzt, sonst gäbe es nicht diese überdurchschnittliche Zahl an Deutschlandstipendien von Unternehmen und Förderern aus den Regionen.“ Aber bei allem Messen dürfe der Schritt von den Ergebnissen zum Handeln und gegebenenfalls Gegensteuern nicht fehlen, gab er der Hochschule mit auf den Weg.

Prof. Dr. Dieter Grommas, geboren 1952 in Freden (Leine), hat Wirtschaftspädagogik an der Universität Göttingen studiert und arbeitete danach 15 Jahre lang am Fachgymnasium Wirtschaft sowie am Staatlichen Studienseminar für das Handelsamt in Hildesheim als Lehrer und schließlich als Fachleiter. Von 1995 bis 2007 lehrte er als Hochschullehrer und später Professor und Vizepräsident an der damaligen Niedersächsischen Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege. Während dieser Zeit promovierte er zum Dr. rer. pol. an der Universität Göttingen. 2007 kam Grommas als Professor an die HAWK, war später am Standort Holzminden als Studiendekan für die Studienbereiche Immobilienwirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen zuständig und lehrte zudem regelmäßig an der Universität Hefei in China. Von 2017 bis 2018 war Grommas Vizepräsident für Studium und Lehre an der HAWK. Nach seiner Pensionierung ist er weiter als Lehrbeauftragter an den HAWK-Standorten Hildesheim und Holzminden tätig. 

Die HAWK übergibt 120 Deutschlandstipendien

„Mit 120 Stipendien hat die HAWK in diesem Jahr die bisherige Höchstmarke erreicht“, betonte HAWK-Präsident Hudy bei der anschließenden Übergabe der Deutschlandstipendien. „Wir sind stolz darauf, so viele Studierende unterstützen zu können und wir sind den Stifterinnen und Stiftern dankbar, die dies ermöglichen.“ Hudy und HAWK-Vizepräsident Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl überreichten gemeinsam die Stipendien-Urkunden. Der Bund fördert Stipendien für 1,5 Prozent der Studierenden einer Hochschule in Höhe von 150 Euro pro Monat. Die Hochschule gewinnt private Förderer, die ihrerseits je 150 Euro pro Stipendium hinzugeben. Gibt es mehr private Stifter, können nicht ausgenutzte Stipendien anderer Hochschulen genutzt werden. 

Das Deutschlandstipendium fördert begabte und leistungsstarke Studierende, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und dem Standort ihrer Hochschule. Nicht nur gute Noten sollen bei der Vergabe berücksichtigt werden, sondern auch gesellschaftliches Engagement sowie besondere persönliche Leistungen.

2011, als das Deutschlandstipendium begann, war das Team unter der Leitung von HAWK-Vizepräsident Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl mit 22 Stipendien und 21 Förderern an den Start gegangen. 2018 sind es 78 Förderer und 114 Stipendien. Im März dieses Jahres standen 30 Förderer fest. In den folgenden Monaten konnten dann an allen drei Standorten der HAWK, Hildesheim, Holzminden und Göttingen, neue Unterstützerinnen und Unterstützer gewonnen werden. Erstmals können also 2019 insgesamt 120 Stipendien vergeben werden.

Die 120 Stipendien sind auf 122 Stipendiaten verteilt.

Nach HAWK-Standorten:

  • Hildesheim 53 Geförderte
  • Holzminden 21 Geförderte
  • Göttingen 48 Geförderte

In Hildesheim kamen die Sparkasse Hildesheim Goslar Peine mit zwei Stipendien und die Firma Architekten BKSP mit einem Stipendium hinzu. Ebenso erhielt die HAWK ein großzügiges Vermächtnis von Franz Josef Brinkmann. In Holzminden haben sich in diesem Jahr viele neue Förderer engagiert nach dem engagierten Aufruf der Bürgerinitiative Pro Hochschule und Ralf Schwager. Damit konnte die HAWK die Privatperson Wolfgang Bellmer, die Firmen Mons Indigo GmbH & Co. KG, die Deka Immobilien und die Restaura mit drei Stipendien gewinnen. In Göttingen kamen zum Beispiel Dr. Demuth Derisol Lackfarben GmbH, Interpane und WLR Sales & Service mit jeweils zwei Stipendien hinzu.++ Die hessische „Sigi und Hans Meder Stiftung“ ermöglicht zehn Stipendien. Besonders hervorzuheben ist der erste Erfolg in der Gewinnung von Teilstipendien, finanziert von jungen Alumni der HAWK. Denn sie waren bis vor kurzem selbst noch Deutschlandstipendiatinnen und -stipendiaten oder haben gerade ihre ersten beruflichen Erfahrungen gemacht. Frederik Walbaum, Alumnus der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen in Holzminden sagt: „Ich selbst genoss die Förderung eines Stipendiums während meines Studiums. Dadurch bin ich in die privilegierte Situation gekommen, in einer überdurchschnittlich bezahlten Branche arbeiten zu dürfen. Das zahlt sich spätestens nach dem Studium aus, weshalb man im Anschluss durchaus in der Lage ist, einen Teil ‚zurückzugeben‘.“

Für viele der Studierenden ist die Förderung mehr als eine stabile Finanzierung, denn ohne die 300 Euro im Monat könnten sie nicht an der HAWK studieren. Besonders ausländische Studierende oder Studierende aus nichtakademischen Haushalten müssen eine besonders große finanzielle Hürde überwinden. Zum Beispiel berichten ausländische Studierende davon, dass sie einen Großteil ihrer Einnahmen aus Nebenjobs an ihre Familien in der Heimat senden, damit die dort überleben können. 

„Viele unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten müssen Herausforderungen überwinden, um überhaupt an der HAWK studieren oder weiterstudieren zu können“, sagt Daniela Zwicker, Mitarbeiterin für Fundraising im Team von Vizepräsident Viöl. Sie nennen Herausforderungen wie „für mich ist es immer noch die größte Überwindung, neben der Pflege in der Familie und der Arbeit, die Zeit und die Motivation für das Studium zu finden.“ In anderen Familien müssen Eltern mit kleinem Einkommen mehr als ein Kind im Studium versorgen. Manche Studierenden haben auch schon eigene Familien, die versorgt werden müssen, und bei denen das Bafög nicht ausreicht. „Ebenso haben wir einige Fälle, in denen Studierende Familienangehörige mitpflegen, beziehungsweise diese mit ihren Einnahmen zu Hause unterstützen“, berichtet Zwicker, „wir sind jeder Förderin und jedem Förderer dankbar, die oder der das Deutschlandstipendium unterstützt und damit diesen Studierenden hilft, ein Studium bewältigen zu können.“ 

Für gute Stimmung zwischen den Reden und den unterschiedlichen Phasen der Veranstaltung sorgte Saxophonist Christian Gastl aus Hamburg. Mit aktuellen Titeln und einem spontanen Rundgang durch die Menge begeisterte er als Solokünstler das Publikum und die Gastgebenden.

HAWK-Lehrender Dr. Ulrich Hundertmark fühlte sich als Dekan am HAWK-Standort Holzminden durch den Festakt im Lichthof in Holzminden dazu motiviert, zum ersten Mal ein privates Stipendium zu vergeben. „Als Lehrende möchten wir die Studierenden bestmöglich unterstützen“. In diesem Fall ist es in Form von wertvollen Finanzspritzen pro Monat. Dafür ist Stipendiatin Tahmineh Sezavar aus dem Iran ihm sehr dankbar, denn jetzt kann sie sich besser auf ihr Masterstudium an der Fakultät Gestaltung konzentrieren, ohne extra arbeiten gehen zu müssen.

Hintergrund

HAWK-Preisträger

Die Hochschule verleiht den HAWK-Preis seit 2013 jährlich. Prof. Dr. Dieter Grommas ist der siebte Preisträger nach Katja Urbatsch von ArbeiterKind.de (2018), Ralf Schwager von der Bürgerinitiative Pro Hochschule, Holzminden (2017), dem Verein für studentische Angelegenheiten (VestA), Hildesheim (2016), Prof. Dr. Gerd Litfin, Göttingen (2015), Dr. h.c. Arwed Löseke, Hildesheim (2014) und Dr. Ulrich Stiebel, Holzminden (2013). 

Höchste Ehrenauszeichnung der HAWK 

Der HAWK-Preis ist die höchste Ehrenauszeichnung der HAWK und wird an hochschulinterne und externe Personen verliehen, die durch eine herausragende Aktion oder Initiative oder durch besonderen Einsatz das Leitbild der HAWK „vielfältig, lebendig, menschlich“ konkretisiert haben und sich dadurch um die Hochschule oder Teile der Hochschule in besonderer Weise verdient gemacht haben, so heißt es in der HAWK-Grundordnung. 

Der Preis – ein Entwurf von HAWK-Student David Müller

Entworfen wurde der Preis von HAWK-Student David Müller. Er zeigt die stilisierte Schwinge eines Falken im Aufwind. Unter der Leitung von Hartwig Gerbracht, Professor im Bereich Metallgestaltung an der Fakultät Gestaltung, hatten Studierende Vorschläge entwickelt, aus denen schließlich dieser Entwurf ausgewählt wurde. David Müller beschreibt sein Werk so: „Die silberne Schwinge repräsentiert die Freiheit und das sanfte Gleiten im weiten Luftraum, aber auch Wendigkeit und Zielstrebigkeit. Unsere Studierenden und Lehrenden bewegen sich frei in ihren Kompetenzen, forschen in alle Richtungen und jeder/jedem wird das persönliche Ziel ermöglicht. Wir sind kommunikativ, innovativ und breit aufgestellt, wir bewegen uns in alle Richtungen und arbeiten, wenn wir ein Ziel vor Augen haben, auch geradewegs und unbeirrt darauf zu.“

Foto: HAWK