Hildesheim/Holzminden (red). „Wir haben uns viel zu lange versteckt“, sagte Hauptgeschäftsführerin Ina-Maria Heidmann zur Begrüßung der fünften großen Meisterfeier der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen. Für jede Hochschule sei es mit Blick auf ihre Abschlussfeier, für jedes Gymnasium hinsichtlich des Abiballs eine Selbstverständlichkeit, den Absolventen eine würdige Festveranstaltung auszurichten. „Warum also diese Bescheidenheit im Handwerk?“, so die Hauptgeschäftsführerin. Für die 350 Meisterinnen und Meister, die im Jahrgang 2016/2017 ihre Prüfung vor den Prüfungsausschüssen der Handwerkskammer abgelegt haben, sei diese Feier ein Zeichen der Wertschätzung und eine Verbeugung vor ihrer persönlichen Leistung. „Die rund 1.200 Gäste verbeugen sich vor der gesamten Familie Handwerk. Das sind natürlich Ihre eigenen Familien, die Sie unterstützt haben, aber auch die 125 ehrenamtlichen Handwerker in den Ausschüssen. Diese Verbeugung gilt auch den Ausbildungsbetrieben, die für den Nachwuchs unseres Wirtschaftsbereichs sorgen.“

Den ganzen Stolz des Handwerks skizzierte auch Präsident Delfino Roman in seiner Rede. Hinsichtlich der digitalen, technologischen und demografischen Herausforderungen, vor denen das Handwerk der Zukunft steht, sprach er den Jungmeisterinnen und Jungmeistern Mut zu: „Das Handwerk hat sich nie in Anbetracht neuer Technologien oder Revolutionen in die Opferrolle begeben. Wir haben diese Umbrüche selbst ausgelöst.“ Roman führte dafür bahnbrechende Erfindungen wie den Buchdruck oder den Benzinmotor an, die von Handwerkern erfunden wurden. „Wir sind die Macher und nicht die Gejagten des technologischen Fortschritts“, so Roman. Bei allen Heilsversprechen des digitalen Zeitalters, seien auch künftig Handwerker, also echte Menschen vonnöten. Und zwar immer dort, wo Kreativität, Handfertigkeit, Improvisation, Logik und Materialgefühl gefragt seien. „Unsere Welt ist nicht nur digital, sondern auch analog. Wir alle brauchen Gegenstände, die nicht von automatisierten Verfahren hergestellt oder durch digitale Algorithmen ersetzt werden können“, sagte Roman. 

Festredner Eckhard Gorka, Landessuperintendent der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, ging in seinen Worten auf die Rolle des Meisters in der Gesellschaft ein. Für ihn seien die Jungmeisterinnen und Jungmeister Vorbilder, die sich mit ihrer sinnstiftenden Arbeit identifizieren und damit den Nachwuchs inspirieren. Als „Botschafter des Handwerks“ und somit als echtes Vorbild für viele Jugendliche wurde der Maurer- und Betonbauermeister Jannes Wulfes ausgezeichnet. Wulfes belegte bei der erst wenige Stunden zuvor beendeten WordSkills, der Weltmeisterschaft der Berufe in Abu Dhabi, den fünften Platz. Im Rahmen der Feierstunde erhielt er mit den rund 190 Meisterinnen und Meistern den begehrten Meisterbrief von Präsident Roman.

Organisation und Service wurden erneut von den Mitarbeitern der Handwerkskammer in Eigenregie umgesetzt. Frei nach dem Motto: „Fleischermeister können das – wir haben es selbst gekocht“ haben auch in diesem Jahr die Mitarbeiter der Handwerkskammer ein deftig-schmackhaftes Catering auf die Beine gestellt. Friseurmeisterin Therese Wehage richtete dankende Worte an die Lehrwerkmeister, Familien und Freunde. Sie ging stellvertretend für ihren Jahrgang auf die Vorbereitung in der Meisterschule ein, die gerade in der abschließenden Phase von Verzicht geprägt ist. Am Ende habe sich die Fortbildung aber gelohnt: „Der Meister hat mich wachsen lassen und selbstbewusster gemacht“, so Wehage.++ Wie auch in den Vorjahren konnte die Handwerkskammer im Vorfeld auf die Unterstützung starker Sponsoren wie der Sparkasse Hildesheim Goslar Peine, Signal Iduna, IKK classic, AOK Gesundheitskrankenkasse und Event Werft GmbH bauen, um diese große Feierstunde arrangieren zu können.

Foto: Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen