Bevern (haa). Das Naturbad in Bevern nimmt allmählich Form an – möglicherweise jedoch nicht schnell genug. Denn der Zeitdruck ist groß: Bis 30. September muss das Bad betriebsbereit sein, um die vollen Fördermittel zu erhalten. Samtgemeindebürgermeister Thomas Junker zeigt sich dennoch optimistisch. Laut aktuellem Bauzeitplan könne der Termin eingehalten werden. Doch wie weit ist das Projekt tatsächlich fortgeschritten?
Derzeit laufen auf der Baustelle die Folienarbeiten. Der überstaute Nassfilter sowie große Teile des Nichtschwimmerbeckens sind bereits fertiggestellt und haben den Dichtigkeitstest bestanden. Im Schwimmerbereich sollen die Folienarbeiten noch in dieser Woche beginnen. Die Verlegung der Wassertechnik und der Drainageleitungen im Nassfilterbereich steht noch aus. Das Material für den sogenannten Neptun-Filter wird in der kommenden Woche erwartet. Anschließend folgt die Installation der Elektrik.
Bis 30. September muss dem Fördermittelgeber der bauliche Verwendungsnachweis der investierten Summe vorgelegt werden – inklusive eines Nachweises, dass das Bad betriebsbereit ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Schwimmen bereits erlaubt ist. Es genügt, wenn die technische Instandsetzung abgeschlossen ist. Danach folgen weitere Maßnahmen, etwa die Pflasterung eines Gehwegs.
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 2,74 Millionen Euro. Davon werden eine halbe Million Euro durch Fördermittel vom Landesamt für regionale Entwicklung Leine-Weser und eine zusätzliche Ko-Finanzierung gedeckt. Die Hälfte davon wurde der Stadt Bevern bereits 2022 ausgezahlt, die verbleibenden 500.000 Euro müssen noch bewilligt werden. Die restliche Summe trägt die Stadt selbst. Sollte die Frist für die Fördergelder nicht eingehalten werden, drohen Rückforderungen und ein möglicher Widerruf des Zuwendungsbescheids. „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Frist einhalten“, so Junker.
Ein unerwartetes Problem bereitete das alte Eingangsgebäude. Durch den Abriss eines angrenzenden Wohnhauses sowie der ehemaligen Umkleide- und Sanitäranlagen entstanden Schäden – obwohl das Gebäude ursprünglich als eines der wenigen erhalten bleiben sollte. „Sowas kann auf einer Baustelle passieren“, kommentiert Junker. Das Planungsbüro legte drei Optionen vor: 1. Erhalt und Sanierung des Bestandsgebäudes, 2. eine Containerlösung oder 3. ein Neubau in Leichtbauweise. Nach wirtschaftlicher Abwägung entschied sich die Stadt für die dritte Variante. Ein moderner Holzbau soll künftig den Eingangsbereich des Naturbads bilden – und somit auch den ersten Eindruck für die Besucher. Automaten sollen künftig den Zugang regeln, eine Überdachung Schutz vor Witterung bieten.
Auch die ursprüngliche Konzeption des Naturbads war unter anderem wirtschaftlich motiviert: Die hohen Energiekosten des früheren Freibads stellten eine große Belastung dar – beim Naturbad fallen diese deutlich geringer aus. Dennoch: Aufgrund des hohen Eigenanteils der Stadt sollen Anschlussprojekte folgen, etwa bei der geplanten Rutsche. Ursprünglich war eine Folienrutsche vorgesehen, doch der Übergang ins Becken erwies sich als schwierig. „Manchmal zeigt sich erst in der Umsetzung, ob Ideen tatsächlich realisierbar sind“, sagt Junker. Inzwischen ist eine herkömmliche Rutsche vorgesehen – deren Umsetzung soll in einem späteren Schritt über zusätzliche Fördermittel finanziert werden.
Für das alte Schwimmbad existierte einst ein Betreiberverein, der sich nach der Schließung auflöste – der Satzungszweck, das Schwimmen zu fördern, sei damit nicht mehr erfüllt worden. Eine Neugründung wäre aus Sicht von Junker sehr willkommen: „Es geht ja auch darum, das Naturbad dauerhaft attraktiv zu halten. Zum Beispiel könnte der Sandstrand mit Strandkörben ausgestattet werden – so etwas müsste dann aber über einen Verein laufen.“ Bereits bei mehreren Baustellenrundgängen hätten Bürger Interesse bekundet.
Junker brachte außerdem eine weitere Idee ins Spiel: die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft, die für alle Bäder der Region zuständig ist – ähnlich der Göttinger Sport und Freizeit GmbH. Dies biete steuerliche Vorteile, Synergien und ermögliche eine effizientere Nutzung vorhandener Kapazitäten. Auch die Badegäste könnten profitieren – etwa durch eine Saisonkarte, die in mehreren Bädern gültig ist. Gleichzeitig könnten die einzelnen Bäder dennoch von eigenen Fördervereinen begleitet werden. Diese Idee wird nun geprüft, betont Junker – bis zur Umsetzung brauche es jedoch noch Zeit und Vorbereitung.
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