Rühle (zir). In den vergangenen Monaten war das Thema „Motorradlärm“ vermehrt zu hören und zu lesen. Viele Anwohner zeigen sich von zu lauten Zweirädern gestört – besonders an Wochenenden und Feiertagen. Am 11. Februar 2025 tagte ein Runder Tisch im niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung und diskutierte über Maßnahmen und Möglichkeiten, den Motorradlärm einzudämmen.
Im Nachgang präsentierten die Landtagsabgeordneten Sabine Tippelt (SPD) und Uwe Schünemann (CDU) gemeinsam mit verschiedenen Interessengruppen sogenannte Geschwindigkeitstrichter, die an beiden Ortsausgängen Rühles aufgestellt wurden. Diese Trichter drosseln in 300- bis 400-Meter-Abständen die Geschwindigkeit von 100 über 70 auf 50 km/h in Richtung Ortseingang oder erhöhen diese ebenso ab dem Ortsausgang.
„Im Landkreis haben wir fünf Geschwindigkeitstrichter“, erklärte Carsten Becker, Dezernent für Integration, Verkehr, Verbraucherschutz und Eigenbetriebe im Landkreis Holzminden. „Ebenso haben wir vier Lärmdisplays an kritischen Stellen aufgestellt, die den allgemeinen Motorenlärm für uns messen und aufzeichnen. Diese Displays messen unter anderem auch das Verkehrsaufkommen“, erklärte der Dezernent weiter.
Rainald Mohr vom Bundesverband der Motorradfahrer e. V. begrüßte die Umsetzung der Geschwindigkeitstrichter und lobte die Zusammenarbeit mit Tippelt und Schünemann. „Es freut mich, dass auf die Empfehlung des Bundesverbandes der Motorradfahrer gehört wurde“, zeigte sich Mohr dankbar und führte weiter aus: „Viele Fahrer nutzen leider die Motorbremse, weshalb der Lärm mit in den Ort getragen wird. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen sind zu nah an der Ortschaft aufgestellt. Mir wäre es lieber, wenn wir die Schilder noch weiter außerhalb des Ortes aufstellen.“ Weiter erklärte er, dass sich sicher nicht alle Fahrer an den Geschwindigkeitstrichter halten würden, daher seien gegebenenfalls Blitzer eine passende Lösung. „Es ist auf jeden Fall noch Raum für Verbesserung da“, wies das Verbandsmitglied hin.
Burkhard Schramm, Leiter des Einsatz- und Streifendienstes der Polizei Holzminden, erklärte, dass die Polizei – soweit es die eigenen Ressourcen erlauben – seit Jahren Kontrollen hinsichtlich des Motorradlärms durchführe. Hierbei versuche man stets im Rahmen der Gesetzgebung eine neutrale Position einzunehmen. „Wir gucken nicht auf den Lärm oder die Geschwindigkeiten, unser speziell geschultes Personal führt auch Präventions- und Aufklärungsarbeit durch“, erklärte der Polizist. So unter anderem das Projekt „Kaffee statt Knöllchen“, bei dem gezielt über die Gefahren im Straßenverkehr sowie den Lärm, den die Maschinen verursachen können, aufgeklärt werde. „Wir konnten im Bereich unseres Kommissariats dafür sorgen, dass die Anzahl der Unfälle von 191 im Jahre 2018 auf 56 im Jahre 2024 zurückgegangen ist.“ Zu jedem Ende eines Jahres würden die Maßnahmen und die Präventionsarbeiten evaluiert und anhand dessen eingeschätzt, was noch getan werden könne.
Auch Stephan Pirone von der Villa Löwenherz – ein beliebter Anlaufpunkt für Motorradfahrende – beschäftigt sich jeden Tag mit Aufklärungsarbeit. „Seit mehreren Jahren stehe ich in den Diensten der Motorradfahrenden. Jeden Tag spreche ich zum Beispiel Motorradfahrende an, die mit lauten Maschinen auf unseren Hof fahren, und kläre sie darüber auf“, erklärte Pirone. Dies sei Teil seiner Initiative „Leiser fahren, Ärger sparen“.
Markus Renner, Vereinssprecher der Bürgerinitiative „Motorradlärm Weserbergland“, erklärte, dass Motorradlärm ein Schaden für Anwohner sowie Gastronomen und andere Gewerbetreibende sei. „Daher finde ich, dass die Umsetzung eines Geschwindigkeitstrichters ein wichtiger Schritt ist“, erklärte Renner. Er sei vor allem auf die nächste Sitzung gespannt, wenn die Maßnahmen evaluiert werden.
Tippelt mahnte, dass die Maßnahme nicht gegen Motorradfahrende gehe und auch Autofahrende Lärm verursachen. In erster Linie dienten die Maßnahmen der Bekämpfung von Lärm. „Wir haben umgesetzt, was machbar ist, und sind jetzt schon auf neue Gespräche Anfang 2026 gespannt“, erklärte Tippelt.
„Der Grund, warum wir was tun mussten, lag unteranderem darin, dass auch ich bei einem Besuch bei Renner im Garten bemerkte, dass sich aufgrund von Motorradlärm kaum ein Gespräch führen ließ“, blickte Schünemann zurück. Die bisherigen Maßnahmen hätten bisher kaum etwas gebracht, dabei schließe er sich der Meinung Renners an. Daher gelte es, die Maßnahmen immer wieder zu evaluieren und sich zu fragen: „Was bringt es?“ Wichtig sei, dass Strafen alleine nichts bringen. Ebenso wichtig sei die Aufklärungsarbeit. „Wir werden schauen, was noch alles getan werden muss“, so Schünemann.
Die einzelnen Interessenparteien sowie die Landtagsabgeordneten lobten die Zusammenarbeit untereinander und sind sich einig, dass gemeinsam für die Bevölkerung gegen den Lärm vorgegangen werden müsse.
Fotos: zir