Holzminden. Die letzten Monate nach Bekanntgabe des vorläufigen Insolvenzverfahrens waren für uns schwer zu ertragen.Es war ein ewiges Auf und ab der Gefühle, viele Tränen sind geflossen, unfassbar für uns alle, ist es trotzdem passiert.
Das Krankenhaus ist zu.
Im Zeitalter von Pflegenotstand, der schon seit Jahrzehnten im Gespräch ist, ist in den letzten Jahren viel von uns abverlangt worden.
Wir haben in allen Bereichen viele Überstunden geleistet um unsere Patienten gut zu versorgen. Wir sind häufig an unsere Grenzen gestoßen, weil oft Zeit und Man-power gefehlt hat. Diese Situation war für uns oft unbefriedigend.
Nun wird uns dafür nicht einmal der finanzielle Ausgleich erstattet.
Wir haben unter Corona gelitten, wir haben unsere Patienten versorgt, den Mundschutz ertragen. Die Impfungen, unter Androhung des Berufsverbots hingenommen, damals oft Anfeindungen von Angehörigen ausgehalten.
Wir haben dafür nicht einmal alle eine Coronaprämie erhalten, die für viele Andere selbstverständlich war. Keiner musste damals beweisen, ob er mit Corona in Berührung kam, ausschließlich dass Krankenhauspersonal war in der Beweispflicht. Andere Berufsgruppen wurden mit Plexiglasscheiben vor Ansteckung geschützt.
Wir nicht.
Viele von uns waren erkrankt, wir mussten und dürften ohne Symptome in Quarantäne weiterarbeiten. Für andere unvorstellbar. Wir waren systemrelevant.
Die kleinen Krankenhäuser waren wichtig um all die erkrankten Patienten zu versorgen, sonst wären noch mehr Patienten verstorben. Es hätten auch bei uns Zustände wie in Bergamo geherrscht.
Man hat für uns geklatscht, heute bekommen wir die Klatsche.
Trotzdem haben wir unseren Beruf und unsere Aufgaben sehr ernst genommen. Oft wurden wir von unseren Patienten gelobt, wurden gefragt wie viele Kilometer an einem Tag laufen.
Wir haben immer versucht all dies zu kompensieren.
Jetzt aber hören zu müssen, dass das Pflegepersonal Schuld ist, an der Misere in Holzminden ist nicht zu ertragen.
Natürlich wird von Kündigungen gesprochen, welchem Kollegen ist dies zu verdenken, 4 Wochen vor Weihnachten. Da wir aber alle sehr loyal und ortsgebunden sind, sind aber auch unsere Kündigungsfristen sehr lang. Zum Teil 7-8 Monate , kämen also gar nicht zum Tragen. Viele unserer Kollegen haben weiter ausgeharrt und den Versprechungen geglaubt.
Durch den Pflegenotstand bedingt finden wir wohl alle Pflegekräfte einen neuen Job.
Durch Speed-dating, Online Bewerbungen und Begrüßungsprämien und Abwerbungen von anderen Krankenhausträgern mit Kaffee und Kuchen, wurde es möglich gemacht. Aber wer möchte zum Frühdienst 1/1/2 Stunden zur Arbeit nach Göttingen, Bad Pyrmont, oder gar Schaumburg fahren.
Unsere Kollegen aus anderen Berufsgruppen haben es da deutlich schwerer hier einen anderen Arbeitgeber zu finden.
Wir lassen viel zurück und sind alle unendlich traurig .
Wir verlieren gute Kollegen, viele Freunde, fast schon Familie.
Wir wollen Danke an all unsere Kollegen sagen, für Ihre Treue , Unterstützung, Ihre Geduld und die geleistete Arbeit.
Wir waren ein tolles Team.
Ebenso bedanken wir uns bei allen Unterstützern, die für uns gerudert, gelaufen und gesammelt haben .
Die Mitarbeitervertretung des Ev. Krankenhauses und des MVZ`s