Dassel (red). Einen sensationellen Fund machten kürzlich die Schülerinnen und Schüler der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel mit der Biologielehrerin Rebecca Schneider. Um Reinigungsarbeiten an der Fischtreppe durchzuführen, musste das angestaute Ilmewasser abgelassen werden. Der technische Hausmeister und Umweltpädagoge Olaf Hettling sorgte für umweltschonendes Vorgehen. Als dann der Wasserspiegel in den einzelnen Mäander-Becken sank, konnten viele Kleinstlebewesen, an Solsubstrat gebundene Arten wie Köcherfliegenlarven, Eintagsfliegenlarven, Egel und Mühlkoppen entdeckt und bestimmt werden. In einem weiteren Becken wurde ein Flusskrebs entdeckt. Anschließend wurden die Lebewesen wieder ihrem ursprünglichen Lebensraum Fließgewässer zugeführt.
Die ersten Vermutungen, dass es sich bei dem gefundenen Krebs um den heimischen Edelkrebs (astacus astacus) handele, wurden leider nicht bestätigt.
Diese in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Flusskrebsart lebt in sauberen, fließenden Gewässern. Kennzeichen der naturnahen Entwicklung der Bewer (nördlicher Zufluss der Ilme) war seinerzeit das Vorkommen einer der letzten Fließgewässerpopulationen dieses Edelkrebses im Oberlauf der Bewer. Der Flusskrebs hat Mitte des 19.Jahrhunderts schwer unter der Krebspest gelitten, einer Pilzinfektion, die nahezu sämtliche europäische Flusskrebse ausgerottet hat.
1890 wurde daher aus Amerika der amerikanische Flusskrebs, um den es sich beim Fund der Schülerinnen und Schüler handelt, eingeführt. Dieser überträgt die Krebspest und ist selbst resistent dagegen. Dies führt zu einer weiteren Dezimierung der heimischen Krebsbestände.
Man erkennt den amerikanischen Krebs an seiner Scherenoberseite. Sie ist am Gelenk des Scherenfingers mit einem türkis-weißen Fleck gezeichnet, der dem amerikanischen Krebs seinen deutschen Namen gab: Signalkrebs. Dieser Signalfleck kann jedoch auch fehlen oder nur sehr undeutlich ausgeprägt sein. Die Unterseite der Scheren ist auffällig rot und dient beim Heben der Scheren als Warnfarbe.
Dennoch zeigt der Mäander-Fischpass keine selektive Wirkung, so dass sich diese wichtige Maßnahme der Fischaufstiegshilfe als wesentliche Verbesserung des Ökosystems Ilme positiv bemerkbar macht.
Foto: PGS