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Dienstag, 24. Dezember 2024 Mediadaten Fankurve
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Weserbergland (fba). Am 24. Mai 1907 wurde Eduard Beigel in Raden, einem sehr kleinen Ort im Kreis Leobschütz in Oberschlesien geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Nach dem Besuch des Gymnasiums in der Kreisstadt Leobschütz studierte er Philosophie und Theologie in Breslau und Innsbruck. Am 20. Januar 1933 empfing er die Priesterweihe in Breslau durch Adolf Kardinal Bertram. Als Koordinator wirkte er zunächst in Katscher, sodann als Studienpräfekt und Religionslehrer in Leobschütz und als Kaplan in Altstett. Der Branitzer Generalvikar und spätere Weihbischof J.M. Nathan berief ihn als Diösesanrat ins Bischöfliche Seelsorgeamt. 1940 bis 1944 war er Priester von Jakobsfelde und am 2. Mai 1944 übertrug der Bischof von Olmütz ihm die Pfarrei St. Peter und Paul in Sauerwitz. Aus der Heimat vertrieben fand er 1946 in Schwiegershausen, Kreis Osterode im Harz eine Wohnung. Als Pfarrvikar von Schwiegershausen betreute er auch die Katholiken von Hattorf. 1951 zog Beigel weiter nach Eschershausen, wo im Kreis Holzminden seine frühere Sauerwitzer Pfarrgemeinde fast geschlossen eine neue Heimat gefunden hatte. In Eschershausen fand er selbst seine neue Heimat. Mit Dekret des Hildesheimer Bischofs vom 6. April 1951 übernahm er die Pfarrgemeinde in Eschershausen nach dem Tod des verstorbenen Pfarrers Georg Peterknecht. Zum damaligen Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass dieser neue Pfarrer ein Glücksgriff werden sollte, wenn man es so ausdrücken darf. Um den Vertriebenen aus dem ehemaligen Kreis Leobschütz weiter eine Brücke in ihre alte Heimat zu ermöglichen, setzte sich Beigel für eine Patenschaft zwischen den Kreisen Holzminden und Leobschütz ein, die 1955 ins Leben gerufen wurde und noch heute besteht. 

Dank des Zuzugs vieler Vertriebener nach Eschershausen wuchs die Bevölkerung stark an. Knapp 20 %, das entspricht ungefähr 800 Neubürgern (insgesamt 1385 in der näheren Umgebung von Eschershausen) waren katholisch und brauchten ein Gotteshaus. Schon in dieser Zeit lebten beide Konfessionen die Ökumene, denn die evangelische Kirchengemeinde überließ den katholischen Mitchristen ihr Gotteshaus und das Kantorat, um die Heiligen Messen dort zu feiern. Beim 25-jährigen Kirchweihjubiläum merkte Pastor Gieseke an:“ Wie viele gute Kontakte und Gespräche sowie Begegnungen hat es zwischen evangelischen und katholischen Christen gegeben, die ohne die gemeinsame Nutzung der Kirche St. Martin wahrscheinlich nicht zu Stande gekommen wären“. Trotz des guten Zusammenlebens konnte dieser Zustand jedoch nicht von Dauer sein. Anfang Juni begann Pfarrer Beigel mit dem ersten Spatenstich den Bau der Kirche. Die Grundsteinlegung erfolgte am 4.7.54 (Richtfest 20.8.54). Die Pläne hatte Diösesanbaurat Josef Fehling entworfen, ausführendes Bauunternehmen war Otto Grupe aus Eschershausen. Zusätzlich machten sich viele freiwillige Helfer an die Arbeit beim Bau der eigenen Kirche zu helfen, die nach nur 6 Monaten am 4. Adventssonntag, dem 19. Dezember 1954 eingeweiht wurde. Den feierlichen Gottesdienst hielt der Hildesheimer Bischof Dr. Machens. Das neue Gotteshaus erhielt den Namen „Heilige Familie“. Der anschließende Festakt fand auf dem Saal Sander, dem späteren Braunschweiger Hof, statt. Am 20. März 1955 erklangen die beiden Bronzeglocken der neuen Kirche zum ersten Mal. 

Am 17. September 1955 wurde im Rahmen einer Feierstunde in der Aula Pfarrer Beigel die Patenschaftsurkunde überreicht. Eschershausen wurde somit zum Zentrum für die Vertriebenen des Kreises Leobschütz. Kurze Zeit später wurde hinter der Kirche das Jugend-/Pfarrheim gebaut und eingerichtet. So nutzte die katholische Jugend den größten Raum zum Tischtennis spielen und für weitere Aktivitäten, die „Beigelbuben“, die im Mai 1953 auf Wunsch des Prälaten gegründet wurden, übten hier ihre Musikstücke ein, Feierlichkeiten sowie weitere christliche Veranstaltungen fanden hier ebenfalls statt. Die Messdienerstunden wurden hier abgehalten und die Kolpingfamilie traf sich auch im neuen Pfarrheim. Das Pfarrheim wurde zu einem beliebten Anlaufpunkt. Der Vorhof des Pfarrheimes wurde zum Fußballspielen und für Feierlichkeiten (Kirchenfeste) genutzt. 

Am 3. Juni 1956 wurde das Pfarrhaus eingeweiht, in das der Prälat einzog. Die obere Wohnung im Pfarrhaus bezog Dechant Schneeweiß. Zu Pfingsten 1961 wird das Bischof-Nathan-Altenheim eingeweiht. In ihm entstanden 10 Altenwohnungen (Erweiterungsbau 13. Oktober 1968 eingeweiht) .Im separaten Teil des Hauses wurde 1963 die Leobschützer Heimatstube eingerichtet, die später im Jahre 1987 durch Prälat Dr. Wolfgang Grocholl, Prälat Beigels Nachfolger, zum Heimatmuseum übersichtlich ausgebaut wurde. Da sich auch in der Nachbargemeinde Dielmissen viele neue katholische Mitbürger ansiedelten, ließ auch hier Prälat Beigel eine Kirche (St. Johannis, Apostel und Evangelist) erbauen, die am 19. August 1964 geweiht und jedoch im Jahr 2004 wieder entwidmet wurde. 

Am 18.3.63 wurde er mit der Aufgabe eines Apostolischen (Kananoischen) Visitators durch Papst Johannes XXIII für Priester und Gläubige des Generalvikariats Olmütz/Branitz betraut und gleichzeitig zum Päpstlichen Hausprälaten ernannt. Diese Tätigkeit übte er zwei Jahrzehnte aus. Mit dieser Ernennung wurde er gleichzeitig Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz. 1969 wurde Beigel zum Hildesheimer Diözesandirektor für das Missionswerk bestellt. Im Rahmen der Bischofskonferenz übernahm er einen Auftrag für die Weltmission. 

Am 1. Oktober 1970 wird die Pfarrvikarie Eschershausen zur selbständigen Pfarrei durch den Bischof von Hildesheim erhoben. 

Im Juli 1971 konnte die „gute Seele der Pfarrgemeinde und rechte Hand des Prälaten“ Frau Maria Ptok viele Glücks- und Segenswünsche für ihre 25 Jahre Tätigkeit als Seelsorgehelferin (später Gemeindereferentin) entgegennehmen. 1972 wird das Schinkelsche Haus „Haus Elisabeth“ in der Odfeldstr. 19 erworben und ebenfalls mit Altenwohnungen versehen. Der ehemalige Gerichtssaal wird zu einer Begegnungsstätte umgestaltet. 1973 wurde das 40-jährige Priesterjubiläum mit einem Hochamt würdevoll und angemessen in „seiner Kirche“ Heilige Familie begangen. Die Orgel, gespielt von Helmut Dubny und die Beigelbuben umrahmten den feierlichen Gottesdienst mit ihren Klängen. Über viele Jahre hinweg wurden christliche Feiertage wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Fronleichnam gefeiert. Höhepunkte eines jeden Jahres waren die Fronleichnamsprozessionen, die die Gläubigen an vier feierlich geschmückte Altäre in der Rosen- und Tulpenstraße, später auch Schillerstraße führte. 

1974 erfolgte in Würdigung und Anerkennung seines Wirkens für die Seelsorge bei den Heimatvertriebenen die Ernennung zum Apostolischen Protonator, für die er sich in der Nachfolge von Bischof Nathan, des „Millionärs der Liebe“, einsetzte. Sein Eintreten für die Heimatvertriebenen, sein Engagement in seiner neuen Heimatstadt Eschershausen und seine außergewöhnliche Art der Seelsorge für seine Gläubigen bescherte Prälat Beigel am 30.8.1984 eine besondere Ehrung, die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Prälat Beigel war nicht nur ein besonderer Priester, sondern ein Mensch, der mit viel Hingabe und Liebe seine kirchlichen Aufgaben wahrgenommen hat. Er war stets der gute Hirte in der Gemeinde und kümmerte sich um seine ihm anvertrauten „Schäfchen“. Seine Hauptaufgabe sah er in der Seelsorge. Prälat Beigel war ein kompetenter und weitsichtiger Priester, der in seinem Leben einfach und bescheiden war. Er war jederzeit für seine Gläubigen und Mitchristen da und ansprechbar, gerade dann, wenn es Sorgen und Probleme gab. Seine ruhige und besonnene Art die Dinge anzugehen und umzusetzen, waren einige seiner sehr vielen guten Charaktereigenschaften. Ein weiteres Markenzeichen, wenn man es so bezeichnen darf, war seine freundliche Art bzw. sein Lächeln. Er war nicht nur Pfarrer, sondern auch ein nahbarer Mensch, der auch gern, wenn es nötig war, feiern konnte. Die Bälle der katholischen Pfarrgemeinde im Gasthof Braunschweiger Hof legen darüber ein gutes Zeugnis ab. 

Prälat Beigel war ein weit- und umsichtiger Priester, der sich auch vielen anderen Dingen zuwandte. In der Mitte 1950-iger Jahre waren in Eschershausen und Umgebung Lehrstellen Mangelware. Um Jugendlichen eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen, besorgte Prälat Beigel im westfälischen Hagen Ausbildungsplätze in verschiedenen Betrieben und vergewisserte sich selbst bei dortigen Besuchen, ob es den Jugendlichen gut gehe und gefalle. Manche heute noch lebende Männer bedanken sich für diese großartige Unterstützung, denn ohne sie wäre ihr Start ins Berufsleben sicherlich nicht so gut verlaufen. Der eine oder andere junge Mann fand auch in Hagen sein späteres Eheglück. 

Aufgrund seiner vielfältigen Aufgaben als Visitator bat Prälat Beigel den Bischof in Hildesheim ihn von seinen Aufgaben zu entbinden. Diesem Wunsch entsprach der Bischof und am 1. Oktober 1974 trat Prälat Beigel nach 23 Jahren Wirkens in den Ruhestand. Bei der Verabschiedung wurde Prälat Beigel vom Bürgermeister Dörries und Stadtdirektor Lenke der Wappenteller der Stadt Eschershausen überreicht. Beigel blieb in Eschershausen und zog ins Bischof-Nathan-Altenwohnheim, seinem 2. Dienstsitz. Beigel lebte sehr bescheiden und anspruchslos und verzichtete auf jeden nur erdenklichen Luxus. Sein Nachfolger wurde Pfarrer Enenkel, der am 20. Oktober 1974 feierlich eingeführt wurde. Auch in seinem Ruhestand ließ es sich Prälat Beigel nicht nehmen bei den heiligen Messen auszuhelfen, ob am Mittwoch die 9.00 Uhr Frühmesse, am Donnerstag der Kindergottesdienst oder am Sonntag im Hochamt sowie auch in Dielmissen. 

Am 7. Dezember 1984 verstarb Prälat Beigel im Hildesheimer Bernwards-Krankenhaus. Auf dem Rückweg aus Hildesheim und beim Überqueren des Iths läuteten in Eschershausen als Ausdruck der tiefen Trauer die Kirchenglocken beider Kirchen. Die katholische Pfarrgemeinde in Eschershausen verlor seinen geliebten Pfarrer, der in den Herzen seiner Gläubigen stets in guter Erinnerung bleiben wird. Prälat Beigel wurde auf dem Friedhof in Eschershausen neben Pfarrer Schneeweiß und Pfarrer Söhner beigesetzt. Die Grabstelle besteht noch heute und immer wieder sieht man Menschen vor dem Grab, die innehalten und beten. Am 24. September 1992 beschloss der Rat der Stadt Eschershausen einstimmig die Straße „ Am Hirtenbrink“ in die „Prälat-Beigel-Straße“ umzubenennen, um die Verdienste und das Wirken ihres ehemaligen Priesters und Träger des Bundesverdienstkreuzes zu würdigen. In einer schlichten Zeremonie, so wie das Leben des Verstorbenen gewesen ist, fand die feierliche Enthüllung des neuen Straßenschildes unter Mitwirkung der Raabestädter (ehemals Beigelbuben) statt. Beim anschließenden Empfang im Rathaus, zu dem Bürgermeister Vogelsang eingeladen hatte, ließ Landrat Heinz Sassin das Leben und die Verdienste des neuen Namensgeber der Straße revuepassieren. Leo, ein Neffe des verstorbenen Prälaten, bedankte sich im Namen der Familie für diese Ehrung. Dr. Grocholl schloss sich dankbar den Worten an. So bleibt Prälat Eduard Beigel auch zukünftig stets für alle in Eschershausen sichtbar und vielen Bürgen in guter Erinnerung. 

Das Leben und Wirken des Prälaten Eduard Beigel sind bislang beispiellos für die Stadt Eschershausen.

Quellen: Internet, Buch: ein Vierteljahrhundert Pfarrkirche Hl. Familie in Eschershausen, das Eschershausenbuch der 50-ziger Jahre, eigene Quellen sowie Wissen aus Gesprächen mit noch lebenden kath. Mitbürgern aus Eschershausen

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