Stadtoldendorf (red). Mauersegler sind die Sommervögel schlechthin: Erst Ende April, Anfang Mai kommen sie aus ihrem Winterquartier im südlichen Afrika, um hier zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen, und bereits Anfang August fliegen die meisten wieder nach Süden. Segler verbringen den Großteil ihres Lebens in der Luft, nur zur Brut brauchen sie einen geschützten Platz, den sie in Hohlräumen an Hausfassaden oder unter Dachziegeln finden. Durch Renovierungen und Wärmedämmung gehen jedoch viele dieser Nistplätze unwiederbringlich verloren. Albrecht Jacobs stemmt sich diesem Trend entgegen. Der engagierte Naturschützer, der vor Jahrzehnten für die Wiederansiedelung des Uhus im Weserbergland und darüber hinaus sorgte und dafür 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hat Stadtoldendorf zu einer Mauersegler-Hochburg gemacht: 51 Paare brüteten im letzten Jahr allein in den Nistkästen an seinem Wohnhaus, ein neuer Rekord in einer der größten Kolonien Niedersachsens. Am vergangenen Sonnabend wurde das Nistplatzangebot noch erweitert: Zehn neue Doppelkästen wurden an der Fassade zur Teichtorstraße angebracht. Großzügigerweise stellte die Firma NNH Niedersächsischer Nutzfahrzeug-Handel aus Deensen hierfür bereits zum zweiten Mal einen Hubsteiger bereit. NNH-Mitarbeiter Andreas Görte half Gunnar Jacobs, Naturschützer und Ornithologe wie sein Vater, die vom NABU Holzminden finanzierten Nistkästen anzubringen.
Mauersegler bevorzugen große Höhen, da sie sich aus den Eingängen ihrer Brutplätze regelrecht herausstürzen. Kirchen sind bei ihnen daher besonders beliebt. Viele Kirchenvorstände freuen sich über geflügelte Untermieter wie Turmfalken, Schleiereulen, Fledermäuse und Mauersegler, die seit Jahrhunderten an und in Kirchtürmen und auf Dachböden ein Zuhause finden. Solche Kulturfolger, zu denen auch Spatzen und Schwalben gehören, sind sehr ortstreu, daher sind ihre Quartiere und Nester ganzjährig geschützt. An der Lutherkirche in Holzminden, der Klosterkirche in Kemnade, an Pfarrhäusern in Höxter und Bevern sowie an der Wangelnstedter Johanniskirche wurden von Albrecht Jacobs und dem NABU Holzminden bereits Mauerseglerkästen angebracht.
Insbesondere die geselligen Mauersegler finden nur schwer neue Nistplätze, umso wichtiger ist es, bestehende Kolonien zu erhalten und in der Nähe neue Möglichkeiten zu schaffen. So hat Albrecht Jacobs an etlichen Häusern in der Stadtoldendorfer Innenstadt mithilfe der Freiwilligen Feuerwehr in den vergangenen Jahren Nistkästen angebracht, die fast alle belegt sind. Auch in den Kästen an der Grundschule, die 2018 vom NABU angebaut wurden, sind bereits Mauersegler eingezogen. Sorgen bereiten den Naturschützern jedoch die zunehmend heißen und trockenen Sommer und das durch die intensive Landnutzung verursachte Insektensterben. Im Siedlungsbereich können Garten- oder Balkonbesitzer durch das Pflanzen heimischer Wildkräuter und das Dulden von etwas mehr Natur auf ihrem Grundstück das Nahrungsangebot für Insekten verbessern.
Davon profitieren auch die Mauersegler, die Sommervögel schlechthin. Ihre „Screaming-Parties“, bei denen sie laut rufend in rasanten Flugmanövern um die Häuser ziehen, gehören zu einem lauen Sommerabend dazu und sind in Stadtoldendorf dank Albrecht Jacobs‘ Engagement besonders beeindruckend.