Holzminden (red). Ortstermin am Donnerstagmorgen um 8.30 Uhr im Impfzentrum des Landkreises Holzminden. Landrat Michael Schünemann besucht das Zentrum, um sich ein Bild über die Lage vor Ort und die Arbeit des mobilen Impfteams zu verschaffen. Die Mitarbeiter der vom Landkreis verpflichteten Johanniter Unfallhilfe und auch die ärztliche Leitung können eigentlich nur Positives berichten. Eigentlich, denn die Entscheidung der Landesregierung, erst in fast einem Monat weitere Impfdosen nachzuliefern, macht die Aktiven vor Ort fassungslos.

„Wir haben hier sowohl im Impfzentrum selbst als auch mit dem mobilen Team innerhalb kürzester Zeit alles verimpft“, kann Anne Multhoff, stellvertretende Leiterin des Zentrums, zufrieden feststellen. Deshalb sei es auch im Zusammenhang mit den hochsensiblen Dosen zu keinerlei Verwerfungen gekommen. Das bedeutet, dass alle 975 Impfdosen bis zum Donnerstagabend verimpft werden konnten, keine der Dosen musste beschädigt oder verdorben entsorgt werden. Durch ein kurzfristig angepasstes Terminmanagement sei es besonders auch mit dem mobilen Team gut möglich  gewesen, flexibel zu reagieren und den Kapazitäten entsprechend in verschiedenen Seniorenheimen zu impfen, erklärt dazu auch Sebastian Multhoff, Geschäftsstellenleiter der Holzmindener Johanniter. Zwischen 150 und 200 Impfungen habe man dadurch insgesamt täglich erfolgreich durchführen können. Im Zentrum selbst, wo im Moment mit Dr. Patric Löwis of Menar nur ein Arzt eine einzige Impfstrecke medizinisch betreut, funktioniert der Ablauf reibungslos. „Alle Kräfte arbeiten hier Hand in Hand ohne Probleme zusammen“, ergänzt Sebastian Multhoff, „derzeit könnten wir nicht nur zügig weitermachen, sondern unsere Kapazitäten auch spielend erweitern.“       

Umso größer ist das Unverständnis bei allen Beteiligten vor Ort, dass das Land bei der Lieferung der nächsten Impfdosen einen Verteilschlüssel anwenden will, der den ländlichen Raum benachteiligt und den Landkreis Holzminden erst wieder in knapp einem Monat berücksichtigt. „Wir sind jetzt hier in voller Fahrt, alles läuft gut eingespielt und dann werden wir ausgebremst“, erklärt Dr. Christian Schaefer, ärztlicher Leiter des Impfzentrums, enttäuscht. Er forderte mit Nachdruck eine an der Altersstruktur orientierte Verteilung der Impfdosen, denn nur so könne die geforderte vorrangige Impfung der besonders gefährdeten Bürger des Landkreises umgesetzt werden.

Auch Landrat Michael Schünemann vermisst neben einer offensiveren und schlüssigeren Marketingstrategie der Landesregierung auch eine den demographischen Bedingungen angepasste Impfstrategie. „Wir könnten als Landkreis hier viel schneller und offenkundig effizienter mit den Impfungen vorgehen als vom Land erwartet“, resümiert der Landrat nach seinem Besuch im Zentrum, „stattdessen müssen wir jetzt unseren Betrieb wieder auf Leerlauf zurückfahren und dürfen das den Menschen am Telefon auch noch erklären.“ Er habe alle vier Landtagsabgeordneten kontaktiert und werde sich weiter beim Land für eine Änderung der geplanten Strategie einsetzen.      

Foto: Peter Drews/Landkreis Holzminden