Holzminden (red). „Befürchtungen vor der Aufnahme eines Pflegekindes gab es von meiner Seite her keine. Da wir bereits drei leibliche, gesunde und glückliche Kinder hatten und wir weitere haben wollten, entstand die Idee, Kindern zu helfen und diese in unser Familienleben zu integrieren…“, berichtet eine langjährige Pflegemutter aus dem Landkreis Holzminden, die aktuell immer noch zwei Pflegekinder betreut. Mit einer solchen oder ähnlich gelagerten Motivation melden sich immer wieder potenzielle Pflegeeltern bei der Kreisverwaltung im Pflegekinderdienst. Ein Interesse, auf das dieser durchaus angewiesen ist.
Für die betroffenen Kinder und Jugendliche ist ein Pflegeverhältnis oftmals die letzte Chance, Familie zu erleben. Seit Jahren schon steigt bundesweit die Anzahl an Kindeswohlgefährdungen. Die Aufnahme in eine Familie und der daraus entstehende Familienverbund bieten den vorbelasteten jungen Menschen eine heilsame Erfahrung. Sie stellt eine wichtige Ergänzung zur sonst notwendigen Unterbringung in einer stationären Einrichtungen dar.
Doch bringt die Aufnahme eines Pflegekindes vonseiten der Interessenten auch eine Fülle von Fragen und Unsicherheiten mit sich. Wie etwa kann sich das Zusammenleben gestalten? Welche Herausforderungen gibt es? Wie erfolgt die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und der Herkunftsfamilie? „Ab und an gab es immer mal wieder Gedanken, was denn wohl wäre, wenn das Kind in die Herkunftsfamilie zurückmüsste,“ erklärt eine Pflegemutter, „uns war jedoch sehr schnell klar, dass das Pflegekind bei uns in jedem Fall eine schöne Zeit hatte und wir einen positiven Teil zur Entwicklung des Kindes beigetragen haben, weil es bei uns gut versorgt war und geliebt wurde.“ Als größte derzeitige Herausforderung beschreibt sie unter anderem die Schulsituation: „Beide Pflegekinder besuchen eine Förderschule für soziale- und emotionale Entwicklung. Um diese Schule zu erreichen, müssen die Kinder täglich einen längeren Schulweg auf sich nehmen. Und auch die regelmäßige Konfrontation mit den individuellen Problemlagen der Pflegekinder hat uns vor große Herausforderungen gestellt.“
Die enge Begleitung durch das erfahrene sozialpädagogische Team des Pflegekinderdienstes soll sicherstellen, dass Pflegefamilien bestmöglich für diese Herausforderungen gewappnet sind. So vermitteln regelmäßige Schulungen Handlungssicherheit und bieten Raum zum Austausch mit den Fachkräften und anderen Pflegefamilien. Jene Pflegemutter, die vor zehn Jahren ihr erstes Kind aufgenommen hat, möchte ihre Pflegekinder mittlerweile keinesfalls mehr missen:
Bereits im November 2020 beginnt die nächste Schulung für interessierte Pflegeeltern. Wenn auch Sie ihr Zuhause für Kinder- und Jugendliche öffnen wollen, steht der Pflegekinderdienst für ausführliche und unverbindliche Information bereit. Gesucht werden Familien, Lebensgemeinschaften und auch Einzelpersonen, die bereit sind, ein Kind oder eine*n Jugendliche*n für kurze Zeit oder auf Dauer bei sich aufzunehmen.
Interessierte wenden sich an:
Landkreis Holzminden
Pflegekinderdienst
Tel. 0 55 31/707-350
E-Mail:
Internet: www.landkreis-holzminden.de/pflegekinderdienst