Holzminden (red). 19 Bilder von Kreisdirektoren, Landräten und Landrätinnen gaben bisher an einer Wand des Kreishauses Auskunft darüber, wer an der Spitze des Landkreises Holzminden seit 1832 politisch und verwaltungstechnisch an der Spitze stand. Jetzt ist das 20. Konterfei dazugekommen. Mit dem Bild des langjährigen Kreisdirektors Rudolf Hoffmeister wird eine historische Lücke geschlossen, die von 1913 bis 1931 reicht. Hoffmeister war dabei einer von denjenigen Amtsträgern, die über die Kreisgrenzen hinaus über große Reputation und Einfluss verfügt haben.
Berlitta Albrecht aus Golmbach und Joachim Romann aus Holzminden hatten das Foto und einige Daten zu ihrem Onkel zusammengetragen und im Kreishaus zu Vervollständigung der Ahnengalerie übergeben. Tatsächlich waren aus dem Archiv oder anderen unmittelbar verfügbaren Quellen zuvor keinerlei Bilder von Rudolf Hoffmeister aufzutreiben gewesen. Dabei legte der 1866 geborene Sohn eines Holzmindener Kaufmanns und Stadtrates im Herzogtum und späteren Freistaat Braunschweig eine Bilderbuchkarriere hin. In seinen Ämtern hat er im Braunschweiger Land durchaus Geschichte mitgeschrieben.
Rudolf Hoffmeister wuchs in Holzminden auf und ging in der Kreisstadt auf das Gymnasium. Nach seinem Abitur studierte er Rechtswissenschaften in Göttingen und Berlin, um im Anschluss an sein erstes Staatsexamen 1890 und einer darauffolgenden freiwilligen einjährigen Militärzeit 14 Jahre lang in verschiedenen Landesbehörden des Herzogtums Braunschweig tätig zu werden. Während dieser Zeit heiratete er auch die ebenfalls aus Holzminden stammende Margarete Uhde und absolvierte schließlich mit 38 Jahren erfolgreich auch sein zweites Staatsexamen.
Kreisdirektor des Landkreises Holzminden wurde Rudolf Hoffmeister in durchaus schwierigen Zeiten. Knapp ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges übernahm er die Verantwortung für den westlichsten Außenposten des Herzogtums als dessen höchster Beamter, nachdem er neun Jahre lang in verschiedenen anderen braunschweigischen Kreisdirektionen eingesetzt gewesen war. Die Geschicke des Landkreises Holzminden leitete Hoffmeister bis zum Kriegsende, als das Herzogtum wie das gesamte deutsche Kaiserreich auch politisch völlig zusammenbrach. Als die im November 1918 sich etablierenden Arbeiter- und Soldatenräte die Macht übernahmen, verweigerte sich der ehemalige Kreisdirektor nicht, sondern versuchte, eine funktionierende Verwaltung aufrechtzuerhalten.
Sein gewiss nicht einfacher Einsatz in diesen Zeiten muss ihm genügend Aufmerksamkeit in der Landeshauptstadt Braunschweig eingebracht haben, um dort nur zehn Monate später zunächst zur kommissarischen Leitung der Braunschweiger Polizeidirektion und kurze Zeit später dann zum Brauschweiger Polizeipräsident ernannt zu werden. Auch diese Aufgaben waren brisant und bedurften vermutlich einiges an politischem Fingerspitzengefühl. Denn immerhin waren die wirtschaftlichen Verhältnisse verheerend und die politische Situation sehr unübersichtlich. Im noch nicht wirklich stabilisierten neuen Freistaat Braunschweig lag ein Bürgerkrieg permanent in der Luft.
Ein Jahr später übernahm Rudolf Hoffmeister sein altes Amt in Holzminden wieder. Er blieb bis 1927 Kreisdirektor des Landkreises, bevor er ein zweites Mal nach Braunschweig berufen wurde und dort bis zu seiner Pensionierung Ende August 1931 noch einmal Polizeipräsident wurde. Damit blieb ihm anders als vielen Amtsträgern im Braunschweiger Land erspart, von der im September 1931 gewählten nationalsozialistischen Landesregierung unter Dietrich Klagges aus politischen Gründen des Amtes enthoben zu werden.
Als 78-Jähriger kehrte Hoffmeister schließlich ins Weserbergland noch einmal zurück, als die Familie nach Golmbach ausquartiert wurde. 1953, zwei Jahre nach seiner Übersiedlung aus dem Forstbachtal nach Holzminden, starb der Kreisdirektor a. D. und wurde auf dem Friedhof an der Allersheimer Straße beerdigt.
Foto: Landkreis Holzminden und Romann/Albrecht