Bodenwerder (r). “Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“. Mit diesen Worten begann Corinna Heinze, Schulleiterin der Oberschule Bodenwerder, ihre Rede zur Abschlussfeier und Zeugnisübergabe der neunten und zehnten Jahrgänge unter besonderen Corona-Regeln. Jeder Schüler durfte zwei Begleitpersonen mitbringen und unter den vorgegebenen Hygienemaßnahmen an Tischen mit 1,5 m Abstand zu den anderen und Mundschutz tragend sitzen. Die Lehrkräfte durften ihren Absolventen nicht per Handschlag gratulieren, sondern mussten die Zeugnisse abholbereit auf einen Tisch legen, sodass sich jeder Schüler sein Zeugnis unter Applaus abholen konnte. Aber lieber solch eine Zeugnisübergabe, als ein Abschlusszeugnis per Post, wie der stellvertretende Schulleiter Jan Reckmann bemerkte.
Corinna Heinze fasste die bizarren letzten Monate der Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen an der Oberschule Bodenwerder zusammen: “Am 15. März 2020 ging alles los. Zuerst Jubel, weil die Schule ausfiel und es längere Osterferien gab. Dann wieder Unterricht mit Maskenpflicht im Bus, Einbahnstraßen in der Schule, kleinen Gruppen, eigenen Schulhöfe, ständigem Hände waschen und desinfizieren. Nur alle zwei Tage Unterricht und lernen Zuhause - eigenverantwortlich. Danach kein Unterricht nach den Abschlussprüfungen. Keine Abschlussfahrt, keine Gratulation per Handschlag, keine Mottowoche, kein Abschlussball. Alle Dinge, die den Abschluss besonders machen, bleiben euch verwehrt.“ Heinze trifft den Nagel auf den Kopf mit ihren Worten: “Ein besonderes Jahr, euer Jahr, geht in die Geschichte ein. Euer letztes Jahr an der Schule werdet ihr nie vergessen, wir auch nicht.“
Tanja Warnecke, Samtgemeindebürgermeisterin Bodenwerder-Polle, wünschte sich und den Absolventen in ihrer Rede, dass sie unsere Region mit ihren Talenten prägen und die Welt, die mit ihren vielen Perspektiven auf sie wartet, erobern.
Die besondere Situation, die in diesen Zeiten von Corona, die Abschlussfeier besonders sein lässt, machten die Klassensprecher der zehnten Klassen in ihren Reden deutlich. „Uns wurde etwas genommen, was unser Schulleben lang selbstverständlich war. Unsere Gemeinschaft“, fand Kenny Christian Hahn und deutete damit auf die kleinen Gruppen hin, die aufgrund der Hygieneregeln der Landesschulbehörde gebildet wurden, in denen unterrichtet wurde. Er schilderte aus Sicht der Schüler die Zeit der Abschlussprüfungen und der nicht stattfindenden Abschlussfahrt, die vier Wochen vor Abfahrt abgesagt wurde. Celina Tietjen, Klassensprecherin der Klasse 10b, hielt eine zu tränenrührende Rede und fand: „Uns wurde unser Abschluss genommen, aber wir haben das Beste daraus gemacht.“ Sie fügte abschließend noch hinzu: “Uns haben unfassbar tolle Lehrer begleitet.”
Nach den Reden erhielten insgesamt 41 Schülerinnen und Schüler ihr Abschlusszeugnis, fünf erhielten den Hauptschulabschluss nach der 9. Klasse, sieben den Förderschulabschluss, drei den Hauptschulabschluss nach der 10. Klasse, sieben den Realschulabschluss und herausragende 19 Schülerinnen und Schüler erhielten den erweiterten Realschulabschluss. “Dieser Jahrgang ist etwas besonderes. 73 Prozent haben den erweiterten Realschulabschluss geschafft.” betont Corinna Heinze stolz. Jahrgangsbester ist Nico Lohöfer mit einem Notendurchschnitt von 1,3. Das zweitbeste Zeugnis, mit einem Schnitt von 1,7, hatte Sofia Klaaßens, nach ihr kamen Celina Tietjen und Jan Halbrock mit einem Notendurchschnitt von 1,8. Und nein, unter den Bemerkungen auf den Zeugnissen werden keine Sätze stehen, wie “Er oder sie kann Strecken von 1,5 m einhalten“, die auf die Hygieneregeln des Präsenzunterrichts hinweisen, auch wenn es ein besonderes Jahr ist, das man nie vergessen wird.
Foto: Oberschule Bodenwerder