Holzminden (red). Projekt „MIGOEK“ der HAWK erleichtert den Zugang zu Informationen und Schlüsselpersonen für migrantische Gründungsinteressierte.  

Wenn ich ein Unternehmen gründen will, stehe ich vor großen Hürden, noch höher sind sie, wenn ich einen Migrationshintergrund habe: Wohin kann ich mich wenden, wenn ich einen Business Plan erstellen muss, wer hilft mir über die Anfangsphase hinweg, wo finde ich die richtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in meinem Landkreis oder auch bundesweit?

Diesen und anderen Fragen haben sich die HAWK-Projektleitung des Projekts Migrantische Ökonomie für ländliche Räume, kurz MIGOEK, an der HAWK Prof. Dr. Leonie Wagner und Prof. Dr. Jörg Lahner mit einem Forschungsteam gestellt. Nach drei Jahren Projektlaufzeit blickten sie jetzt auf die erreichten Ergebnisse: „Wir konnten mit den Projektpartnerinnen und Projektpartnern einerseits viel erreichen. So hat eine Sensibilisierung in den beteiligten Landkreisen stattgefunden. Andererseits sind drei Jahre zu wenig, um tatsächlich nachhaltige Strukturen zu verankern“, resümiert Leonie Wagner.

Für die drei beteiligten Landkreise Cloppenburg, Holzminden und Werra-Meißner folgten aus einer Bestandsaufnahme verschiedene Angebote, mit denen die Beratungs- und Unterstützungsstrukturen verbessert werden sollten. „In ländlichen Räumen wird oft davon gesprochen, dass ‚man sich kenne‘, so dass Zugänge zu Personen und Informationen angeblich einfacher und bekannt sind. Unsere Befragungen konnten das so in unserer Zielgruppe nicht bestätigen“, spricht Prof. Dr. Jörg Lahner über eine wichtige neue Erkenntnis zum Thema Gründung mit Migrationshintergrund in ländlichen Regionen. Es gebe vielfältige Angebote für Existenzgründungsberatung einerseits und Integration andererseits, die aber bei Ratsuchenden und auch untereinander nicht bekannt seien.

Durch die drei Säulen „Informieren, Vernetzen und Weiterbilden“ – soll die Beratungssituation für Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund verbessert werden. Dazu dienen zum Beispiel eine jeweils landkreisspezifische Infobroschüre „Unternehmen gründen“ sowie niedrigschwellige Informationsveranstaltungen, Vernetzungstreffen von Existenzgründungsberatung, Integrationseinrichtungen und Migrantinnen- und Migrantenorganisationen. Eine Videoreihe der HAWK zeigt erfolgreiche Gründungen als lebensnahe Vorbildfunktion.

Am Ende des erfolgreichen Projekts mit vielzähligen Impulsen und Maßnahmen stehen vor allem die Fragen, wer die Ergebnissicherung garantieren wird und wie auch andere Regionen von den Erkenntnissen profitieren können.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben im Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA), Fördermaßnahme "Kommunen innovativ" seit April 2017 für insgesamt drei Jahre mit rund 450.000 Euro.

Foto: HAWK