Kreis Holzminden/Heinade (rus). Er gehört zu Weihnachten wie der Schnee zum Winter: Der Weihnachtsbaum. Bunt geschmückt und hell erleuchtet ist er das Symbol für die Weihnachtszeit. In ganz Deutschland werden fast 30 Millionen davon pro Jahr verkauft. Welche Arbeit wirklich dahintersteckt, bis Nordmanntanne und Co. endlich ins heimische Wohnzimmer gestellt werden können, haben wir uns in Deensen einmal näher angeschaut. Dort betreibt Michael Heinemeyer eine seiner Weihnachtsbaumplantagen. Vor über 40 Jahren fing sein Vater einmal mit der Anzucht von Weihnachtsbäumen an, Michael Heinemeyer führt das Unternehmen in der zweiten Generation fort.

Über 100.000 Quadratmeter Weihnachtsbäume

Über stolze 100.000 Quadratmeter Anbaufläche verfügt er derzeit, darauf stehen rund 80.000 Weihnachtsbäume, um die er sich mit seinem Team das ganze Jahr über kümmert. Seine Anbaubereiche sind in Deensen, Merxhausen und Heinade, aber auch in entfernteren Regionen, etwa in Dransfeld und Salzgitter. In Heinade stehen die meisten Bäume. Insgesamt sind es rund 95 Prozent Nordmanntannen, da diese heutzutage am häufigsten gefragt sind. Einige wenige Nobilistannen hat er auch – ihre duftenden Zweige werden aber meist nur als Schmuckgrün verwendet.

„Mit jedem Baum habe ich im Schnitt bis zu fünf Mal im Jahr zu tun“, erklärt Heinemeyer den Arbeitsumfang. Denn bis einer seiner Weihnachtsbäume am Ende zu Weihnachten ins Wohnzimmer kann, muss er über Jahre immer wieder einiges an Arbeit investieren. Als kleine Setzlinge werden die Bäume im Alter von vier Jahren vorwiegend aus Dänemark gekauft, da sind die „Kleinen“ gerade einmal 15 Zentimeter groß. Im Frühjahr je nach Wetterlage wird mit Hilfe einer Pflanzmaschine angepflanzt, pro Jahr sind es rund 4.000 junge Bäume. Danach geht es darum, den Pflanzen je nach Bodenbeschaffenheit ausreichend Nährstoffe durch Dünger zur Verfügung zu stellen. Sind sie größer wird der Formschnitt betrieben. „Jeder Zweig will die Spitze des Baumes sein“, weiß Heinemeyer, der durch den Formschnitt seine Bäume in seinem Wachstum beeinflussen will, was aber nicht immer gelingt. „Die Natur hat da eben ihren eigenen Willen“, schmunzelt er. Dennoch haben Kunden heute konkrete Vorstellungen, wie ein Weihnachtsbaum aussehen sollte. Und so wird jedes Jahr ausgesondert, was nicht schön gewachsen ist. Diese Bäume werden dann noch als Tannengrün verkauft, während die schönen Exemplare auf ihren direkten Verkauf warten.

Der heiße Sommer 2018 hat einen Großteil zerstört

Wenn im Juni die Bäume anfangen auszutreiben, quetscht Heinemeyer einige seiner Bäume mit einer speziellen Zange an der Spitze, um das Wachstum an bestimmten Stellen zu verlangsamen. Diese Spuren sind später noch leicht am Stamm erkennbar. Längere Triebe werden mit der Hand abgetrennt. Zudem wird an allen Stämmen über 1,80 Meter ein langer Stab mit einer stabilen Art von Wäscheklammer befestigt, um Vögel von der Spitze des Tannenbaums abzulenken. Denn gerade im Wachstum sind die Triebe noch dünn und brechen leicht. Zwischen den Bäumen wird mittels Freischneider und eines speziellen Traktors mehrmals im Jahr gemäht, damit die angehenden Weihnachtsbäume nicht an den unteren Stellen braun werden. 2018 hatte auch Heinemeyer mit dem trockenen Sommer zu kämpfen. „In diesem Jahr sind rund 80 Prozent unserer angepflanzten Bäume wieder eingegangen“, erinnert er sich.

Schon im Sommer werden die Bäume ausgewählt und nach Qualität und Größe sortiert, alle 25 Zentimeter bekommen sie ein anderes Etikett, um sie später besser sortieren zu können. Wenn es normal verläuft, braucht er gut drei Jahre, bis eine Plantage vollständig geräumt ist. Dann werden die Stuken herausgefräst und dem Boden etwas Pause gegönnt, um sich zu erholen.

Martin Heinemeyer beliefert Baumärkte und den Großhandel, aber auch einige Wiederverkäufer. An seinem Standort in Deensen gibt es schon jetzt jeden Freitag bis Sonntag die Möglichkeit, sich seinen Weihnachtsbaum auszusuchen. Er selbst fährt in der Vorweihnachtszeit jeden Tag nach Salzgitter und verkauft dort seine Bäume. Alle seiner Verkaufsstände werden durch Familienmitglieder abgedeckt. Wenn die schönsten Weihnachtsbäume der Plantage in der Vorweihnachtszeit dann endlich verkauft werden können, sind sie bei einer Größe von zwei Metern im Schnitt schon 12 Jahre alt und haben einigen Pflegeaufwand hinter sich. Auch wenn im Schnitt nur gut drei Wochen vor Weihnachten verkauft wird, ist es ein ganzjähriger Job.

Ein paar Tipps hat Martin Heinemeyer noch für Weihnachtsbaumfans:

Den Baum so lange wie möglich draußen an der frischen Luft lassen und vor dem Aufstellen den Stamm noch einmal ein bis zwei Zentimeter abschneiden, ähnlich wie man es auch bei Blumen machen würde. Wenn der Baum dann noch mit frischem Wasser versorgt wird, sollte er länger halten.

Fotos: Sebastian Rustenbach, Martin Heinemeyer