Niedersachsen (red). Werte und Normen soll auch an Grundschulen ordentliches Unterrichtsfach werden. Nach Planungen des Niedersächsischen Kultusministeriums soll diese Alternative zum konfessionellen Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach zum Schuljahr 2025/2026 im Primarbereich eingeführt werden, wie Kultusminister Grant Hendrik Tonne erläutert. Bisher wird Werte und Normen erst ab dem 5. Schuljahrgang angeboten.

„Der Religionsunterricht ist als einziger Unterricht grundgesetzlich verankert und hat auch im Niedersächsischen Schulgesetz einen besonderen Stellenwert. Daran wird auch nicht gerüttelt", betont der Kultusminister. Tonne weiter: „Wir müssen aber die Realität zur Kenntnis nehmen, dass die religiös-konfessionelle Bindung abnimmt und rund 10 Prozent der Schülerinnen und Schüler an Grundschulen an keinem Religionsunterricht teilnehmen. Mit dem Fach Werte und Normen möchten wir zukünftig Unterricht statt Betreuung anbieten für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen. Mit dem Alternativfach Werte und Normen möchten wir ein Angebot schaffen, dass die ethische Bildung dieser Kinder - quasi parallel zum konfessionellen Religionsunterricht - fördert. Es ist auch eine Frage der Gleichbehandlung, konfessionslosen Schülerinnen und Schülern ein mit dem konfessionellen Religionsunterricht vergleichbares Bildungsangebot zu unterbreiten."

In Niedersachsen wird derzeit an 40 Grundschulen die zweite Phase der Erprobung „Werte und Normen an Grundschulen" durchgeführt. Diese Erprobungsphase läuft noch bis Ende des Schuljahres und bietet die inhaltliche Grundlage für den weiteren Einführungsprozess. Im Schuljahr 2017/2018 gingen erstmals 10 Schulen zur Erprobung an den Start. Die Einführung des Faches „Werte und Normen an Grundschulen" wird in folgenden Schritten erfolgen: 

Die aktuell an 40 Grundschulen laufende Erprobungsphase „Werte und Normen" wird planmäßig bis zum Ende dieses Schuljahres durchgeführt und die inhaltliche Grundlage der weiteren Arbeit liefern. Im Anschluss wird eine fünfjährige Übergangsphase etabliert - in diesem Zeitraum erfolgen eine schrittweise Einführung des Faches und Fortbildungen der Lehrkräfte.

Das Schuljahr 2020/21 dient der Qualifizierung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die ab dem Schuljahr 2021/22 die Durchführung der Übergangsphase begleiten (Weiterbildungsmaßnahmen etc.). Aus dem Pool dieser Multiplikatoren können anschließend Fachberaterinnen und Fachberater gewonnen werden.

Die Einrichtung des Faches an den Schulen soll anschließend ab 2021/22 aufsteigend erfolgen: Beginnend mit Jahrgang 1 im ersten Jahr bis Jahrgang 4 im vierten Jahr. Wir haben errechnet, dass pro Jahr rund 400 Schulen in 400 Klassen/Gruppen mit der Einführung im 1. Schuljahrgang beginnen können (100 pro Regionalabteilung).+ Die Übergangsphase wird begleitet durch umfassende Weiterbildungsmaßnahmen des Niedersächsischen Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ). 

Die schrittweise Einführung führt dazu, dass der Prozess ressourcenschonend abläuft: Wie auch der Religionsunterricht wird der Unterricht Werte und Normen zweistündig erteilt. Das bedeutet für die rund 400 Schulen bzw. Klassen 800 Lehrerstunden. „Hierfür sind weniger als 30 Lehrerstellen nötig. Das ist ein moderater Stellenaufwuchs, den wir entsprechend Jahr für Jahr anmelden werden", erklärt der Kultusminister. 

Weiterhin ist vor der Einführung das Niedersächsische Schulgesetz im § 128 „Werte und Normen" auf den 1.Schuljahrgang abzuändern. Hier wäre dann die entsprechende Rechtsgrundlage gelegt (im Jahr 2024).

Zudem ist ein Kerncurriculum zu erstellen - sowohl für die Übergangsphase als natürlich dann auch für die Erteilung von Werte und Normen als ordentliches Unterrichtsfach. Dafür liegen mit den Rahmenplänen aus der Erprobungsphase sowie weiteren Lehrmaterialien des NLQ bereits ausgezeichnete fachliche Grundlagen vor. Der Studiengang „Werte und Normen" muss auf das Lehramt an Grundschulen ausgeweitet werden. Tonne: „Es ist noch viel zu tun, aber wir haben einen klaren Plan, wie wir Werte und Normen in der Grundschule bis 2025 einführen können. Ich bin sehr optimistisch, dass dies gelingen wird."