Düsterntal (st). Das Düsterntaler Schloss ist bereits seit 105 Jahren Bestand des Flecken Delligsens und hat einige Geschichten zu erzählen.
Geplant und erbaut im Stil des Neoklassizismus wurde das Schloss in den Jahren 1912/1913 von Gisela von Steinberg und ihren Mann Karl-Ernst von Hardenberg. Gisela von Steinberg bekam das Rittergut Düsterntal und eine nicht unerhebliche Geldsumme als Mitgift zu ihrer Hochzeit. Ihre Schwester, Jutta von Steinberg, heiratete Dr. Burchard von Cramm und behielt das Brügger Schloss.
In den folgenden Jahren entstanden rund um das Schloss einige Nebengebäude, wie ein Forsthaus, ein Arbeiterwohnhaus und Pferdestall mit Einliegerwohnung und Uhrenturm. Noch heute sind ein Teil der Nebengebäude erhalten.
Der Gutshof geriet in den zwanziger Jahren in eine finanzielle Schieflage, was 1929 zum Verkauf des Gutes und des Schlosses an den Staat Braunschweig führte.
Dieser verpachtete das Anwesen an einen Major Hessing, dessen Pachtvertrag 1938 wieder gekündigt worden ist. Im gleichen Jahr wurde das Schloss an den Reichsarbeitsdienst verpachtet, der es in eine Bezirksschule für Mädchen umfunktionierte. In den Gartenanlagen des Schlosses entstanden eine Sportanlage und eine Baracke für Unterrichtsräume, von denen heute nur noch die Fundamente erhalten sind.
Während des zweiten Weltkrieges wurden polnische Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit in der Unterrichtsbaracke untergebracht. Zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde im Schloss ein Lazarett der deutschen Wehrmacht untergebracht. Nachdem Deutschland den Krieg verlor, beschlagnahmte die britische Armee das Düsterntaler Schloss und richtete eine Erholungsstätte für britische Militärgeistliche ein. Im Jahr 1948 gaben sie das Anwesen an das Land Niedersachen zurück.
Das Land Niedersachen begann im selben Jahr erste einjährige Forstschullehrgänge für Forstbedienstete anzubieten. Unter der Leitung Arthur Panitz wurden von 1957 bis 1977 zweijährige Lehrgänge für den gehoben Forstdienst in der Forstschule eingerichtet.
Bis zur Schließung der Forstschule 1985, wurde das Schloss Düsterntal Aus- und Fortbildungsstätte für Forstinspektorenanwärter, Forstwirtschaftsmeister und Auszubildende.
Nach einigen Jahren des Leerstandes übernahm die Step gGmbH das Gebäude vom Land Niedersachen um ein Therapiezentrum zur Behandlung drogenabhängig Erkrankter einzurichten. Im Juni 1990 konnte das Therapiezentrum seinen Betrieb mit 42 stationären Behandlungsplätzen aufnehmen.
Aufgrund verschiedener Veränderungen im Gesundheitssystem musste die Step gGmbH ab 2010 Überlegungen für die weitere Nutzung des Schlosses anstreben. So konnte am 01. April 2011 die Einrichtung für chronisch mehrfach abhängig Erkrankte (CMA) Schloss Delligsen im Schloss Düsterntal eröffnet werden, die noch heute Bestand hat.
Insgesamt kann das Haus 47 Erkrankte aufnehmen, von denen zur Zeit 35 Plätze belegt sind. Die Zimmer befinden sich nicht nur im Schloss, sondern auch im renovierten Forsthaus in Düsterntal.
Alle Bewohner und Angestellten der Einrichtung waren am vergangenen Sonntag, zum Tag des Denkmals, aktiv um ihre Einrichtung Interessierten vorzustellen. In verschiedenen Bereichen, wie der Hauswirtschaft, der Hausinstandhaltung, der Holzwerkstatt, dem Garten und der Küche können die Bewohner arbeiten und zeigen am Sonntag die geschaffenen Werke und das Gelernte. So können in der Holzwerkstatt einige aus Holz gefertigte Exponate käuflich erworben werden oder auch in Auftrag gegeben werden. Das Küchenteam, unter der Leitung des Küchenmeisters Andreas Battmer verzauberte an verschiedenen Stellen des Schlosses die Besucher mit einigen Köstlichkeiten und auch mit selbstgemachten Stockbrot am Lagerfeuer. Das Therapiezentrum bietet seinen Bewohnern mit seinen vielfältigen Angeboten Perspektiven für die Zukunft, so absolviert zurzeit einer der Bewohner die Ausbildung zum Koch.
Gegen kleine Spenden konnten außer den verschiedenen Gerichten auch einige Gartenstauden aus eigenen Anbau des Schlosses erworben werden.
Abgerundet wurde das Programm der Einrichtung zum Tag des offenen Denkmals durch die ausführlichen Führungen durch das Schloss, die durch Mitarbeiter der Therapiestätte durchgeführt wurden und die Informationstafeln in der Eingangshalle, die den Besuchern den geschichtlichen Hintergrund des Schloss und deren Entwicklung aufzeigen.
Fotos: st