Holzminden (red), „Die Kollegen im Alltag zu verstehen, ist überhaupt kein Problem“, sagt Benlacina Soumahoro, „aber in den Texten haben die Begriffe Bedeutungen, mit denen ich nichts anfangen kann.“ Mit viel Eifer macht der junge Mann aus der Elfenbeinküste derzeit eine Ausbildung bei einem Holzmindener Unternehmen. Doch die Sprachschwierigkeiten beim Lernen machen ihm trotz allen Fleißes zu schaffen. Ein vom Land Niedersachsen geförderter Sprachkurs der Kreisvolkshochschule Holzminden soll berufstätigen Menschen wie Soumahoro jetzt das sprachliche Rüstzeug vermitteln, das für einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss notwendig ist. Obwohl das sowohl für die Arbeitgeber als auch für die Betroffenen zusätzlichen Aufwand bedeutet, ist die Resonanz auf den Ende Mai beginnenden, sogenannten AEWB-Kurs groß.
Immerhin sechs Migranten beschäftigt der Holzmindener Unternehmer Ralf Schwager als Auszubildende. Er fordert von seinen Mitarbeitern, dass diese sich an die Regeln halten sollten und nicht etwa von einem Tag auf den anderen aus nichtigen Gründen die Ausbildung abbrächen. Obwohl Schwager ausgerechnet am Morgen vor der Einführungsveranstaltung genau diese Erfahrung mit einem der sechs machen musste, ist er von der grundsätzlichen Entwicklungsfähigkeit seiner migrantischen Mitarbeiter überzeugt. Denn Schwager weiß auch, dass die Motivation schon deshalb zu wünschen übrig lässt, wenn schon nach dem ersten Ausbildungsjahr klar ist, dass aufgrund der Sprachdefizite das zweite nicht mehr erfolgreich abgeschlossen werden kann.
300 Stunden, jeweils montags von 15:15 Uhr bis 17:15 Uhr und samstags von 9:00 bis 15:00 Uhr sollen die Teilnehmer zusätzlich zur normalen Ausbildung die Schulbank drücken, um besonders auf das Berufsleben zugeschnittenes Deutsch zu lernen. Für die entsprechende Zeit müssen die Arbeitgeber ihre Auszubildenden freistellen. Der Kurs richtet sich nicht nur an Flüchtlinge, wie Benlacina Soumahoro, sondern an alle Auszubildenden, die mit der Sprachbarriere zu kämpfen haben. Gleich fünf Kooperationspartner haben an dem am 28. Mai beginnenden berufsbegleitenden Kursprojekt mitgestrickt, während der Einführungsveranstaltung in den Berufsbildenden Schulen Holzminden stellten sie sich und das Angebot genauer vor. Seit 2015 hat die KVHS mit Förderung der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB) 25 Kurse zur Deutschförderung für Flüchtlinge auf die Beine gestellt. In diese reiht sich das jetzige Bildungsangebot ein. Initiative von auf die Beine gestellt, die den Spracherwerb von Flüchtlingen zum Ziel hat. Der jetzt auf Initiative von Katharina König-Brittner (KVHS) und Rico Krieger (Koordinator für Sprachförderung des Landkreises) in Zusammenarbeit mit der BBS organisierte Kurs ist der erste, der berufsbegleitend für Auszubildende angeboten wird.
Man könne zwar nicht gezielt auf das Fachvokabular einzelner Berufszweige eingehen, erklärte Angelika Schlotter von der KVHS während der Einführungsveranstaltung. Denn dazu kämen die zu erwartenden Anmeldungen einfach aus zu unterschiedlichen Bereichen. Der Kurs vermittele aber fachübergreifend ein gutes, auf den Berufsalltag zugeschnittenes Sprachwissen, das eine auf Wirtschafts- und Sozialthemen bezogene Kommunikation in den Mittelpunkt rücke. Dass so eine Zusatzsprachförderung überhaupt nötig ist, machen nicht nur die Aussagen Benlacina Soumahoros deutlich. „Wir geben so schon ganz viele Hilfestellungen, aber wenn es an Deutschkenntnissen fehlt, bleibt trotzdem ein Problem“, versichert Angelika Schlotter schon gleich zu Beginn ihrer Ausführungen. Und auch Christin Hemeier, Sozialpädagogin an der BBS, erklärt, dass es für die Betroffenen einen wesentlichen Unterschied ausmache, ob Sprache alltäglich oder eben im berufsbezogenen Umfeld verstanden werden müsse. „Da hapert es oft schon, wenn es um ganz normale Anweisungen geht“, weiß Hemeier.
Die zusätzliche Belastung bedeute natürlich ein hartes Stück Arbeit, unterstreicht Angelika Schlotter. Doch alle an der Organisation Beteiligten sind davon überzeugt, dass sich der Kursbesuch sowohl für die Teilnehmer als auch für deren Arbeitgeber lohnen werde. Der Kurs sei anspruchsvoll, sagt Karl-Heinz Böker von der KVHS, aber wer schon so viel Energie für das Bisherige aufgebracht habe, werde auch das schaffen. Der Sprachunterricht sei kostenlos, betonte Böker noch einmal, und eine echte Chance. So viel Eigenwerbung hatte der mit einem B1+Beruf-Zertikat abschließende Kurs am Ende dann doch gar nicht mehr nötig. Denn schon während der Einführungsveranstaltung sagten genügend Interessierte ihre Teilnahme zu, wie die Bildungskoordinatorin des Landkreises, Christine Menz, versicherte. Eine eventuelle Nachmeldung könnte sich vorsichtshalber allerdings dennoch lohnen, falls jemand von den Erstanmeldern abspringt.
Foto: Landkreis Holzminden