Landkreis Holzminden (red). „Wir haben die Toten zweier Weltkriege noch vor Augen, sie sollten nicht umsonst gestorben sein“. Sieben Soldaten, zwei davon junge Aktive, haben im letzten Jahr in der belgischen Kriegsgräbergedenkstätte Lommel zwei Wochen lang Gräber gepflegt. Anlässlich der Ehrung für diese ehrenamtliche Arbeit würdigte Landrätin Angela Schürzeberg als Vorsitzende des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge den Einsatz als wichtigen Beitrag für Frieden und Verständigung.
Eine Ansicht, die während der Feierstunde im Kreishaus nicht nur von den Geehrten, sondern auch von den Offiziellen des Volksbundes geteilt wurde. Die Landrätin betonte, dass die Arbeiten auf dem deutschen Soldatenfriedhof besonders im europäischen Ausland ein Symbol für das miteinander Verbindende und die gemeinsamen demokratischen Werte sei.
Schon mehrfach in der Vergangenheit hatten verschiedene, in der Kriegsgräberfürsorge engagierte Reservesoldaten zusammen mit aktiven Soldaten aus dem Landkreis in ihrer Freizeit auf ausländischen Gedenkfriedhöfen umfassende Gräberpflege betrieben. Die Gedenkstätte im belgischen Lommel allerdings stand zum ersten Mal auf dem Programm. Dabei ist das auf einer Fläche von 16 Hektar nahe der holländischen Grenze liegende Gräberfeld mit seinen 20.000 Grabkreuzen der größte deutsche Kriegsgräberfriedhof in Europa. Fast 40.000 Soldaten, die meisten aus dem Zweiten, aber auch 542 aus dem Ersten Weltkrieg fanden hier ab 1946 ihre letzte Ruhestatt. Auch Henrik Berthold, Geschäftsführer des Volksbundes Kriegsgräberfürsorge des Bezirksverbandes Hannover unterstrich die Bedeutung, die ein Erinnerungsort wie Lommel für die Verständigung und die Begegnung habe. Das Motto „Versöhnung über den Gräbern“ habe der Volksbund schon Anfang der 50er Jahre, kurz nachdem er die gärtnerische Gestaltung der Gedenkstätte übernommen habe, geprägt. Berthold mahnte aber auch, dass die Friedhöfe nicht zu den Menschen kommen könnten, damit sie ihre Wirkung entfalteten.
Die, die vor Ort waren, konnten sich einer solchen Wirkung jedenfalls aber nicht entziehen. „Es hat einem schon zu denken gegeben, wie viele junge Menschen ihr Leben dort gelassen haben“, meinte Stabunteroffizier der Reserve, Hermann Ahrens, der die Reise vorbereitet und geleitet hatte. Zusammen mit seinen sechs Kameraden hatte Ahrens praktisch alle Grabkreuze freigeschnitten und sie von Sand, Flechten und Moos befreit. Zusammen mit dem Personal vor Ort hatten er und seine Mitstreiter zum Abschluss darüber hinaus auch noch eine Gedenkveranstaltung durchgeführt. Neben dem gemeinsamen Feierabendbier ein verbindendes Gefühl, die bei dem Aufenthalt entstandenen Kontakte bestünden noch heute, betonte Ahrens während seiner Fotopräsentation anlässlich der Feierstunde.
Dass die noch aktiven Geehrten, Oberstabsgefreiter Henrik Krumbeck und der Stabsgefreite Jonas Schnepel, nicht anwesend sein konnten, war ebenso wenig verwunderlich, wie die Tatsache, dass im letzten Jahr überhaupt nur zwei junge Soldaten an dem Einsatz teilnahmen. „Es ist nicht so einfach, für diesen Dienst aktive Soldaten freizustellen, die Kaserne am Solling unterstützt uns dabei schon, soweit sie kann“, hob Rainer Grygiel hervor. Speziell die Holzmindener Soldaten seien schließlich stark in die vielfältigen Auslandeinsätze eingebunden. In diesem Jahr immerhin, ergänzte der als niedersächsischer Beauftragter des Volksbundes für die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr zuständige Oberstlleutnant a.D., seien es sogar vier.
Foto: Landkreis Holzminden