Holzminden (lbr). Nach sieben Jahren Planungs- und Bauzeit konnte am gestrigen Dienstag ein bedeutendes Projekt für den Landkreis Holzminden abgeschlossen werden: Die feierliche Schlüsselübergabe für das neue Frauenhaus fand statt. Das Haus soll künftig ein sicherer Ort für Frauen und Kinder sein, die Gewalt erfahren haben – ein gesellschaftliches Problem, das weiterhin besteht. Allein im Jahr 2023 seien 938 Mädchen oder Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten geworden.
Bürgermeister Christian Belke, zugleich Vorsitzender der Friedrich- und Julie-Wernecke-Stiftung, machte in seiner Rede deutlich: „Wir alle sind gefordert, ein Zeichen zu setzen, das eindeutig und glasklar zum Ausdruck bringt – wir stehen hier, wir sehen hin. Wir handeln. Wir helfen.“
Ein langer Weg bis zur Realisierung
Das Frauenhaus bietet Platz für acht Frauen sowie 17 Kinder und Jugendliche. Belke blickte in seiner Ansprache auf die lange und emotionale Entstehungsgeschichte zurück. Vor allem der Baustopp Anfang 2022 habe ihn und viele Mitstreiter vor große Herausforderungen gestellt. In zahlreichen Gesprächen mit Landrat Michael Schünemann, der damaligen Gleichstellungsbeauftragten Sigrun Brüning sowie Vertretern der Bundespolitik sei es immer wieder um die Frage nach der Finanzierung gegangen.
Dank einer breiten Unterstützung aus Politik, Bevölkerung und Institutionen sowie dem Durchhaltevermögen der Stiftung und der Verwaltung konnte das Projekt umgesetzt werden. Fast 1,9 Millionen Euro der Baukosten wurden durch Fördergelder abgedeckt. Zur Schlüsselübergabe reisten daher auch die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Mareike Lotte Wulf, die Bundestagsabgeordneten Johannes Schraps und Helge Limburg sowie Dr. Gesa Schirrmacher als Vertreterin des niedersächsischen Sozialministeriums an.
Dank und Anerkennung
Im Rahmen der feierlichen Übergabe überreichte Christian Belke den symbolischen Schlüssel an Landrat Michael Schünemann. Dieser hob in seiner Rede den langen Weg hervor, den das Projekt genommen habe und dankte Belke ausdrücklich für die stets konstruktive Zusammenarbeit. Zudem würdigte er das Engagement von Sigrun Brüning, die als Gleichstellungsbeauftragte kontinuierlich für das Vorhaben gekämpft habe. Schünemann gab den Schlüssel direkt weiter an Marc Rolirad und Katja Klose, die Geschäftsführer des Vereins für Sozialpädagogik, der künftig das Frauenhaus betreibt.
Große Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung
Alle Redner waren sich einig, dass das Frauenhaus ein unverzichtbares Projekt für die Region sei – getragen von der gesamten Gesellschaft. „Die Spendenbereitschaft war wirklich überwältigend“, betonte Belke. Besonders bewegend schilderte er die Geschichte eines etwa siebenjährigen Mädchens, das bei ihm ein Ticket für ein Entenrennen kaufte. Auf seinen Wunsch nach Glück für das Rennen antwortete das Kind, dass es ihr nicht ums Gewinnen gehe, sondern darum, den Frauen helfen zu wollen.
Auch in Zukunft werde weiterhin Unterstützung gebraucht. „Besonders fehlt es derzeit an Spielzeug für die Kinder“, erklärte Katja Klose vom Verein für Sozialpädagogik. Ab dem 1. September soll das Frauenhaus dann in den Betrieb starten.