Eschershausen/ Stadtoldendorf (kp). Wie können die Ortszentren in Eschershausen und Stadtoldendorf zukünftig aussehen? Welche baulichen Maßnahmen sind nötig, wie lässt sich der öffentliche Raum gestalten und was gilt es in Sachen Mobilität zu tun? Diese und weitere Fragen haben Einwohner zusammen mit dem Institut für Regional- und Stadtentwicklung, kurz CIMA, in einem Online-Workshop erörtert und dafür mehrere Ideen gesammelt. Der Hintergrund ist ein neues integriertes Entwicklungskonzept (ISEK), welches grundlegende und richtungsweisende Vorgaben für die nächsten Jahre in der Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf schaffen soll. Ein Entwicklungskonzept, bei dem die Bevölkerung mitgenommen wird, ist zwingend erforderlich, um an dem Förderprogramm „Lebendige Zentren“ teilnehmen zu können.
Dr. Gerhard Becher, Projektleiter der CIMA, sieht vor allem dann gute Chancen auf positive Förderbescheide, wenn überzeugende Maßnahmen entwickelt würden, die interessante Perspektiven bieten. Vor allem Themen wie Klimaschutz, Begrünung und Mobilität hätten im Rahmen eines Entwicklungskonzeptes große Chancen auf einen Förderungserfolg. Die CIMA, die für die Erstellung des Entwicklungskonzeptes verantwortlich ist, hat für die Ortszentren von Eschershausen und Stadtoldendorf Fördergebiete aufgestellt, die mit Maßnahmenideen durch die Teilnehmer gefüllt worden sind.
Für Stadtoldendorf erstreckt sich das Fördergebiet über den Innenstadtbereich hinaus bis hin zu äußeren Punkten wie dem Bahnhofsbereich, die St. Dionys Kirche oder das Charlottenstift. Als Stärken gaben die Teilnehmer im Vorfeld das Gesundheitszentrum, das Kasernengebiet, die Wohnnachfrage oder die Sportstätten an. Defizite sahen sie allerdings vor allem in den Bereichen Jugendförderung, Innenstadtsanierung, mangelndes Verkehrskonzept oder fehlender Hotelansiedlung. Und das Thema Hotelansiedlung war zugleich auch ein sehr zentrales. Ein Hotel könne zum Beispiel auf dem Areal der ehemaligen Weberei entstehen. Jedoch sollte es kein klassisches Hotelkonzept sein, eher tourismusorientiert und vermehrt Appartements und Ferienwohnungen anbieten.
Bei der Gestaltung des öffentlichen Raums stach unter anderem die Aufwertung des Teichtorplatzes hervor. Hier gebe es bereits einen Investor, der das Gebäude rund um das ehemalige Cafe Juno gekauft und bereits mit der Sanierung begonnen habe. Zudem solle die allgemeine Aufenthaltsqualität als „Eingangsbereich“ der Innenstadt verbessert werden. Im Bereich Mobilität existiert vor allem die Vorstellung nach Erweiterung oder Neueinrichtung von Parkplätzen im Fördergebiet.
Nach einer Vororterkundung haben sich für den Ortskern Stadtoldendorf zudem noch zwei weitere Fördergebiete ergeben, die die Themenfelder „sozialer Zusammenhalt“ und „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ beinhalten. Es sind Themenfelder, die vor allem die Defizite in den Bereichen Integration und Inklusion, die Aufwertung des Wohnumfeldes und den Rück- bzw Umbau von Gebäuden berücksichtigen sollen. Unter anderem sollen neben Jugendfreizeitangeboten auch generationenübergreifende Angebote für Familien und Senioren überlegt werden. Im Themenfeld „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ fanden ein Ausbau der Sportstätten, eine Erweiterung des „Haus am Eberbach“ oder auch eine Sanierung des Freibades Erwähnung.
Für Eschershausen berief man sich ausschließlich auf das durch die „lebendigen Zentren“ geförderte Gebiet. Außerhalb des Innenstadtkerns markieren das Freibad, die ehemalige neuapostolische Kirche und die Grundschule markante Außenbereiche. Negative Eindrücke in dem Gebiet seien vor allem der Schwerlastverkehr und die vielen Leerstände an der Bundesstraße. Eine zentrale Bedeutung bei den ausgearbeiteten Maßnahmenideen bekam der „Zentrale Omnibus-Bahnhof“, der ursprünglich am Innenstadtkreisel vorgesehen war.
„Wir stehen derzeit zwischen den Stühlen“, sagt Stadtdirektor Jürgen Meyer. Seitdem der Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen für die Aufstellung des Nahverkehrsplans verantwortlich ist, sei der ZOB nicht mehr vorrangig geplant. Weichen müssten das ehemalige Schlecker-Gebäude und die damalige Gaststätte Meyer, so der Stadtdirektor. Man müsse sich Gedanken machen, was auf dem Grundstück entstehen könne, wenn der ZOB nicht kommt, so Teilnehmer Friedhelm Bandke vor. „Vielleicht ein Fachgeschäft“, schlägt er vor.
Eine weitere Maßnahmenidee ist es, leerstehende Gebäude zu nutzen, um eine Art Bürosharing für Homeoffice-Arbeiten anzubieten. Zudem sei eine Ansiedlung von Gastronomie im Innenstadtbereich wünschenswert. Bei der Gestaltung des öffentlichen Raums sollen vor allem eine Begrünung der Innenstadt und ein stärkerer Bezug zum Wasser hergestellt werden. Hier würde auf die Lenne ein größerer Fokus gelegt werden.
Die beiden Online-Workshops für die Ortszentren von Eschershausen und Stadtoldendorf sollten vorerst grobe Ideen zusammentragen. Für eine Konkretisierung der angedachten Maßnahmen sollen demnächst noch zwei Fachausschüsse sorgen. Das fertige Entwicklungskonzept soll Mitte des Jahres dem Amt für Regionale Landesentwicklung vorgelegt werden. Bei einem positiven Förderungsbescheid würden die Maßnahmen zu zwei Dritteln durch Fördermittel finanziert.
Fotos: rus