Eschershausen (r). Der Stadtrat Eschershausen bekräftigt seine Stellungnahme vom Juli 2020. Insbesondere das von Landrat Michael Schünemann vorgeschlagene Schulzentrum Nord hält der Rat für den richtigen bildungspolitischen Ansatz. Dieser Ansatz sollte unabhängig von der Standortfrage weiterverfolgt werden. Die Stadt Eschershausen bittet den Landkreis, erst einmal ein Kriterienraster unter Beteiligung von Bildungsexperten aufzustellen, ehe über die Frage von möglichen Standorten der zukünftigen Bildungseinrichtungen entschieden wird. Ein ‚Bieterverfahren‘, mit dem die Auswahl möglicher Schulstandorte beeinflusst werden kann, lehnt der Rat mit aller Entschiedenheit ab.
In dem Grundsatzbeschluss, den SPD und CDU im Kreisausschuss beschlossen haben, sind bildungspolitische Grundsätze nicht zu erkennen. Einerseits wird eine vierzügige Sekundarschule mit gymnasialem Zweig gefordert, andererseits sollen knapp zweizügige Restschulen erhalten und für zweistellige Millionenbeträge erneuert werden. Das Festhalten an solchen veralteten Strukturen steht in krassem Widerspruch zu den qualitativen Zielen der angestrebten Schulstrukturreform. Insbesondere die Engpässe bei der Unterrichtsversorgung werden so selbstverschuldet langfristig festgeschrieben, die Bewirtschaftungskosten bleiben unnötig hoch. Ein solches Schulangebot kann keine zeitgemäßen pädagogischen Konzepte für die Schülerinnen und Schüler bereitstellen und ist nicht attraktiv. Nun will man Schulbezirke einrichten, um sicherzustellen, dass die Eltern ihre Kinder trotzdem in diese Schulen schicken.
Gegen den Grundsatzbeschluss wird bereits jetzt schon verstoßen. Dort heißt es: „Auf Grundlage des pädagogischen Konzeptes entscheidet der Kreistag spätestens im II. Quartal 2021 über die Schulform, die Raumplanung und den Standort.“ Gleichzeitig werden aber „Angebote“ möglicher Standortgemeinden eingefordert, sich an den Investitionskosten zu beteiligen. Der Stadtrat Eschershausen teilt die Empörung, die im Stadtoldendorfer Stadtrat zu diesem Vorgehen geäußert wurde. Man sei „erschrocken“ über dieses „Spiel um Standorte“, habe „Probleme, sich vom Landkreis erpressen zu lassen“ und es handele sich um ein „erbärmliches Spiel“. Der Stadtrat Eschershausen wird sich an diesem „ganz, ganz schrecklichen Spiel“, wie ein Stadtoldendorfer Ratsmitglied äußerte nicht beteiligen, sondern sich für ein objektives Verfahren einsetzen.
Der Rat der Stadt Eschershausen stimmt mit wesentlichen Aussagen aus der Stadtoldendorfer Ratssitzung überein. Der Aussage von Stadtdirektor Anders: „Die Förderschule ist bei uns in der Samtgemeinde willkommen, dort wird herausragende pädagogische Arbeit geleistet“, schließt sich der Stadtrat Eschershausen vollumfänglich an. Und auch die Aussage des Stadtoldendorfer Bürgermeisters Affelt: „Sollte die Förderschule in Eschershausen ihren Platz finden, wäre Stadtoldendorf der richtige Standort für die Oberschule“, beantwortet Eschershausens Bürgermeister Hermann Grupe ebenso partnerschaftlich: „Sollte die Förderschule in Stadtoldendorf ihren Platz finden, wäre Eschershausen der richtige Standort für die Oberschule“. Diese Standortfragen sind ebenso, wie die Qualitätsfragen anhand eines sachlichen Kriterienrasters zu entscheiden.
Jetzt ist der Zeitpunkt, eine hohe Bildungsqualität für Generationen von Schülerinnen und Schüler zu verwirklichen. Diese Chance darf nicht dem ‚Kirchturmdenken‘ geopfert werden. Erst müssen die Kriterien erarbeitet werden, die die zukünftigen Bildungseinrichtungen erfüllen sollen. Die Qualität der Bildung muss oberste Priorität haben. Standortfragen haben eine untergeordnete Bedeutung und sind erst ganz am Schluss nach sachlichen Kriterien zu entscheiden.
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