Vor wenigen Wochen wurde der Variantenvergleich für den Bau der Westumgehung Eschershausen durch die Landestraßenbauverwaltung Hameln der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese erneute Begutachtung einer möglichen Trassenführung hatte Verkehrsminister Bernd Althusmann der örtlichen Bürgerinitiative zugesagt. Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Uwe Schünemann konnten nunmehr Vertreter der BI und Bürgermeister Hermann Grupe mit dem Minister die Ergebnisse und das weitere Vorgehen diskutieren. Dabei zeigte sich, dass das Aus für die „Tunnel-Lösung“ keineswegs feststeht.
Andreas Werner von der BI betonte zu Beginn des Gesprächs den fairen und transparenten Prozess bei der Untersuchung von insgesamt 7 Varianten. Dazu beigetragen habe vor allem der renommierte Moderator Dr. Maik Bohne aus Hamburg. Letztendlich seien zwei Varianten übriggeblieben: Die bisher vorgesehene Umfahrung des Kappenbergs und neu die Untertunnelung.
Die Fachbehörde favorisiere die Ursprungsvariante wegen der erheblich geringeren Kosten. Diese Vorzugsvariante und die dafür vorgesehene Hochbrücke geht aber bis zu 80 Meter an Privatgrundstücke heran. „Das ist nicht nur für die Anlieger unzumutbar, sondern verhindere auch die weitere positive städtebauliche Entwicklung,“ versichert Andreas Werner. Dagegen stoße die Tunnel-Lösung bei den Bürgerinnen und Bürgern auf breite Zustimmung. Ohne Zweifel seien Mehrkosten von rund 20 Mio. € eine große Herausforderung. Aber der Schutz der Bevölkerung müsse hier Vorrang haben.
Minister Althusmann bedankte sich bei der Bürgerinitiative für die sachlichen und fachlich fundierten Beiträge. Nach dem Besuch vor Ort in Eschershausen sei für ihn ein ergebnisoffenes Verfahren unter Beteiligung von Fachleuten, Interessengruppen, Anwohnern und der Kommune wichtig gewesen. Jetzt ginge es darum das Ergebnis zu bewerten. Immerhin liege nunmehr mit der Tunnel-Lösung eine untersuchte Option auf dem Tisch, die breite Akzeptanz findet. Allerdings sei die Realisierbarkeit aufgrund des gesetzlich verankerten Wirtschaftlichkeitsgebots schwierig. Deshalb müssten hinreichende Gründe vorliegen, um zusätzliches Steuergeld zu rechtfertigen.
„Eine Kostenreduzierung durch einen Tunnel der im offenen Verfahren gebaut wird ist aufgrund des in dem Gebiet ansässigen Rot Milan nicht möglich und aus demselben Grund kann die andere Variante nicht weiter von den Anliegergrundstücken zum Wald hin verschoben werden,“ erläuterte Andreas Werner. Der Schutz von seltenen Vogelarten ist nach Ansicht des Ministers zurecht vorgeschrieben. Auf der anderen Seite sei der Schutz der Bevölkerung vor Lärmbelästigung ebenfalls ein hohes Gut.
„Am Kappenberg haben mit 15 Fledermausarten mehr als die Hälfte der in Niedersachsen vorkommenden Fledermausarten ihr Sommerquartier und jagen u.a. in den noch völlig unzerstörten und zusammenhängenden Grünflächen, Streuobstwiesen und Gärten,“ so die Vertreter der Bürgerinitiative. Diese und weitere naturschutzrechtliche Belange sollten zum jetzigen Zeitpunkt überprüft werden. In Kürze werde man mit der Unteren Naturschutzbehörde darüber sprechen.
Minister Althusmann versprach den Vertretern der BI Westumgehung Eschershausen sich bei Bundesverkehrsminister Scheuer für die Finanzierung der Tunnel-Lösung einzusetzen. Ob diese Initiative zum gewünschten Erfolg führe, könne er aber noch nicht absehen. Die Bürgerinitiative sicherte zu, fundierte Argumente und möglichst neue noch nicht untersuchte Sachverhalte dem Minister für seine Gespräche zur Verfügung zu stellen.
Uwe Schünemann dankte der Bürgerinitiative und dem Minister für diesen konstruktiven Gedankenaustausch. Das Ziel einer besseren Verkehrsanbindung werde von allen mit Nachdruck verfolgt. Jetzt gehe es darum, die Interessen der Anlieger der Westumgehung Eschershausen bestmöglich zu berücksichtigen.
Foto: Uwe Schünemann