Hannover (red). Niedersachsen ist ein begehrtes Reiseland und beliebtes Ziel von Touristinnen und Touristen. Im letzten Jahr wurden erstmals mehr als 46 Millionen Übernachtungen und über 15,4 Millionen Gäste aus dem Inund Ausland gezählt. Damit rangiert Niedersachsen bundesweit auf dem vierten Platz.

Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus hat unmittelbare, einschneidende und existenzbedrohende Auswirkungen auf die Tourismuswirtschaft in Niedersachsen. „Viele kleine und mittelständische Reiseunternehmer sowie Betriebe der Hotellerie und Gastronomie stehen mit dem Rücken zur Wand“, erklärt Sabine Tippelt, tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion.

Die weltweite, pandemiebedingte Reisewarnung führe dazu, dass nahezu alle Reisen und Übernachtungen storniert wurden und Neubuchungen aus Unsicherheit über die weitere Ausbreitung der Pandemie seit Wochen nicht mehr getätigt wurden. Erst kürzlich hat die EU-Kommissionschefin von der Leyen davon abgeraten, frühzeitig den Sommerurlaub zu buchen, da verlässliche Vorhersagen zur Corona-Entwicklung derzeitig nicht zu treffen seien.

Reiseanbieter sind gesetzlich verpflichtet, den Verbraucherinnen und Verbrauchern ihre bereits getätigten Zahlungen innerhalb von 14 Tagen zurückzuerstatten. Gleichzeitig werden die zur Kompensation dringend benötigten Rückforderungen von Hotels oder Reisedienstleistern nicht erfüllt, sodass das größte Risiko bei den Reiseanbietern liegen bleibt. Durch den massiven Liquiditätsausfall geraten die Reiseunternehmen in einen Strudel, aus dem sie sich weder mit Zuschüssen des Landes noch durch Kredite oder Bürgschaften befreien können. Laut Aussage des Bundesverbandes Allianz selbständiger Reiseunternehmen (ASR) droht rund 75 Prozent der Unternehmen bis Ende April der schmerzhafte Weg in die Insolvenz.

„Gerade in Deutschland gehört die Tourismusbranche zu den ökonomischen Schwergewichten und mit rund drei Millionen Arbeitsplätzen zu den größten Arbeitgebern im Land“, so die SPD-Politikerin Sabine Tippelt. Daher fordert sie, dass das komplexe Kartenhaus aus Reiseveranstaltern, Leistungserbringern, Hotels, Online-Anbietern oder auch digitalen Infrastrukturdienstleistern in der aktuellen Krise nicht zusammenbrechen darf. Wichtig sei zudem, dass „auch nicht-gewerbliche Vermieter von Unterkünften, die durch Corona in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind, Zugang zu Liquiditätshilfen erhalten können“, so Tippelt weiter.

Die SPD-Landtagsfraktion appelliert an den niedersächsischen Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann, sich zur Rettung der gesamten Tourismusbranche für einen gesonderten Rettungsschirm auf Bundesebene einzusetzen. Hierüber muss es Reiseunternehmen und Dienstleistern ermöglicht werden, Rückzahlungen an ihre Kunden auszulagern und gleichzeitig Forderungen gegenüber Leistungsträgern abzutreten.

Die Vorteile eines Rettungsfonds fasst Sabine Tippelt in drei Punkten zusammen: „Einerseits kann ein Rettungsfonds die vielen Arbeitsplätze innerhalb der Reisewirtschaft schützen und die dringend benötigte Tourismusinfrastruktur in Niedersachsen und Deutschland erhalten. Andererseits bedeutet die Rettung von Reiseunternehmen auch oftmals die Rettung von angegliederten Busunternehmen. Würden diese vom Markt verschwinden, könnten vielerorts die Schülerverkehre und die lokale Infrastruktur nicht mehr gewährleistet werden. Weiterhin: Nach der hoffentlich bald überstandenen Coronakrise sehnen sich viele Menschen nach einer Urlaubsreise – ohne Infrastruktur wird dies schlicht weg nicht mehr möglich sein!

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