Samstag, 02. August 2025 Mediadaten Fankurve
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Hessisch Oldendorf (red). Er war verschollen, zerlegt und fast vergessen. Nur sein Zentralrohrrahmen hat die Zeit überdauert – und bildet heute die Basis für ein einzigartiges Fahrzeug: einen Prototyp der legendären W30-Serie von 1937 – den ältesten Käfer der Welt. Nach der abschließenden Vollabnahme durch einen Sachverständigen des TÜV NORD darf das historische Einzelstück mit der Fahrgestellnummer 26 nun bald wieder auf öffentlichen Straßen fahren.

Vom Chassis zum Zeitzeugen auf Rädern

Den Wiederaufbau übernahm die Familie Grundmann aus Hessisch Oldendorf. Bekannt für ihre international renommierte VW-Sammlung, verwandelte sie das historische Fahrgestell mit technischem Fingerspitzengefühl, Sachverstand und viel Idealismus wieder in ein vollständiges Automobil.

Nachdem die Bodengruppe des Fahrzeugs aufwendig restauriert worden war, galt es, den Aufbau anhand alter Baupläne, Werksfotografien und Zeichnungen millimetergenau nachzuempfinden. Parallel dazu wurden die damals verwendeten Technikkomponenten über Jahre hinweg weltweit zusammengetragen und originalgetreu aufgearbeitet.

„Wenn wir gewusst hätten, wie groß das Projekt wirklich wird, hätten wir wahrscheinlich gezögert“, sagt Traugott Grundmann. „Am Anfang dachten wir, das kriegen wir mit überschaubarem Aufwand hin – aber je tiefer wir einstiegen, desto komplexer wurde es.“
Aufgeben kam dennoch nie infrage. „Geht nicht, gibt’s nicht. Besonders wenn jemand sagt, das klappt nicht – dann will ich es erst recht beweisen“, so Grundmann Senior.

Eine technische Abnahme mit Seltenheitswert

Die Abnahme durch den TÜV war ein Sonderfall – in mehrfacher Hinsicht. Das Fahrzeug stammt aus dem Jahr 1937, also aus einer Zeit vor Einführung der heutigen Straßenverkehrs-Zulassungsordnung. Zudem handelt es sich um einen Prototyp, der weit vor Beginn der Serienfertigung nur 30-mal zu Erprobungszwecken gebaut wurde.

„Ein Mustergutachten dafür habe ich nicht“, sagt TÜV-NORD-Oldtimerexperte Thomas Rusch. „Meine Abnahme ist – wie der Neuaufbau dieses Fahrzeugs – reine Handarbeit. Ich beginne mit einem weißen Blatt. Meine Aufgabe ist es, das Fahrzeug auf Verkehrssicherheit und Vorschriftsmäßigkeit zu prüfen und korrekt zu beschreiben.“

Glücklicherweise müsse es dabei nicht den Maßstäben heutiger Neuwagen entsprechen. Die frühe Erstzulassung werde bei der Beurteilung der Zulassungsfähigkeit an vielen Stellen berücksichtigt. „Daher ist auch hier viel Recherche und Detailarbeit gefragt“, so Rusch.

Der Lohn für sieben Jahre Arbeit

Mit der finalen Vollabnahme ist der Weg zur Zulassung nun frei – für die Familie Grundmann ein emotionaler Meilenstein. „Das ist der Moment, in dem man weiß: Wir haben’s richtig gemacht“, so Traugott Grundmann. „Der krönende Abschluss nach sieben Jahren voller Suche, Schrauberei und harter Arbeit. Eine echte Belohnung – wir können es kaum erwarten, endlich die offiziellen Dokumente in unseren Händen zu halten.“

Fotos: TNM / Björn Kruse

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