Hameln (red). Ernste Gesichter bei den Verantwortlichen im Rathaus: Der Weserdeich in Tündern gilt als „nicht mehr sicher“. Dies bestätigt ein Gutachten, das der Verwaltung vorliegt. Nun soll das Schutzbauwerk mit Spundwänden gesichert, möglicherweise sogar komplett neu aufgebaut werden. Die Stadt rechnet mit Kosten in Millionenhöhe.
Die Untersuchungsergebnisse klingen ernüchternd: Gutachter eines Fachbüros aus Minden haben festgestellt, dass die Erdmassen des Weserdeichs in Tündern nicht ausreichend verdichtet sind. „Die Baugrundverhältnisse sind deutlich schlechter als angenommen“, schreiben die Experten. Laborversuche zeigten eine erhöhte Wasserdurchlässigkeit. Die Standsicherheit des Deiches sei nicht mehr gewährleistet. Die Gutachter bringen es auf den Punkt: Ein „sukzessives Versagen des Deichkörpers ist wahrscheinlich“. Mit anderen Worten: Es besteht die Gefahr, dass der Deich irgendwann bricht.
Experten des Gutachterbüros hatten im vergangenen Jahr den Deichabschnitt im Bereich Tündern untersucht – von der Weserstraße im Nordwesten bis zur Hamelner Stadtgrenze im Südosten. Der Aufwand war groß: An vier Stellen wurde der Deich mit Hilfe eines Baggers aufgegraben, an sechs Stellen wurden Querprofile vermessen. Im Labor haben die Gutachter die Bodenschichten näher unter die Lupe genommen.
Eigentümer des 1,3 Kilometer langen und etwa 200 Jahre alten Deichabschnitts ist der Realverband Tündern. Die Stadt Hameln arbeitet als Aufsichtsbehörde. „Als es um die Frage der Sanierung des auf dem Deich verlaufenden Radweges ging, haben wir uns das Schutzbauwerk nochmals genau angesehen“, heißt es aus dem Rathaus. Dabei habe sich herausgestellt, dass „der Deich deutliche Mängel aufweist“. Grund für die Stadt, ein Gutachten in Auftrag zu geben. Dessen Aussagen beziehen sich übrigens auch auf den weiteren Deichverlauf im Bereich der Gemeinde Emmerthal.
Damit der Deich künftig ausreichend Schutz vor einem so genannten hundertjährlichen Hochwasser bietet, muss nach Auffassung der Verwaltung gehandelt werden. Die Experten aus Minden haben drei mögliche Lösungen erarbeitet:
- Variante 1 sieht einen kompletten Neuaufbau des Deiches vor. Dabei wird der alte Deich abgetragen und der neue Deich ein Stück in Richtung Weser verschoben, so dass auf der Landseite Platz für einen Deichverteidigungsweg geschaffen wird.
- Variante 2 geht ebenfalls von einem kompletten Deichneubau aus – allerdings wird hier auf der Deichkrone ein Deichverteidigungsweg geschaffen. Dadurch kann die für den Deichneubau benötigte Fläche verringert werden.
- Variante 3 setzt auf den Einbau von Spundwänden – dabei kann der vorhandene Deich bestehen bleiben. Die Spundwand würde „im Deich verschwinden“, aber durch ihr Material aus Stahl- oder Kunststoffbohlen so viel Schutz bieten, dass auf einen Deichverteidigungsweg verzichtet werden kann.
Wie hoch die Kosten der einzelnen Varianten sind, lasse sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einschätzen, verlautet aus dem Rathaus. Es seien aber Kosten in Millionenhöhe zu erwarten. Welche Variante letztlich umgesetzt werde, entscheide der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), über den laut Verwaltung auch Förderanträge laufen müssen.
Unklar sei derzeit noch, wann die Arbeiten beginnen können. Zunächst gehe es um die Vorplanung, die Beantragung von Fördermitteln und möglicherweise auch um den Ankauf von Flächen, die für die Varianten 1 und 2 benötigt würden. „Es kann sich also noch über mehrere Jahre hinziehen, bis es konkret wird“, wissen die Fachleute. Und was passiert, wenn es in der Zwischenzeit zu einem großen Hochwasser kommt? „Wir werden den Deich dann besonders im Blick haben müssen, um jegliches Risiko für die Bevölkerung auszuschließen“, betont die Stadt. Ein „normales“ Hochwasser, soviel sei klar, bedeute „keine Gefahr für die Bürgerinnen und Bürger in Tündern“.
Foto: Stadt Hameln