Stadtoldendorf (rus). Normalerweise wird auf der Jahreshauptversammlung der Stadtoldendorfer Feuerwehr immer über das abgelaufene Jahr berichtet und es werden die wieder einmal zahlreich geleisteten ehrenamtlichen Stunden erläutert. Das war auch dieses Mal so, aber trotzdem war alles doch etwas anders. Denn nicht nur war es die letzte Versammlung mit dem noch amtierenden Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Anders, der neben großem Dank auch eine ganz besondere Urkunde verliehen bekam. Sondern es war auch der, für viele Anwesenden überraschende, Rücktritt von Ortsbrandmeister Jens Siebeneicher, den er im Verlauf der Versammlung seiner Mannschaft und den anwesenden Gästen verkündete.
Dabei stand Jens Siebeneicher nun gerade das erste Mal wieder nach zwei Jahren Pause vor der Versammlung. Ende 2022 zog er sich nach einem Sturz eine schwere Rückenverletzung zu und schied für lange Zeit aus, erst seit dem vergangenen Sommer war er überhaupt wieder am Dienst beteiligt. Doch das regelmäßige Einsatzgeschehen ist gesundheitlich nicht mehr möglich: „Gerade der letzte Einsatz hat mir schmerzlich vor Augen geführt, dass ich dieser Aufgabe derzeit körperlich über einen längeren Zeitraum nicht mehr gewachsen bin“, so Siebeneicher. Dies habe ihn nun den endgültigen Entschluss fassen lassen, sein Amt noch in zweiten Jahreshälfte 2025 zu verlassen. „Für mich war und ist das Führen im Einsatz immer der wichtigste Teil von den vielen Aufgaben eines Ortsbrandmeisters. Aber ich erfülle zurzeit nicht den Anspruch, den ich persönlich an mich und an einen Ortsbrandmeister stelle“, so Siebeneicher weiter, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter Michael Mundhenke seit 2009 an der Spitze der Ortsfeuerwehr steht.
Besondere Auszeichnung für Wolfgang Anders
Der Rücktritt sollte aber nicht der einzige Moment von Wehmut bleiben. Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Anders, der im Sommer auch den Chefsessel im Rathaus räumen wird, wurde von Siebeneicher zuvor mit großem Dank und einer Urkunde ausgezeichnet. Über die vielen Jahre habe er mit seinem unermüdlichen Einsatz für die Belange der Feuerwehr eben dieser stets den Rücken gestärkt, sagte Siebeneicher. „Dein Engagement hat auch maßgeblich zur Sicherheit und zum Wohl unserer Bürger in der Samtgemeinde beigetragen“, so Siebeneicher weiter, der Anders unter stehenden Ovationen eine Urkunde mit dem Titel „8. Mann“ überreichte.
Eine Hommage an das in der Homburgstadt beliebte Handballspiel, wo die Fans als „8. Mann“ ein unerlässlicher Partner für das Spiel sind. So sei es auch mit Wolfgang Anders als Bürgermeister gewesen: „Deine Weitsicht und unsere stets offenen Dialoge haben nicht nur maßgeblich zur Förderung wichtiger Projekte beigetragen, sondern auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ermöglicht, auf die ich immer bauen konnte“, sagte Siebeneicher. Anders, sichtlich gerührt von der Geste, bedankte sich bei Siebeneicher und der gesamten Mannschaft: „Was wäre die Bevölkerung ohne euch“, so der Samtgemeindebürgermeister. Die Hoffnung auf eine derart enge Zusammenarbeit wird auch als Wunsch an Anders Nachfolger Robert Kumlehn adressiert, der ebenfalls als Gast anwesend war.
159 Einsätze und fast 500 Einträge im Dienstbuch
Der stellvertretende Ortsbrandmeister Michael Mundhenke präsentierte anschließend in seinem abwechslungsreichen Vortrag wieder zahlreiche Eindrücke des vergangenen Jahres und hob besondere Einsatzlagen sowie Aktivitäten und Veranstaltungen hervor. An den im Jahr 2024 in der kompletten Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf insgesamt abgeleisteten 314 Einsätzen gab es mit 159 Einsätzen der Feuerwehr Stadtoldendorf - und damit in mehr als der Hälfte aller Einsätze – mindestens ein Stadtoldendorfer Feuerwehrfahrzeug, dass zu Bränden, technischen Hilfeleistungen oder Unwettereinsätzen ausrücken musste. Ein großer Teil der fast 500 Einträge im Dienstbuch, zu denen sich noch viele Ausbildungs- und Sonderdienste gesellen.
Viele Stunden bei Kinder- und Jugendfeuerwehr und der Altersabteilung
Auch in den Reihen der übrigen Abteilungen war 2024 wieder viel los. So hob etwa Gruppenführer Ulrich Müller die Tätigkeiten der Alters- und Ehrenabteilung bei zahlreichen und abwechslungsreichen Diensten hervor und die stellvertretende Jugendfeuerwehrwartin Jasmin Schwannecke gab Einblicke in die Aktivitäten der Jugendfeuerwehr, die 2024 unter anderem Kreismeister bei den Wettbewerben wurde und im aktuellen Jahr ihr 60-jähriges Bestehen seit ihrer Gründung feiern kann. Auch Carmen Heller-Brandt als Leiterin der Kinderfeuerwehr brachte den Versammlungsteilnehmern die Aktivitäten der Feuerwehrstrolche näher, was einmal mehr zeigte, wie wichtig die eigene Nachwuchsarbeit überhaupt ist.
Nachwuchs aus den eigenen Reihen die bedeutendste Säule
Zwar gibt es hin und wieder auch mal Quereinsteiger in der Feuerwehr, aber die Regel ist das nicht. Die meisten Mitglieder, die ihren Dienst heute in der aktiven Einsatzabteilung verrichten, sind tatsächlich aus den eigenen Reihen „geboren“. So sind von den aktuell 64 aktiven Mitgliedern stolze 53 mit Vorerfahrung aus der Jugend- und teils sogar der Kinderfeuerwehr. „Das verdeutlicht die enorme Bedeutung der Nachwuchsarbeit“, stellte Siebeneicher schon vor den Jahresberichten der Abteilungen fest. Gefeiert werden soll das in diesem Jahr in jedem Fall mit dem 60-jährigen Jubiläum der Jugendfeuerwehr und auch die Kinderfeuerwehr wird dieses Jahr bereits 15 Jahre alt und wird verschiedene Aktionen für die aktuell mit 24 Strolchen voll ausgelastete Kinderfeuerwehr durchführen.
Gäste und Redner bedanken sich für ehrenamtliches Engagement
In ihren Grußworten hoben die anwesenden Gäste allesamt das große Engagement hervor und bedankten sich einmal mehr für die geleistete Arbeit der Ehrenamtlichen. Grüße von Landkreis und Kreisfeuerwehr überbrachte der Kreisbrandmeister Jens Heinemeyer und auf Gemeindeebene war Gemeindebrandmeister Frank Teiwes, der einen Rückblick auf das Feuerwehrgeschehen auf Samtgemeindeebene gab, sogar mit allen drei Stellvertretern vor Ort. Regierungsbrandmeister Dascho Wehner gab Einblicke ins Land Niedersachsen, insbesondere nach der Einführung eines neuen Brandschutzgesetzes, Markus Glamm überbrachte Grüße vom Zugpartner, der Feuerwehr Lenne, und der stellvertretende Vorsitzende des Feuerschutzausschusses, Tobias Teßmer (CDU), überbrachte Grüße aus der Politik.
Ehrungen und Beförderungen in der aktiven Abteilung
Für Jens Siebeneicher ließ der Tagesordnungspunkt Beförderungen dann nach seiner Rücktrittsankündigung aber auch noch einen Wunsch in Erfüllung gehen. „Die Feuerwehr bedeutet mir viel: Kameradschaft, Einsatzbereitschaft und das gemeinsame Ziel, anderen in Not zu helfen. Und nun darf ich meine eigene Tochter in den aktiven Reihen unserer Ortsfeuerwehr willkommen heißen“.
Der Ortsbrandmeister übernahm Julia Siebeneicher sowie auch Linh Vanessa Held und Leoni Voss in den Dienst der Einsatzabteilung. Während Viacheslav Korobkov, Jehor Piskun und Benjamin Eggeling als Feuerwehrmannanwärter übernommen wurden, gab es für Julia Siebeneicher, Linh Vanessa Held, Leoni Voss, Femke Walter und Sahra Holze noch eine Beförderung zur Feuerwehrfrau. Tobias Teßmer wurde zudem zum Hauptfeuerwehrmann und durch den Gemeindebrandmeister Frank Teiwes wurde der Kamerad Marius Dorf zum Löschmeister befördert.
Für die Kameraden Daniel Bäcker, Patrik Schaper und Dascho Wehner gab es das Feuerwehrehrenzeichen des Landes Niedersachsen für 25-jährige Verdienste im Feuerlöschwesen und für alle Betreuerinnen der Kinderfeuerwehr ein kleines Präsent für die jahrelange gute Zusammenarbeit. Besonders ausgezeichnet wurde auch der Kamerad Michael Krell, der nun seinen Posten als Schriftführer seit 2014 an Julia Müller abgegeben hatte und künftig auch den Posten als Gruppenführer der Höhenrettungsgruppe abgibt, den er jahrelang innehatte.
Fotos: rus