Holzminden. "Endlich passiert etwas!", so die Worte mancher Holzmindener Bürgerinnen und Bürger, die schon seit einer Weile auf markante, von außen sichtbare Veränderungen am Haus der Bürgergenossenschaft in der Oberbachstr. 31 gewartet haben. 

Nachdem im Winter die neuen Fenster eingebaut wurden, steht seit wenigen Wochen nun auch das Gerüst an der Fassade der Immobilie in der Oberbachstraße. Die Fassadenarbeiten haben begonnen. Die Sandstrahlarbeiten an der Fassade sind bereits abgeschlossen. Zum Vorschein gekommen ist das schöne alte Bruchsteinmauerwerk aus Solling-Sandsteinen. Aktuell wird das neue Farbkonzept für die Fassade abgestimmt und Dach- und Fassadenarbeiten werden nun in Abhängigkeit vom Wetter in den nächsten Wochen ausgeführt. Der Vorstand ist bereits sehr gespannt, wie die Fassade wirken und wie sie den Holzmindener Bürgerinnen und Bürgern gefallen wird. Ob helle oder dunkle Farben und wie viele oder ob vielleicht doch lieber das sichtbare Bruchsteinmauerwerk erhalten bleiben soll: All das und noch viel mehr wurde bereits sehr lebhaft zusammen mit Fachleuten und dem Beirat diskutiert.

In den vergangenen Monaten hat sich einiges getan

Dem ein oder der anderen Holzmindener Bürger ging es mit der Aufnahme der Außenarbeiten aber nicht schnell genug. „Der Großteil der Arbeiten findet jedoch hinter der Fassade statt und ist dadurch nicht immer sofort sichtbar. Die Außenarbeiten machen leider nur einen sehr kleinen Teil des gesamten Sanierungsvorhabens aus“, erläutert der Vorstand. Im Inneren des Gebäudes wurden bereits die grundlegenden Arbeiten wie z. B. das Verlegen der neuen Entwässerungshauptleitungen, das Gießen der neuen Betonsohle, das Dämmen des Daches, die Arbeiten zur Optimierung der Raumzuschnitte u. v. m. erledigt. Eines der nächsten Gewerke im Inneren des Gebäudes wird nun die Elektrik sein.

Alles begann im Herbst 2019 mit 34 Gründungsmitgliedern und dem Ziel, die Holzmindener Innenstadt zu beleben und alten Gebäuden ein neues Leben einzuhauchen. Seit der Gründung wuchs die Anzahl der Mitglieder kontinuierlich auf bereits rund 250 Mitglieder mit insgesamt 1.439 gezeichneten Anteilen à 100 EUR an. Nach intensiver Marktbetrachtung, einigen Stadtbegehungen und der Analyse favorisierter Immobilien führten die Wirtschaftlichkeitsberechnungen, neue Nutzungskonzepte sowie Kostenschätzungen für die Sanierung mitten in der Pandemie zur finalen Entscheidung: Dem Erwerb dieses kleinen Stadthauses mit rund 120 m² Wohnfläche unweit der Fußgängerzone in der Oberbachstraße 31 im Spätsommer 2020.

Das Stadthaus aus den 1850er Jahren, welches vielen als „das Haus mit der Jalousie“ bekannt war, stand rund zwei Jahrzehnte leer. Die Entrümpelung, die Entkernung des Gebäudes, der Abriss eines Gebäudeteiles und der darauffolgende Neubau des Seitenflügels sind fast vollständig in Eigenleistung erbracht worden.

"Ursprünglich war ein sehr viel geringerer Anteil an Eigenleistungen einkalkuliert worden", sagt Miriam Bullmann. "Die massiven Preissteigerungen und auch die teils sehr langen Vorlaufzeiten bei den Handwerksbetrieben haben uns zu großen Teilen keine andere Wahl gelassen als selbst regelmäßig die Ärmel hochzukrempeln und mit anzufassen. Mehr als 700 Arbeitsstunden wurden so bereits in Eigenarbeit durch die Mitglieder eingebracht. In der Konsequenz dauert alles ein bisschen länger, denn wir alle bringen uns neben unseren Berufen hier ehrenamtlich ein", ergänzt sie. Neben einigen weiteren Aufsichtsratsmitgliedern machen sich auch die Aufsichtsratsmitglieder Andreas Nolte und Matthias Kumlehn regelmäßig selbst ein Bild vom Baufortschritt auf der Baustelle und fassen immer wieder gern mit an.

Mitmachen, statt zusehen 

In einem Punkt sind sich die Vorstandsmitglieder Stefan Woelke, Miriam Bullmann, Wanda Rau und Tobias Kumlehn absolut einig: Sie sind mächtig stolz auf das, was sie seit der Gründung geschafft haben. Stefan Woelke ergänzt: "Manch lokaler Verein wäre froh, so viele Mitglieder wie wir Genossen zu haben." Auch Aufsichtsratsvorsitzender Folkert Groeneveld und seine Stellvertreterin Nicole Christoph sind mit der bisher geleisteten Arbeit des Vorstandes sehr zufrieden und unterstützen, wo immer sie können.

Miriam Bullmann erzählt freudig: "Wir sind sehr glücklich darüber, so viel Zuspruch und Unterstützung aus der Bevölkerung, von unseren Genossen und vor allem auch aus der Handwerkerschaft, den lokalen Betrieben und der Verwaltung zu bekommen. Ohne sie wären wir noch nicht da, wo wir heute bereits sind! Sie alle haben dazu beigetragen, dass wir weiter im Korridor unseres Kostenplanes liegen und unser Ziel, die Fertigstellung des ersten Projektes, weiter in greifbare Nähe rückt." Der Vorstand ist sich aber auch hier einig, dass dies auch nur dann für den weiteren Projektverlauf gilt, sofern wir die Baukosten weiterhin gut im Blick haben. Auch sind sie bei den verbleibenden Arbeiten weiter auf die Unterstützung aus der Handwerkerschaft und der lokalen Unternehmen sowie auf die Mithilfe unserer Mitglieder angewiesen. „Wir freuen uns über jedes neue Mitglied und jeden Unterstützer des Projektes! Mitmachen, statt zusehen!“, appelliert Stefan Woelke.

Das Ziel der Bürgergenossenschaft 

Die Grundidee der Bürgergenossenschaft Holzminden eG ist es, das Haus mit viel Eigenleistung und der Unterstützung regionaler Handwerker und Partner zu sanieren und dadurch sowohl das Straßenbild der Oberbachstraße weiter aufzuwerten als auch zeitgemäßen Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

„Ziel des ersten Projektes ist die Aufteilung des ehemaligen Wohn- und Geschäftshauses in ein rein wohnwirtschaftlich genutztes Zweifamilienhaus mit gemütlichem und begrüntem kleinen Innenhof“, informiert Wanda Rau. „Im Erdgeschoss entsteht derzeit eine moderne Zwei-Zimmer-Küche-Bad-Altbauwohnung mit rund 40-45 m² sowie darüber eine moderne 75 bis 80m² große Drei-Zimmer-Küche-Bad Maisonette-Altbauwohnung, eventuell sogar mit Balkon“, schwärmt sie weiter.

Die Bürgergenossenschaft Holzminden eG bedankt sich bei ihren Mitgliedern und Unterstützern und blickt gespannt und voller Tatendrang der Fertigstellung des ersten Projektes entgegen.

Interesse? 

Stefan Woelke weist darauf hin, dass alle Interessierten und Unterstützungswilligen, die kein Genosse werden möchten, nun seit ein paar Wochen auch die Möglichkeit haben, Spenden zugunsten der Bürgergenossenschaft Holzminden eG über den gemeinnützigen Förderverein Holzmindener Altstadt e. V. i.Gr. leisten zu können. Die Spende kann auf nachfolgendes Konto des Fördervereins Holzmindener Altstadt e. V. i.Gr. bei der VR Bank Südniedersachsen erfolgen: DE86 2606 2433 0000 2829 28. Eine Spendenquittung kann bei Bedarf durch den Förderverein ausgestellt werden.

Weitere Informationen zur Arbeit der Bürgergenossenschaft Holzminden eG und zum Förderverein Holzmindener Altstadt eG sind online unter www.bg-hol.de sowie auf Facebook und Instagram zu finden.