Hehlen (red). Das diesjährige Wertpapierforum, zu dem die VR-Bank ihre Kundinnen und Kunden aus den Marktbereichen Holzminden, Dassel/Stadtoldendorf und Hehlen/Bevern in die Zentrale in Holzminden eingeladen hatte, konnte endlich wieder in Präsenz stattfinden.
So begrüßte nach einem Imbiss Folkert Groeneveld, Vorsitzender des Vorstands der VR-Bank, die zahlreichen interessierten Gäste und gab einen kurzen Überblick zum wirtschaftlichen und politischen Umfeld. Er zeigte dabei die vielen Krisen und Probleme auf und stellte auch fest, dass nun nationale Themen wieder mehr in den Fokus rücken. Dies könne für die Wirtschaft eine Chance sein, um wichtige Entwicklungen schneller voranzutreiben. Für die eigene Anlagestrategie riet Groeneveld: „Wichtiger denn je für die eigene Risikostruktur, ist eine Diversifizierung, also eine breite Streuung des Vermögens.“
Als Moderator führte Rolf Haas, Leiter Vermögensmanagement, durch die Veranstaltung und sprach an, dass sich die Märkte derzeit in turbulentem Fahrwasser bewegen. Die hohe Inflation, Corona und der Krieg in der Ukraine seien drei der Themen, die die Märkte in Bewegung hielten. Wie die Märkte auf all das in den kommenden Monaten reagieren könnten und was das für die Geldanlage bedeute, seien wichtige Fragen, die an diesem Abend beantwortet werden sollen.
Und so leitete Haas zum ersten Vortrag des Abends zum Thema „Kapitalmärkte zwischen Zinsanstieg und Energiekrise – Ausblick auf 2023“ über, zu dem Michael Kopmann, Abteilungsleiter Aktienresearch der DZ Bank eingeladen war. Zunächst erklärte er die Auswirkungen der rasch steigenden Zinsen und der Inflation auf die Gesamtsituation in der Wirtschaft. Er erläuterte, dass eine Zinsanhebung fast immer eine Rezession verursache. Niemand habe geglaubt, dass unter den derzeitigen Vorzeichen die EZB tatsächlich die Zinsen so stark anhebe. Die Zinsanhebung erfolgte allerdings dann doch durch die EZB im Rekordtempo. Gleichzeitig verursachten die steigenden Energiepreise einen kräftigen Preisdruck, der die Inflationsrate auf Rekordhoch treibe. Nachdem der Gashahn aus Russland geschlossen wurde, sei es erfreulicherweise wider Erwarten gelungen, die Speicher bis auf 96 % zu füllen. Kopmann führte aus, dass bereits im Sommer die Unternehmen aber aufgrund der hohen Kosten die Produktion eingeschränkt und sich dadurch Einsparungen ergeben haben. Diese seien leider nicht auf wirkliche Einsparungspotentiale zurückzuführen. Nach seiner Einschätzung werde aber durch die Gaspreisbremse Abhilfe geschaffen und auch die Strompreisspitzen würden durch die zurückkommenden AKWs in Frankreich abgebaut.
Kopmann ist der Meinung, dass durch all‘ diese Indikatoren ein schwieriger Winter bevorstehe und Deutschland in eine ausgeprägte Rezession rutsche, was allerdings auch andere wichtige Industrieländer betreffen werde. Die Bewertung des DAX sei damit über Winter niedrig und dennoch solle der Anleger auf keinen Fall Verkäufe tätigen, rät Kopmann. Die Aktienkurse seien deutlich stärker gefallen, als es aufgrund der Unternehmen gerechtfertigt sei. „DAX-Unternehmen sind nicht zu vergleichen mit der deutschen Wirtschaft, denn sie sind global unterwegs und somit diversifizierter,“ so Kopmann. Und so ist seine Aktienprognose, dass die Indizes einen „guten Sommer“ nach „hartem Winter“ antizipieren. Wer sich auch weiterhin informieren möchte, dem empfiehlt er noch den Podcast „Fit4Trading“ und den DZ Research Blog.
Andreas Mark, Senior Portfoliomanager der Union Investment, konnte als weiterer Referent für den Abend gewonnen werden. Unter dem Motto „Infrastruktur im Wandel – Globale Herausforderungen als Investitions-Chance“ geht Mark zunächst auf den Investitionsstau der vergangenen Jahre in Infrastruktur ein. Um Wachstum zu erhalten und für die heutigen Herausforderungen gewappnet zu sein, müsse mehr in den Auf- und Ausbau von Infrastruktur investiert werden. Viele Staaten haben mit Investitionsprogrammen zu lange gewartet. Sie setzen nun aber mit Finanzpaketen z. B. im EU-Haushalt sowie dem Wiederaufbaufonds „Next Generation EU“ die richtigen Zeichen zur Transformation der Wirtschaft. „Und auch in den USA werden Grundsteine durch staatliche Programme für einen langfristigen Investitionsboom gelegt, um die Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft zu erhöhen und die grüne Transformation zu beschleunigen“, so Mark. Heute werde nicht mehr nur bei Infrastruktur an Autobahnen, Brücken und Energieversorger gedacht. Es sei bei der Investition in Infrastruktur ein Wandel zu verzeichnen, der sich mit digitalem Wandel und Umbau in alternative Energien beschäftige. Mark stellte fest: „Die großen Megatrends unterstützen die Anlagen in Infrastruktur.“ Hierbei sieht er die großen Herausforderungen im Kommunikationsbereich, beim Umbau der Energieversorgung sowie Transportwesen und auch die Ver- und Entsorgung z. B. im Frisch- und Abwasserbereich werde uns in den nächsten Jahren zunehmend beschäftigen. Nicht zu vergessen sei die Investition in digitale Infrastrukturen sowie Immobilien z. B. im Bereich Lager-Logistik. Er zeigte beispielhaft Unternehmen auf, die an der Beschleunigung der „grünen Transformation“ sowie dem Ausbau der Kommunikationsnetze arbeiten. Als Fazit gibt Mark den Teilnehmer mit auf den Weg: „Investieren Sie gezielt in neue, zukunftsfähige Infrastruktur, denn jetzt werden Investitionsprogramme freigegeben und das eröffnet den Anlegern die Chance an dem weltweiten Wachstum zu partizipieren.“
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Besucher die Möglichkeit, Fragen an die Fachleute zu stellen. Bei anregenden Gesprächen ließ man das Wertpapierforum ausklingen mit dem Ausblick, diese gelungene Veranstaltung auch im kommenden Jahr zu wiederholen.
Foto: VR-Bank