Stadtoldendorf/Kreis Holzminden (rus). Steigende Gaspreise, Notfallpläne, stockende Gaslieferungen: Der Markt der Energiebeschaffung von Gas ist turbulent, kaum jemand weiß, wie es nächste Woche aussehen wird. Doch die gute Nachricht vorweg: Die Stadtwerke Stadtoldendorf haben als lokaler Energieversorger das Gas für 2022 und auch 2023 bereits fest eingekauft. Auf Nachfrage der Weser-Ith News erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Shteryo Shterev die Lage und wie die Stadtwerke in Stadtoldendorf aktuell aufgestellt sind.
Stabile Versorgung auch für den Kreis Holzminden
„Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment stabil und die Versorgungssicherheit ist derzeit weiter gewährleistet“. Das, was das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in seinem aktuellen Lagebericht schreibt, gilt auch für die Stadtwerke Stadtoldendorf. Das Unternehmen sei mit soliden Zahlen gut aufgestellt, für Kunden sei es zudem ein Plus, hier noch einen Ansprechpartner direkt vor Ort zu haben. Und das soll auch so bleiben, denn die Zielgruppe der Stadtwerke Stadtoldendorf sind Kunden aus dem Landkreis Holzminden. „Wir sind zufrieden, dass wir die Menschen hier vor Ort versorgen können“, sagt Shterev.
Das tun die Stadtwerke zu fairen Konditionen. „Wir haben in den ganzen Jahren eine gute Beschaffungsstrategie gehabt, die sich jetzt auszahlt“, so Shterev. Und diese Strategie soll auch so fortgesetzt werden. „Wir spekulieren nicht auf sinkende Preise“, so der Geschäftsführer weiter. Angestrebt werde ein konstanter Preis auf das ganze Jahr gesehen, in den vergangenen Jahren habe dieses immer funktioniert und habe zudem dafür gesorgt, dass die Stadtwerke Stadtoldendorf preislich attraktiv seien. „Kunden sollen sich auf uns verlassen können“.
Dem ist wohl auch zu verdanken, dass der Versorger allein in diesem Jahr einen Zuwachs von Gas-Neukunden im unteren dreistelligen Bereich verzeichnen kann, einfach aber auch deswegen, „weil wir noch verhältnismäßig günstig sind“, sagt Kundenberater Albert Mund. Viele andere Versorger haben längst ihre Preise erneut angepasst. Der Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde (kWh) Gas lag hierzulande nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) im Frühjahr 2022 für einen Haushalt in einem Einfamilienhaus bei 13,77 Cent je kWh. In Stadtoldendorf liegt der Preis für Neuverträge heute mit aktuell 12,64 Cent je kWh immer noch darunter. Allerdings: Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Preis (Stand 01.01.2021 5,63 Cent/kWh) auch hier um mehr als das Doppelte an.
Weitere Preissteigerungen beim Gas kommen zum Jahreswechsel
„Unternehmen und private Verbraucher müssen sich auf deutlich steigende Gaspreise einstellen“, schreibt das BMWK in seinen täglichen Lageberichten. Und auch in der Homburgstadt kommt man um Preissteigerungen nicht mehr lange drum herum. „Die Preise werden wir zum Jahreswechsel erhöhen, das steht fest“, erklärt Shterev. Stand heute rechnet er zwar nicht damit, dass es die vielerorts befürchteten Ausmaße von doppelter oder gar dreifacher Preiserhöhung geben wird. „Momentan ist aber noch vieles offen“, gesteht er. Die allgemeine weltpolitische Lage ist schließlich so undurchsichtig wie noch nie.
Was passiert, wenn Stufe 3 des Notfallplans Gas ausgerufen wird?
Preissteigerungen sind das eine, die gesicherte Versorgung mit Gas überhaupt das andere. Während vielerorts die Menschen bereits um den kommenden Winter bangen, möchte man in Stadtoldendorf zumindest die Kunden beruhigen. „Wir haben das Gas für 2023 schon komplett eingekauft“, erklärt Shterev. Wenn also alles normal verläuft, soll es hier zumindest keine Probleme geben. Voraussetzung dafür sei aber, dass sich die allgemeine Lage nicht noch weiter verschärfe oder gar die „Notfallstufe“ gezogen werde.
Erst am 23. Juni 2022 hatte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Alarmstufe des Notfallplans in Deutschland ausgerufen. Sie ist Stufe 2 von 3 nach der bereits Ende März gezogenen Frühwarnstufe und die letzte vor der Notfallstufe. Sollten die bisherigen Maßnahmen also nicht ausreichen, könnten mit der Notfallstufe weitreichende Eingriffe in die Autonomie von Gasversorgern und letztlich auch Einschränkungen von Unternehmen und Verbrauchern stattfinden. Die Gasmengen würden rationiert, die Versorger müssten den Verbrauch bei ihren Kunden einschränken. Aber: „Alle Haushalte sowie auch Schulen und Kindergärten, Arztpraxen und vergleichbare Einrichtungen sind schützenswert“, erklärt Shterev. Einschränkungen soll es hier vorerst keine geben, solange genügend Gas vorhanden ist.
2021 kamen in Deutschland rund 60 Prozent aller Gaslieferungen aus Russland. Das am Übergabepunkt in Stadtoldendorf ankommende L-Gas (low calorific gas, im Gegensatz zum H-Gas, high calorific gas) stammt allerdings aus den Niederlanden und zum Teil aus nordischen Ländern. Rein physikalisch gesehen ist der Gasbezug deshalb unabhängig, da das L-Gas auch in völlig anderen Netzen transportiert wird als das H-Gas. Auf dem allgemeinen (Gas-)Markt spielt das allerdings keine Rolle, sodass auch die Bezieher von L-Gas von möglichen Einschränkungen betroffen wären.
Gibt es Einschränkungen bei Strom und Trinkwasser?
Klare Antwort von Shterev: „Nein“. Die Sparten Strom und Trinkwasser werden vollkommen unabhängig vom Gas betrachtet. Preissteigerungen, die etwa durch den teureren Bezug von Gas entstehen können, werden und können auch nicht auf den Strom- oder Wasserpreis umgelegt werden. „Da können wir unsere Kunden beruhigen“, so der Geschäftsführer.
Tipps der Stadtwerke zur Energieeinsparung
Allen Liefer- und Preisgarantien zum Trotz ist ein sinkender Verbrauch immer noch die beste Lösung der Probleme, das entlastet nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern auch das gesamte System. So seien Investitionen in die eigene Haustechnik am Sinnvollsten, verbunden mit energetischen Sanierungen, wenn sie den Verbrauch senken.
Verbraucher sollten etwa in moderne Wärmepumpen-Technik investieren, schon jetzt sind solche Heizungsanlagen in den meisten Neubauten verbaut, für Bestandsimmobilien kann die Heiztechnik in der Regel problemlos nachgerüstet werden. „Erdgas ist ein Auslaufmodell“, ist sich Geschäftsführer Shteryo Shterev sicher und „CO2 einzusparen ist eine beschlossene Strategie“, ergänzt er das Ansinnen der Bundesregierung. Auch das Thema Photovoltaik sei ein Ansatz, die Energiebilanz zu verbessern. Hierzu wollen die Stadtwerke Stadtoldendorf demnächst sogar eigene Produkte anbieten.
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