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Mittwoch, 16. Juli 2025 Mediadaten Fankurve
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Stadtoldendorf/Einbeck (haa). Aus der Ferne ist schon eine leise Musik zu hören – keine fremde, nein, es ist ein bekanntes Gefühl. Eine Melodie, die nach Sommer und Vorfreude klingt. Schnell wird im Portemonnaie noch nach den letzten Münzen gekramt, ein paar Kupferstücke und ein silberner Euro – das könnte reichen. Während die Musik immer näherkommt, kreisen sich die Gedanken schon um die große Auswahl an Sorten. Die Haustür geht auf. Ein paar schnelle Schritte barfuß über die warme Einfahrt, das Gartentor quietscht.

Und dann steht er da: der Eiswagen, bunt und glänzend in der Sonne – wie jedes Jahr.

„Na, welches Eis darf’s sein?“ erklingt die freundliche Stimme des Eisverkäufers – und für einen kurzen Moment bleibt die Zeit stehen. Hinter dieser Stimme steckt Giuseppe La Mendola, 60 Jahre alt. Seit 33 Jahren – also mehr als die Hälfte seines Lebens – ist er mit seinem Eiswagen rund um Einbeck und Stadtoldendorf unterwegs. Eine lange Zeit, wie er selbst sagt: „Es hat mir immer viel Spaß gemacht.“

Giuseppe kam 1987 allein aus Italien nach Deutschland, nachdem ein Freund ihn dazu ermutigt hatte. Ursprünglich war geplant, nur zwei Jahre zu bleiben – doch wie das Leben so spielt: Manche Pläne sind dazu gemacht, über Bord geworfen zu werden. So auch in seinem Fall. „Ich bin dann doch in Deutschland geblieben und habe hier meine eigene Familie gegründet“, erzählt Giuseppe stolz.

Zunächst führte er ein eigenes Eiscafé in Einbeck, konzentrierte sich im Jahr 1992 jedoch ganz auf seine Idee mit dem Eiswagen. „Für manche Menschen ist es schwieriger, zu den Eisdielen zu kommen. Ich wollte das Eis zu den Menschen bringen“, erklärt er seine Motivation. Auch sein Herz für Kinder sei ein Grund, warum er diesem Beruf seit Jahrzehnten treu geblieben ist. Noch heute schlägt es höher, wenn er in die strahlenden Augen der Kinder blickt, die ihm freudig entgegenlaufen, sobald er an der Straße hält.

„Manchmal warten sie auch schon gespannt am Bürgersteig. Es ist immer schön zu sehen, wie viel Freude man ihnen bereitet“, betont Giuseppe. Von April bis September ist am Nachmittag die Melodie seines Wagens zu hören. Vier Eiswägen waren in den 33 Jahren bereits im Einsatz. Heute ist es ein Fiat Ducato Transporter, der auf der Motorhaube die Aufschrift „Eis von Giuseppe“ trägt – eine italienische Automarke, vielleicht auch eine stille Hommage an seine Heimat.

Ein Blick in den Rückspiegel zeigt: 33 Jahre voller Begegnungen, Kinderlachen und kleiner, aber wertvoller Momente. Manche dieser Begegnungen begleiten Giuseppe auch heute noch. Denn Menschen, die einst als Kinder ihren Kopf zum Bedienfenster streckten, sind heute deutlich größer gewachsen. „Viele sind mittlerweile 40 oder 45 Jahre alt und kommen mit ihren eigenen Kindern“, berichtet Giuseppe. Es ist eine dieser Konstanten im Leben, die die Vergangenheit wieder spürbar werden lässt – auf eine schöne Art. Eine gedankliche Zeitreise in die Neunzigerjahre, als zwischen Mittagessen und Hausaufgaben noch diese magische Melodie erklang. Es ist mehr als ein Eiswagen – es ist ein Stück Nostalgie.

23 Eissorten hat Giuseppe in seinem Sortiment, dazu diverse Eisbecher – da ist für jeden Geschmack etwas dabei. „Die Kinder mögen besonders gern Engelblau“, stellt Giuseppe fest. So manche Kugel Engelblau ging dabei auch schon gratis über den Tresen. „Wir Italiener sind so. Wenn ein Kind nicht genug Geld dabeihat, verschenke ich auch mal eine Kugel.“

Durch seine Arbeit sei er im Herzen immer noch ein Kind geblieben. „Das passiert automatisch, wenn man ständig von ihnen umgeben ist. Sie stecken einen mit ihrer Leichtigkeit an“, sagt Giuseppe.

Eiswagen sind heute selten geworden und gelten in vielen Regionen Deutschlands als ausgestorben – Giuseppe ist einer der wenigen, die Kindern noch dieses besondere Sommergefühl schenken. Dahinter steckt selbstverständlich auch viel Arbeit und Zeit, die er investieren muss. Morgens bereitet er das Eis vor, nachmittags geht es auf die Straße, und abends – meist gegen 19 Uhr – parkt er mit seinem Wagen wieder in der eigenen Einfahrt. Zufrieden, wie er sagt. Noch ein paar Jahre möchte Giuseppe weitermachen. Und wenn er eines Tages den Motor des Wagens abstellt, dann bleiben trotzdem all die Sommermomente – und das innere Kind, das ihn nie verlässt.

Fotos: haa

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