Amelungsborn/ Hannover (red). Dr. Stephan Schaede wird 59. Abt des Klosters Amelungsborn. Der Klosterkonvent hat den 61-jährigen Vizepräsidenten im Kirchenamt der EKD und Leiter des Amtsbereichs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) im Januar aus seiner Mitte gewählt. Der Personalausschuss der hannoverschen Landeskirche hat die Wahl bestätigt. Das Abbatiat ist ein Ehrenamt.
Stephan Schaede ist in Neuwied geboren und in Mainz und Hannover aufgewachsen. Nach Abitur und Wehrdienst studiert er Evangelische Theologie und Philosophie in Tübingen, Rom und Göttingen. Bis 1998 ist er wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl von Eberhard Jüngel in Tübingen und wird dort promoviert. Der Landkreis Holzminden ist ihm längst vertraut. Nach dem Gemeindevikariat in Drebber übernimmt er ab dem Jahr 2000 den Pfarrdienst in den Solling-Gemeinden Neuhaus, Silberborn und Fohlenplacken, ab 2001 auch in der Michaelis-Kirchengemeinde in Holzminden. Ab 2004 ist er an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg tätig, bevor er von 2010 bis 2021 als Direktor die Evangelische Akademie Loccum leitet. 2021 wird Schaede als Regionalbischof für den Sprengel Lüneburg der hannoverschen Landeskirche eingeführt. 2023 wechselt er nach Hannover zur EKD/ VELKD. Stephan Schaede ist mit der Pastorin Dr. Ina Schaede verheiratet. Er ist Vater von vier Kindern. Der Abtswechsel wird beim Kapiteltag des Klosters am 21. Juni um 15 Uhr vom Abt zu Loccum, Landesbischof Ralf Meister, vollzogen. „Amelungsborn ist mit seinem wunderschönen Gebäudeensemble eine starke Ansage in himmlischer Umgebung – die Kirche wird in Zukunft deutlich stärker als bisher mit dem geistlichen Pfund solcher geistlichen Quellorte wuchern müssen“ sagt der künftige Abt des Klosters. „So freue ich mich darauf, gemeinsam Neues und Überraschendes auszuhecken. Anders kann es gar nicht kommen mit dem herausragend gastfreundlichen Team vor Ort, dem Konvent, Familiaritas und anderen dem Kloster verbundenen Gruppen, und gerade auch den Menschen dieser besonderen Region, der ich mich seit langem verbunden fühle.“
Stephan Schaede folgt auf Eckhard Gorka. Der inzwischen pensionierte frühere Regionalbischof des Sprengels Hildesheim-Göttingen hat dem Kloster 23 Jahre vorgestanden. Demnächst vollendet er sein 70. Lebensjahr. Mit diesem Datum endet die Stimmberechtigung im Konvent. Alt-Mitglieder können an den Sitzungen weiterhin mit beratender Stimme teilnehmen. In Gorkas Amtszeit fallen u.a. die Öffnung des Konventes für Frauen, zahlreiche Neuaufnahmen in die klösterliche Familie, umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Klosterkirche St. Marien und jüngst die Installation einer CO₂-neutralen Wärmeversorgung der historischen Anlage. „Amelungsborn ist arm, weil das Kloster kaum über Eigenmittel verfügt und von landeskirchlichen Zuweisungen lebt. Zugleich ist es unermesslich reich an spiritueller Kraft und Vitalität. Mit Blick auf die Finanzierung hat die Leitung nicht nur Freude gemacht. Aber es war immer eine Ehre, Menschen diesen Ort der Gottesbegegnung und Glaubensgewissheit offen zu halten“, sagt der künftige Altabt Gorka.
Das Kloster Amelungsborn ist im Jahr 1135 und damit zu Lebzeiten des ersten Abtes des Zisterzienser-Ordens, Bernhard von Clairvaux, gegründet worden. Das Klostergelände besteht aus der 890 Jahre alten Kirche St. Marien, Tagungshäusern, einer Bibliothek und einem historischen Klostergarten. Das Gelände ist frei zugänglich.
Das Kloster Amelungsborn ist Teil der „Gemeinschaft evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland“ und eine lebendige Gemeinschaft. Neben Konventualinnen, Konventualen und Abt gehören eine Männergemeinschaft, ein ökumenischer Frauenkreis, eine professionelle Kirchenpädagogik, ein Klostergartenteam und weitere Kreise zum Klosterleben. Die Tagungsstätte mit 40 Betten lädt Gästegruppen ein, das klösterliche Leben zu erfahren – ganz nach dem Zisterziensermotto: „Porta patet, cor magis“ – „Die Tür steht offen, das Herz weit mehr“.
Foto: Kloster Amelungsborn