Höxter (TKu). Der traditionsreiche Hochschulstandort Höxter der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) steht möglicherweise vor seiner Schließung. Dies könnte das Ende einer 160-jährigen Geschichte der Wissenschaft und Forschung an diesem Standort bedeuten. Wie am Donnerstag bekannt wurde, plant die Hochschulleitung, die in Höxter angesiedelten Fachbereiche auf die größeren Standorte in Lemgo und Detmold zu verlagern. Eine entsprechende „Strukturreform“ wurde intern angekündigt und von der TH OWL nicht dementiert.
Laut der Hochschule zielt die Umstrukturierung darauf ab, die Fachbereiche neu zu ordnen und zu stärken. Ein Sprecher erklärte: Die Strukturreform beträfe alle Standorte und schaffe durch die Bündelung der Studienangebote an einzelnen Orten neue Synergien. Für die rund 600 Studierenden in Höxter soll dies ab 2026 Vorteile bieten, da sie eine größere Nähe zu fachlichen Nachbardisziplinen erhielten. Dennoch bleibt unklar, was dies genau für den Standort selbst bedeutet. Bereits vor einigen Wochen wurde der Plan eines „Campus Corvey“ nach der Bekanntgabe der Machbarkeitsstudie verworfen. Dieser neue Standort in der Nähe des UNESCO-Weltkulturerbes sollte Höxter durch modernste Infrastruktur und ein attraktives Umfeld stärken. Eine Machbarkeitsstudie kam jedoch zu dem Schluss, dass das Projekt finanziell und organisatorisch nicht realisierbar sei.
Kritik und Widerstand regt sich aus der Politik: Die angekündigte Verlagerung der Studiengänge hat bei Politik und Bevölkerung Besorgnis ausgelöst. Höxters Landtagsabgeordneter Matthias Goeken und Bundestagsabgeordneter Christian Haase (beide CDU) reagierten mit einem „Brandbrief“, der an die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sowie weitere Verantwortliche versandt wurde. Darin fordern sie ein klares Bekenntnis zum Standort Höxter. „Die Schließung des Standorts wäre ein Schlag ins Gesicht für die Region“, warnt Goeken. Haase ergänzt: „In Zeiten von Fachkräftemangel und Digitalisierung müssen wir in die Bildung und Zukunft unserer Gesellschaft investieren. Der Standort Höxter darf nicht ausbluten.“ Die CDU-Politiker betonen die Bedeutung des Standorts für die regionale Wirtschaft und die akademische Ausbildung im ländlichen Raum.
Trotz der düsteren Prognosen sehen die Abgeordneten Potenzial für den Standort. Das großzügige Raumangebot, die bestehende Infrastruktur sowie der Botanische Garten könnten eine wichtige Rolle in der zukünftigen Ausrichtung spielen. „Es bedarf einer klaren Vision und innovativer Konzepte, um Höxter wieder zu stärken“, heißt es in ihrem Schreiben. Die TH OWL betont, dass Arbeitsplätze in Höxter erhalten bleiben sollen und neue Studiengänge mit internationalem Fokus entstehen könnten. Ob dies ausreicht, um die Befürchtungen einer Schließung zu zerstreuen, bleibt offen. Ein Standort mit Geschichte: Seit genau 160 Jahren ist Höxter ein Ort der Wissenschaft und Lehre. Fachbereiche wie Umweltingenieurwesen, Landschaftsarchitektur und Angewandte Informatik haben Studierende aus dem In- und Ausland angezogen. Nun droht dieser Tradition das Ende. Der Ruf nach einer klaren Strategie und politischen Unterstützung wird immer lauter. Ob dies den Standort Höxter retten kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Fotomontage: Thomas Kube