Lenne (red). Die Geschehnisse in und am Hils im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges mit seinen Zwangsarbeiter- und Konzentrationslagern zwischen Holzen und Lenne sollen in Form einer Erinnerungsstätte für eine breite Öffentlichkeit in Erinnerung gebracht und wahrnehmbar gemacht werden. Das hatte der Kreistag im Juni 2022 beschlossen und dafür eine interfraktionelle Arbeitsgruppe mit verschiedenen Beteiligten aus Politik und Verwaltung sowie beteiligten Interessengruppen ins Leben gerufen. Schon nach wenigen Sitzungen wurde klar: Eine schnelle Lösung wird es nicht geben, für eine professionelle Umsetzung ist ein langer Atem notwendig. Wie ein entsprechendes Konzept aussehen könnte, dazu hat jetzt der vom Heimat- und Geschichtsverein Holzminden eingeladene Historiker Professor Dr. Manfred Grieger ein Thesenpapier vorgelegt und erläutert. Ohne ein Konzept, dass auf Basis breiter Zustimmung sowohl finanziell als auch personell klare Perspektiven geschaffen werden, wird es nicht gehen.

Grieger ist einer der ausgewiesenen Experten in Sachen Rüstungskomplex Hils mit seinen Lagern. Fast 20 Jahre lang hat er für die Volkswagen AG als Chefhistoriker die Historische Kommunikation geleitet und dabei die NS-Vergangenheit des Konzerns aufgearbeitet. Für die Georg-August-Universität Göttingen ist er bis heute als Honorarprofessor tätig.

In seinem vorab verfassten Thesenpapier hatte Manfred Grieger eine über das gesamte Gebiet zwischen Holzen und Lenne verteilte Erinnerungslandschaft vorgeschlagen, deren verschiedene Orte über ein verbessertes Wegenetz auch mithilfe von Fahrrädern zu erschließen sein könnte und dabei virtuell durch eine App einzelne Wegpunkte erklärt werden solle. Als Trägerschaft für ein solches Konzept könnte sich Manfred Grieger dabei sowohl die Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten als auch ein noch zu gründender Verein oder eben eine hauptamtlich innerhalb der Landkreisverwaltung selbst beheimatete Organisation vorstellen.    

Genau das jedoch war in der anschließenden Diskussion die zentrale Fragestellung. Denn während einerseits eine förderungs- und verwaltungstechnisch versierte Personalstruktur innerhalb der Verwaltung für eine professionelle und zügigere Umsetzung spräche, so einige der Diskutantinnen, sei andererseits eine finanzielle Förderung wiederum in den allermeisten Fällen nur mit einer vereinsbasierten Aufstellung möglich. Auch die Frage, ob es einen zentralen Lern- und Gedenkort geben oder dem Gebiet am Hils mit seinen unterschiedlichen erhaltenen und wahrnehmbaren einzelnen Hinterlassenschaften einfach ein nachvollziehbares Lernwegenetz gegeben werden müsse, wurde stark diskutiert. Am Ende einigten sich alle Beteiligten darauf, dass erst die konkreten Fördermöglichkeiten geprüft werden müssten, um dann ein konkreteres Konzept auf den Weg zu bringen.

Foto: Landkreis Holzminden