Holzminden (jmb). Es ist ein Tag im Sommer. Die Stadthalle Holzminden wimmelt nur so vor Abiturienten, der monoton sprechende Schulleiter des Campe Gymnasiums hält eine Rede und Rike und ihre Freunde feiern – endlich halten sie ihren Abschluss in den Händen. Was wie die nahende Realität klingt, ist jedoch reine Fiktion. 

In Wirklichkeit war es der 1. März, 19 Uhr, und der Schauplatz die vollbesetzte Aula des Campe Gymnasiums Holzminden. Auf der Bühne stand der Darstellendes-Spiel-Kurs der Oberstufe, der aus Schülern des 12. und 13. Jahrgangs besteht, und spielte die Premiere des Theaterstücks „AbiTour – die etwas andere Absch(l)ussfahrt“, das auf der Bühnenfassung des Romans „Busfahrt mit Kuhn“ von Tamara Bach basiert. Unter der Leitung von den Lehrerinnen Frau Appel und Frau Dominick hat der Kurs die Bühnenfassung innerhalb des Schuljahres und einer zusätzlichen dreitägigen kreativen Probenfahrt in eine Jugendherberge in Detmold intensiv einstudiert. 

Das Stück handelt von mehreren Abiturienten, die nach ihrer Zeugnisvergabe einen Roadtrip durch Deutschland machen, um zu einem Festival zu gelangen. Die Freundesgruppe bestehend aus Rike und Sissi, dessen Freund Lex, und Noah (gespielt von Denise Wagener, Clara Müller, Jan-Christoph Horn und Jonathan Just) driftet zwischen Dorffesten, Übernachtungen bei Freunden und Bekannten und der Zeit in dem geklauten Van von Rikes Bruder Kurti immer weiter auseinander. Rikes Gedanken, die sich unter anderem um ihre nicht erwiderte Liebe zu Noah drehen, wurden verkörpert und personifiziert von Emily Klajbor, Samira Buch und Juliana Thönissen, die ihr wie Schatten durch die Szenen folgten. 

Gleichzeitig gibt es eine Parallelhandlung, denn der verärgerte Kurti (gespielt von Niclas Bode) versucht verzweifelt seinen Van wiederzuerlangen und reist kurzerhand seiner Schwester hinterher, in dem er sich seinen eigenen Schulfreunden (gespielt von Kelvin Asare, Lennox Buschatzky, Paul Müller, Jan Schmidt, Joshua Schmidt) anschließt, die ebenfalls auf dem Weg zu dem Festival sind. Dass er daraufhin unfreiwillig Drogen aus den Niederlanden einschmuggelt und mehrfach trampen muss, sorgte für große Belustigung im Publikum. Auch die Musik, die zwischen den Szenen eingespielt wurde, während das Bühnenbild umgebaut wurde, konnte das Publikum amüsieren. So wurde zu den melodischen Klängen von „Schön ist es auf der Welt zu sein“ mal schnell aus Stühlen und einem provisorisch vom „Fahrer“ gehaltenem Lenkrad Kurtis Van aufgebaut, oder anhand einer Bierzeltgarnitur und einer handgezimmerten Theke ein Schützenzelt nachgestellt. 

In der Pause wurden die Zuschauer vom Verkaufskomitee des 13. Jahrgangs mit Getränken und Snacks versorgt, bevor es sich wieder den spritzigen, humorvollen und vor allem an Jugendsprache nicht zu kurz kommenden Dialogen auf der Bühne zuwenden konnte. 

Für eine besondere Note sorgte die Schülerinnenband „Störegören“ (bestehend aus Franka Ebel, Jette Gross, Ida Budde, Vladislava Ilia und Franziska Thimm), geleitet von Dankward Pillmann, die als Festivalband die Songs „Chasing Cars“ und „We will rock you“ performte. Zu letzterem wurde schließlich von den Schauspielern ein Flashmob auf und vor der Bühne performt, der auch noch den letzten Zuschauer von dem Talent sowohl der Darsteller als auch der Bandmitglieder, überzeugte. 

Auch Schulleiterin Inez Schroth richtete anerkennende Worte an alle, die die Premiere von „AbiTour“ ermöglicht hatten. „Es war nicht die nur Premiere des Stückes selber, sondern auch die Theaterpremiere für 2024 am Campe Gymnasium“, erläuterte sie. „Außerdem war es ein Experiment, dass zwei Darstellendes-Spiel-Kurse aus zwei Jahrgängen zusammengearbeitet haben. Ich glaube, wir können sagen, dass das Experiment erfolgreich war!“ Paul Drosselmeyer, einer der Schauspieler aus dem 12. Jahrgang, äußerte sich im Namen beider Kurse ebenfalls positiv über die Kooperation und zitiert gleich Henry Ford: „Da in ein paar Wochen die Abiturprüfungen anstehen ist es sehr beachtlich, dass die Dreizehner sich bereit erklärt haben, Hauptrollen und so viel Text zu übernehmen. Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt und Zusammenarbeiten ein Erfolg.“ 

Das Theaterstück spiegelte das Leben vieler Jugendlichen nach dem Abitur wider, gespickt mit viel Humor und viel Talent aller Beteiligten - wessen Interesse nun geweckt ist, kann sich die zweite und letzte Aufführung von „AbiTour – die etwas andere Absch(l)ussfahrt“ um 19 Uhr am 6. März in der Aula des Campe Gymnaisums ansehen. Um eine freiwillige Spende wird gebeten. 

 

Fotos: Körber; Kleinke