Holzminden (red). Beim diesjährigen Fachtag der Frühen Hilfen des Landkreises Holzminden drehte sich alles um das Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“. Mit großer Resonanz. Über 100 Teilnehmende hatten den Weg in die Georg-von-Langen-Schule Berufsbildende Schulen Holzminden (BBS) gefunden, um im Rahmen des Netzwerkes Frühe Hilfen verschiedene Vorträge zu hören und anschließend miteinander zu diskutieren. Ein langer Nachmittag voller interessanter Beiträge über ein ebenso aktuelles wie brisantes Thema.
Unter den Teilnehmenden, die Oliver Backhaus, stellvertretender Leiter des Jugendamtes bei der Veranstaltung begrüßen konnte, waren sowohl Fachkräfte aus Kinderbetreuung und aus verschiedenen Beratungsstellen als Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, aus Schule, Gesundheitswesen und Verwaltung. Dieses Netzwerk solle von den Fachleuten genutzt werden, hob Nino Wais, Chefärztin und Leiterin des AMEOS Klinikums Holzminden, hervor. Sie berichtete von Fällen aus medizinischer Sicht und brachte Geschichten mit, „die nicht erfreulich und nicht schön sind“, so Wais. Den Anwesenden wurde durch deren Vortrag jedoch auch klar: „Es gibt einen Ausweg und Hilfen für die betroffenen Eltern“. Wichtig sei, dass alle zusammen in eine Richtung gingen.
Anja Thürnau setzte sich anschließend detailliert damit auseinander, wie Kinder psychisch kranker Eltern erkannt und verstanden werden können. Die betroffenen Kinder müssten über die Krankheit informiert werden und dabei die Stärken der Kinder in den Mittelpunkt der Arbeit gestellt werden. Als Initiatorin und Koordinatorin des Netzwerks HiKip - Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern im Landkreis Hildesheim – hat Thürnau in diesem Zusammenhang viele wertvolle Erfahrungen gemacht, von denen sie berichtete. „Wir benötigen zunächst für die Eltern ein Bindungsangebot, Vertrauen und Autonomie“, unterstrich sie. Die Eltern einzuladen und niederschwellige Hilfe anzubieten, sei dabei der wichtigste Baustein.
Anja Thürnau führte weiterhin aus, dass es unerlässlich sei, den Kindern zu erklären, dass es sich um eine Krankheit der Eltern handele und nichts mit ihnen selbst zu tun habe. „Die Kinder von psychisch belasteten Eltern müssen die Gründe für das Verhalten ihrer Eltern verstehen lernen“, so Thürnau.
Organisatorin Ilona Feyer-Yurttas von den Frühen Hilfen des Landkreises, stellte abschließend gemeinsam mit den beiden Referentinnen den Austausch zwischen den zahlreichen Fachleuten in den Mittelpunkt. „Wenn alle Beteiligten die Angebote kennen und wissen, wie man handeln kann, bringt das den Kindern eine gute Hilfe“, stellte Feyer-Yurttas fest. Der Zugang zu einem Kind, dass durch die Krankheit der Eltern vielleicht besonders verschlossen oder aufbrausend sei, sei für eine Lehrer*in oder Erzieher*in deutlich einfacher, wenn sie oder er um den Hintergrund wisse und auch Wege für eine entsprechende Hilfestellung kenne.
Foto: Peter Drews/Landkreis Holzminden