Holzminden (red). Am Donnerstag, dem 5. Oktober 2023, um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr), kann das Holzmindener Publikum zu Beginn der Theatersaison des Kulturvereins Holzminden in der Stadthalle eine Interpretation des Jungen Theaters Göttingen (JTHG) von Georg Büchners Drama „Woyzeck“ erleben, die bereits in Göttingen bei der Premiere im Oktober letzten Jahres große Begeisterung hervorrief.
Der Kulturverein Holzminden e.V. knüpft mit seiner Einladung des Ensembles an eine lange und erfolgreiche Tradition an, die eine beeindruckender Theaterarbeit nach Holzminden gebracht hat. Mit den Aufführungen wie beispielsweise Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ oder Marc-Uwe Klings „Känguru-Chroniken“ wird im Programm des JThG immer wieder das Engagement und das überzeugende schauspielerische Können des Ensembles deutlich.
Die Woyzeck-Inszenierung durch Tobias Sosinka und Christian Vilmar wird in den Medien als einfach großartig gerühmt. Büchners Figuren sind brillant besetzt und zeigen die Rollen im Wechsel zwischen Tiefe und Überzeichnung, vor allem beeindruckend durch ein ausdruckstarkes Spiel in einer Kulisse, die das Publikum in hohem Tempo zu wechselnden Orten bringt. Zum Inhalt: Fabienne Elisabeth Baumann (Marie) und Michael Johannes Mayer (Woyzeck) zeigen in den Hauptrollen die prekären Existenzen des Zeitgeschehens. Um das Überleben zu sichern, hetzt der einfache Soldat Woyzeck Gelegenheitsarbeiten hinterher und lässt sich in medizinischen Experimenten missbrauchen. Marie kümmert sich um das gemeinsame Kind. Dann beginnt Woyzeck, Stimmen zu hören. Marie begegnet einem Tambourmajor – ein anderes, besseres Leben scheint für sie möglich. Als Marie droht, sich von Woyzeck zu lösen, werden die Stimmen in ihm lauter. Durch seine Eifersucht und die Folgen des medizinischen Experiments verliert er jede Kontrolle. Marie soll sterben. Das Drama nimmt seinen Lauf. In weiteren Rollen sind Agnes Giese, Dorothea Röger, Jens Tramsen, Jan Reinartz und Tobias Schaaf zu sehen.
Der Dramatiker Georg Büchner (1813- 1837) wird in die Zeit der napoleonischen Kriege und die Neuordnung Europas hineingeboren. Nach dem Abitur geht er nach Straßburg, um Medizin zu studieren. Er erlebt hier zwei glückliche Jahre, muss aber sein Studium, entsprechend den Landesbestimmungen, in Gießen abschließen und kehrt nach Hessen zurück. Hier leidet er sehr unter den Repressalien und politischen Verhältnissen und verfasst den „Hessischen Landboten“, in dem er die gesellschaftlichen Verhältnisse anprangert. Er muss fliehen und kehrt nach Straßburg zurück.
Der „Woyzeck“ bezieht sich auf einen historischen Fall, den Büchner im Archiv seines Vaters findet, der als Medizinalrat in Darmstadt arbeitet. In die einzelnen Szenen und die Entwicklung der Figuren bindet er sowohl Teile der Gutachten des historischen Falls als auch seine Erfahrungen aus dem Medizinstudium ein, was eine unglaublich wirklichkeitsnahe Atmosphäre im Theater schafft. Leider erkrankt Büchner an Typhus und stirbt viel zu jung mit 23 Jahren. Sein Drama bleibt Fragment! Das ist tragisch für die Literatur, aber auch eine Chance für jeden Regisseur, mit der Chronologie zu spielen, um so eine bravouröse Inszenierung zu schaffen, wie es dem Jungen Theater gelungen ist.
Eintrittskarten sind bereits jetzt in den Vorverkaufsstellen Stadtmarketing Holzminden (Tel.: 05531 992960), in Höxter bei der Kultur- und Touristinformation (05271 19433) und der Buchhandlung Gade (05271 1234), bei allen Hellweg-Vorverkaufsstellen sowie unter Hellweg-ticket-online und ab 19 Uhr an der Abendkasse in der Stadthalle zu bekommen.
Foto: D. Heise