Holzen (red) Pünktlich um 9.30 Uhr begrüßten Anke Wendland, Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf, und Silke Hage, Gemeinde Holzen, bei optimalen Wetterbedingungen die zahlreich erschienenen Wanderer vor der Falknerei Schüttler – man konnte geradezu von einer „Wanderlawine“ sprechen, die den Ortsteil Hütte an diesem Morgen überrollt hatte. Mindestens 100 Wanderer wollten sich die attraktive Wanderroute nicht entgehen lassen. „Wir freuen uns sehr über den großen Zuspruch und werden im nächsten Jahr wieder gerne dabei sein, vielleicht auch mit ein paar anderen interessanten Stationen,“ gab Silke Hage einen Ausblick auf das kommende Jahr.
Zu Beginn hörten alle dem Falkner Manfred Schüttler mucksmäuschenstill zu, er brachte in seiner lockeren Art den begeisterten Wanderern die Verhaltensweisen seines Wüstenbussards und seines Waldkauzes näher. Nach dem Schluss seiner überaus interessanten Ausführungen ließen es sich die meisten Wanderer nicht nehmen, die Ausmaße von Steinadler „Attila“ in einer Voliere zu begutachten.
Nach dieser informativen Einstimmung ging es dann auf die 10 km lange Rundtour Hz1, die zum Teil mit dem Ith-Hils-Weg identisch ist. Geführt wurde die große Wandergruppe von dem Wegepaten Karl Paare, aber er hatte in Nicole und Torsten Berndt gute Unterstützer. Der erste Halt war an einem Platz im Ortsteil Hütte, wo ab dem Jahr 2000 durch eine archäologische Grabung die Fundamente der ehemaligen Holzener Glashütte freigelegt worden waren. Unter einer Schicht von 30 cm Gartenboden stieß man auf die erwarteten Fundamente der Glasmanufaktur, die zwischen 1744 und 1768 Grünglasflaschen aller Größen herstellte. Der Ortsteil „Hütte“, die „Hüttenstraße“, der „Glashüttenweg“ und die kleinen „Laborantenhäuser“ erinnern noch an diese Zeit. Bei der Grabung kamen außer den Fundamenten auch etliche Fragmente von Flaschen und Flaschensiegeln zutage, eins davon zeigt eine Krone (Herzog Carl I.) und ein großes C (für Carl).
Weiter ging es am Waldrand des Ith entlang und die Wanderer konnten den weiten Blick in die Ithbörde und zu den fernen Bergen genießen. Aber der Aufstieg durch die Buchenbestände in Richtung Segelflugplatz ließ nicht lange auf sich warten und man kam ordentlich ins Schwitzen. Der Wanderführer ging dann kurz auf die Entstehung der Ithklippen ein (übrigens ein tolles Kletterrevier!) und berichtete über die Erforschung der Rothesteinhöhle, die nach Erkenntnissen der Wissenschaftler in der Bronzezeit als Kulthöhle diente – nach an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurden dort neben materiellen Opfergaben auch Tiere und Menschen den Göttern geopfert. Ein Teil der Wandergruppe, bestehend hauptsächlich aus jüngeren Teilnehmern und Kindern mit Oma und Opa, begab sich unter Führung von Torsten Berndt in die aufgrund der Witterung zurzeit etwas rutschige Höhle.
Auf dem Ith herrschten an diesem Sonntag ideale Flugbedingungen, aus der Nähe hatten Viele die Starts und Landungen auch noch nicht gesehen. Die Anfänge des Segelflugsports auf dem Ith reichen bis 1929/30 zurück, als zwei Landwirte in Capellenhagen einen ersten Gleitflieger bauten, der mit Spitznamen „Schädelspalter“ genannt wurde, weil er vor dem offen sitzenden Piloten eine Metallverstrebung hatte. Gestartet wurde damals mit dem Gummiseilzug und der Pilot konnte höchstens eine Minute in der Luft bleiben. Kein Vergleich zu den heutigen Hochleistungsflugzeugen, die mittels Seilwinde steil nach oben gezogen werden und in großen Höhen stundenlang kreisen können.
Nach einem Zwischenstopp – an der Schutzhütte bei den „Drei Kastanien“ reichten Mitglieder des örtlichen Heimatvereins Erfrischungen – konnte man später nach einem erneuten Aufstieg den Blick in die Bördeniederung richten und im Vordergrund auf Holzen. Deutlich sind die einzelnen Ortsteile zu erkennen. Den Ort gab es einer Urkunde nach bereits im Jahr 1004. Jahrhundertelang war ein Dorf wie jedes andere, bis um 1870 der Rohstoff Naturasphalt in der Nähe entdeckt wurde. Im Hils und im Ith förderte man bald danach zunächst in Tagebauen das vor allem für den Straßenbau so begehrte Material. Viele aus Holzen und Umgebung fanden Arbeit im Bergbau. Holzen entwickelte sich nach und nach immer mehr zu einem Arbeiterdorf. Im Wappen von Holzen symbolisiert u.a. das Bergwerkszeichen diesen wichtigen Abschnitt der Ortsgeschichte. Nach fast 150 Jahren wurde im Jahre 2008 die Asphaltförderung eingestellt.
Für Viele wurde der Abschluss am historischen Backhaus zu einem echten Highlight. Etliche helfende Hände des Heimatvereins Holzen sorgten für reichlichen Nachschub an ofenfrischem Zuckerkuchen. Nur langsam ließ das Gedränge vor den Kuchenblechen und dem Kaffeestand nach. Wenn man am Schluss ein Fazit ziehen würde, so müsste man sagen, dass die Holzener Rundwanderung eine recht gelungene Veranstaltung war, mit durchweg zufriedenen Gästen. „Was seid ihr für eine tolle Truppe im Holzener Heimatverein! Mit euch lässt es sich super Hand in Hand arbeiten“, freute sich Anke Wendland von der Samtgemeinde, „ich denke, gemeinsam haben wir bei diesem 4. Ith-Hils-Wandertag Lust aufs Wandern in unserer Region gemacht.“
Foto: Hapke