Boffzen (red). Ein bisschen ließ sich der Biber schon bitten, bevor er die Transportbox verließ, in der er aus der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen zurück in den Landkreis Holzminden transportiert wurde. Dann aber ließ er sich in das Weserwasser sinken und tauchte erst einmal ab. Zur Freude der Anwesenden drehte der Biber dann noch ein paar Orientierungsrunden, völlig entspannt und unbeeindruckt von den am Ufer stehenden Menschen, bis er schließlich dicht am Ufer entlang flussabwärts davon schwamm.
Der Biber war am 26.06.2023 in Boffzen beim Überqueren einer Straße von einem Auto erfasst und deshalb zunächst im Wildpark Neuhaus untergebracht worden. Eine erste tierärztliche Untersuchung ergab bis auf zwei ausgeschlagene Schneidezähne keine größeren Verletzungen. Da die Genesung jedoch mehrere Wochen dauern sollte, wurde der Biber in die Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen gebracht. Dort wurde er noch einmal unter Narkose eingehend untersucht. Auch hier wurden keine weiteren Verletzungen festgestellt. Dennoch war lange unklar, ob der Biber wieder in die Weser zurückkehren kann.
Der Biber – eine streng geschützte Art – gehört zu den Nagetieren. Seine Zähne wachsen daher permanent und werden durch das Knabbern von Gehölzen in der richtigen Länge gehalten. Entscheidend war daher der Stand der nachwachsenden Zähne. Sollten sie schief nachwachsen, würden sie sich nicht mehr gleichmäßig abnutzen, sodass der Biber bald nicht mehr fressen könnte. In einem solchen Fall hätten die Zähne dauerhaft regelmäßig unter Narkose korrigiert werden müssen, eine Auswilderung wäre unmöglich gewesen.
Ende Juli erhielt die Untere Naturschutzbehörde jedoch den erhofften Anruf: Der Biber hatte Glück, die Zähne waren korrekt nachgewachsen. Nach nur vier Wochen Genesungszeit konnte er wieder ausgewildert werden. Bereits am nächsten Tag wurde er von drei Helferinnen aus Sachsenhagen gebracht und in der Nähe eines Naturschutzgebietes in die Weser entlassen. Ob er dort bleibt, oder wohin er weiter wandert, wird aber sein Geheimnis bleiben. Zu hoffen bleibt, dass er zukünftig Straßen meidet. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Holzminden dankt allen Helfern, die bei der Unterbringung und Versorgung des Bibers beteiligt waren und diese Wiederauswilderung ermöglicht haben.
Foto: Stefanie Beyer