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Dienstag, 24. Dezember 2024 Mediadaten Fankurve
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Neuhaus (red).  Die Anzahl seltener Tierarten im Solling steigt weiter. Nach Wildkatze, Wanderfalke, Uhu, Schwarzstorch, Luchs und Biber ist auch der Kranich wieder heimisch. Als jüngste Heimkehrer hat sich ein Kranichpaar das waldreiche Mittelgebirge ausgewählt. Angelockt von ausgedehnten Feuchtwäldern und Moorgebieten bewohnt es den Landeswald als Lebensraum. Forstleute haben in diesem Jahr ein Elternpaar mit zwei Jungvögeln beobachtet, die vermutlich im dritten Jahr dort brüten. Die scheuen Zugvögel machen regelmäßig als Durchzügler Station und verraten sich mit ihrem Trompetenruf. Seit ein paar Jahren häufen sich nun Sichtungen und Rufnachweise - auch in der Balzzeit. Fachleute haben bereits vor zwei Jahren ein erstes Brutvorkommen vermutet. Jetzt bestätigt Gisa Möllering diesen Verdacht. Die Naturschutz-Försterin kennt das Kranich-Revier im Forstamt Neuhaus, wo das Paar erfolgreich gebrütet hat. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen von den Niedersächsischen Landesforsten (NLF) sind froh. „Endlich mal wieder eine erfreuliche Nachricht aus unseren Wäldern, in denen sonst Trockenheit, Borkenkäfer oder Sturmschäden Dauerthemen sind“, sagt die begeisterte Forstfrau und Waldökologin.

Flagship-Arten im Landeswald nehmen zu – Wasserwerk Waldlandschaft im Solling wird weiter repariert

Die Försterin und Naturschutzexpertin sieht Kranich und Co auf der Erfolgsspur. „Auch Schwarzstörche, Uhus und Wanderfalken sind schon länger wieder im Solling heimisch. Neben vielen kleinen unscheinbaren Pflanzen- und Tierarten hat sogar der Luchs auf leisen Sohlen den Lebensraum alleine besiedelt. Seit zehn Jahren durchstreift er unsere Wälder und zieht Jungtiere groß. Wenn auch die Kraniche dauerhaft bleiben, ist das eine super Motivation für unser weiteres Handeln im Wald“, schwärmt Gisa Möllering.

Und der Lebensraum im Solling biete sich förmlich an. Försterin Möllering zählt auf, was Kraniche bräuchten: Feucht- und Moorwälder mit offenem Wasser und als Bodenbrüter bauten sie ihr Nest im flachen Wasser oder auf kleinen Inseln, um Schutz vor Feinden zu haben. „Heute zeigt sich, dass die Landesforsten mit dem Erhalt und der Renaturierung dieser Lebensräume vielen Arten nützen, auch wenn es sie zuletzt hier nicht mehr gab“, urteilt die Waldökologin über die Arbeit der vergangenen 30 Jahre.

Denn seit 1991 gelte im Niedersächsischen Landeswald der LÖWE-Grundsatz einer langfristigen ökologischen Waldentwicklung. Mit dieser naturnahen und ökologisch ausgerichteten Waldbewirtschaftung werden die Grundlagen für die Wiederherstellung von Lebensräumen geschaffen. Über die LÖWE-Grundsätze hinaus, zu denen sich die Landesforsten selbst verpflichten, realisieren die NLF zahlreiche Natur- und Artenschutzprojekte. „Vor über 30 Jahren eine mutige und rückblickend weise Entscheidung“, findet die Waldökologin und ergänzt: „Es gibt immer noch viel zu tun in Sachen Wiedergutmachung der Natur. Aber der Solling profitiert jetzt schon davon, dass wir in den letzten Jahrzehnten Moore renaturiert und Bachläufe wieder in einen ursprünglichen Zustand zurückversetzt haben“. Auch das gesamte „Wasserwerk Waldlandschaft“ im Solling habe dadurch gewonnen, weil seine Wälder wichtige Wasserspeicher und Trinkwasserreiniger seien, zählt die Forstfrau eine weitere Gemeinwohlleistung auf.

Die Naturausstattung der Landesforsten und die darin lebenden Tier- und Pflanzenarten dokumentieren Gisa Möllering und ihre Naturschutz-Kolleginnen und –Kollegen. Ein Maßstab für die Qualität einer Waldlandschaft sind die sogenannten Flagship-Populationen. Dazu zählen Forstleute bedrohte und seltene Arten wie den Seeadler, den Schwarzstorch oder den Mittelspecht. Und deren Trend zeigt eindeutig nach oben, was heißt, die Tierarten fühlen sich in den Landesforsten wohl.

Brutstätten mit Vorsicht behandeln und Ruhe halten

Die Brutplätze der Kraniche halten die Forstleute sorgfältig und mit großem Abstand im Blick. Auch der weitläufige Bereich rund um Horstbäume von Schwarzstörchen sind in der Brut- und Aufzuchtszeit tabu, Waldpflege darf empfindliche Tiere nicht stören. Verbesserung der Lebensräume, Wiederherstellung ursprünglicher Natur und schonende Waldbewirtschaftung sind die Erfolgsgeheimisse für deren dauerhafte Rückkehr in die Solling-Wälder. Langfristig sieht Gisa Möllering die Bedingungen im waldreichen Mittelgebirge gut. „Die Landesforsten und haben ihren Natur- und Artenschutz auf drei Säulen gebaut: Naturnahe Waldbewirtschaftung nach LÖWE auf 90 Prozent unserer Fläche, ein Netz von Schutzgebieten mit Urwäldern von morgen, in denen die Landesforsten auf die Bewirtschaftung verzichten und zahlreiche Naturschutz- und Renaturierungsprojekte. Wenn es uns gelingt, die Waldbestände im Solling sicher durch den Klimawandel zu bringen, sehe ich für Kranich und Co. gute Chancen, unsere Solling-Heimat dauerhaft zu bereichern“, lautet das positive Fazit der jungen Försterin. Sie hofft auf ein weiteres Kranichpaar im nächsten Frühjahr, wenn die Zugvögel aus Spanien oder Frankreich wieder sicher im Solling gelandet sind.

Foto: Möllering / Landesforsten

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