Kreis Höxter/Westfalen-Lippe (TKu). Klimawandel und Trockenheit, die Ausbreitung des Wolfes, gesetzliche Vorgaben bei der Tierhaltung und viele weitere Probleme beschäftigen die Landwirte in Ostwestfalen-Lippe (OWL) und ganz Deutschland. Auf der Landesgartenschau in Höxter nahm der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Hubertus Beringmeier am Dienstag Stellung zu diesen und weiteren Themen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes OWL, Antonius Tillmann, sprach Präsident Beringmeier vor Pressevertretern und zahlreichen angehenden jungen Landwirten und Landwirtinnen aus ganz OWL, alle Studierende der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford.
Das Wetter habe sich gewandelt, dabei sei es zweitrangig, ob das menschengemachter Klimawandel oder einfach eine Laune der Natur sei. „Tatsache ist jedoch, dass die Ernten auch in unseren Breitengraden deutlich unsicherer werden“, berichtet Hubertus Beringmeier. Besonders die flachgründigen Tonböden und Sandböden fielen im Ertrag stark zurück, erzählt Bezirksverbandsvorsitzender Antonius Tillmann: „Um klimaresilienter zu werden, ist Humusaufbau ein wichtiges Tool.“
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit werde es in diesem Jahr keine Rekordernte geben, erklärt Beringmeier. Von einer Missernte könne hingegen aber auch keine Rede sein, so der Präsident, der von einer guten Winterfeuchte sprach, aber nun bei der wochenlangen Trockenheit auf mehr Regen hofft. Der stellvertretende Bezirksverbandvorsitzende Rainer Meyer bemängelte den Ausbau der Photovoltaik-Anlagen auf besten fruchtbaren Ackerböden, wo hingegen in Städten nur sehr kleine Dachflächen mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet seien. Hier läge doch ein großes, bisher nicht genutztes Potential. „Bevor wertvolles Ackerland in seiner Nutzung geschmälert wird“, sollten entsprechende Anlagen erst einmal in den Städten auf Parkhäusern, Einkaufszentren, großflächigen Häusern und Industriegebäuden installiert werden.
Als weitere Herausforderungen für die Landwirte nannte Beringmeier beispielsweise gesetzliche Vorgaben, wie die Baurechtsveränderungen bei den Ställen für die Tierhaltung. Er gibt weiter zu verstehen: Eine Landwirtschaft ohne Tiere funktioniere nicht, um alle Menschen in diesem Land zu ernähren. Beringmeier begrüßte die Entscheidung des Einzelhandels, bevorzugt heimische Produkte in den Ladengeschäften zu vermarkten. „Er ist an der Zeit, fachlich und ohne Denkverbote, eine neue Ernährungsstrategie zu erarbeiten“, unterstreicht Antonius Tillmann. „Nur durch eine Risikostreuung werden wir in der Lage sein, diese gewaltigen Umbrüche zu stemmen“, unterstreicht Tillmann. „Dazu brauchen wir die Unterstützung von Forschung und Beratung. Wir müssen sachlich betrachten, was möglich ist, denn nur so gewinnen wir die Zukunft“, betont der Bezirksverbandsvorsitzende.
Aber auch der Wolf mit seiner zunehmenden Population mache den Landwirten vermehrt zu schaffen. „Wir müssen darüber sprechen, die inzwischen um 30 Prozent zugenommene Population, die etwa 2000 Wölfe umfasst, zu regulieren“, erläutert der Präsident. „Höhere Zäune können nicht helfen, um die Weidetiere zu schützen“, betonte Hubertus Beringmeier, der sich aber grundsätzlich nicht gegen den Wolf als Wildtier ausgesprochen hat. Die Frage, über die wir diskutieren müssten, sei letztendlich: „Was wollen wir?“.
Der Landwirtschaftspräsident wünsche sich insgesamt eine stärkere Einbeziehung der Landwirtschaft in die Entscheidungsprozesse der Politik. Viele politische Entscheidungen gingen an der Realität vorbei, so Beringmeier, der auf dieser Ebene noch deutlicheres Verbesserungspotenzial sehe. Ein Wertewandel müsse einsetzen und den sehe Beringmeier noch nicht – die Nachfrage nach wesentlich teureren Bio-Produkten wäre noch bescheiden gering.
Fotos: Thomas Kube