Holzminden (red). Die HAWK bietet ihren Mitarbeitenden und Studierenden jetzt mit dem hochschulinternen Portal HAWKI einen eigenen Zugang zur Künstlichen Intelligenz (KI) namens ChatGPT. Ab sofort können sich alle Hochschulmitglieder mit ihrem eigenen Hochschulzugang unter ai.hawk.de anmelden und Anfragen an ChatGPT stellen. Der Vorteil: HAWK-Mitglieder müssen keinen persönlichen Account beim Entwickler OpenAI erstellen, sodass die Anfragen an die KI komplett anonymisiert sind – kostenlos und datenschutzkonform. „Bisher ist uns keine niedersächsische Hochschule bekannt, die eine solche Plattform entwickelt hat“, sagt HAWK-Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Katja Scholz-Bürig.
ChatGPT ist eine Cloud-gehostete Künstliche Intelligenz (KI), auf die man im Browser zugreift. Nutzende führen dabei über die Bedienoberfläche Chat-Konversationen mit der künstlichen Intelligenz, wie wir sie aus unserer menschlichen Kommunikation kennen. ChatGPT kann aber auch komplexe Aufgaben lösen. Die Software kann zum Beispiel eine Hausarbeit oder ein Computerprogramm schreiben oder einfache Musikstücke komponieren. Seit der Veröffentlichung im November letzten Jahres hat auch die HAWK die positiven wie auch negativen Seiten von künstlicher Intelligenz diskutiert. Schließlich könnten Studierende die KI auch nutzen, um bei einer Seminararbeit Texte einzusetzen, die nicht ihr eigenes Werk sind.
Statt den Einsatz der KI grundsätzlich zu verbieten, wie es verschiedene andere Hochschulen getan haben, hat sich die HAWK dazu entschlossen, das Thema selbstbestimmt anzugehen. Prof. Katja Scholz-Bürig, Vizepräsidentin für Forschung und Lehre, plädiert dafür, die Chancen der neuen Technologie zu sehen: „Wir als HAWK haben uns sehr schnell positioniert. Für uns ist ganz klar: Sich dagegen zu wehren, wäre nicht zukunftsweisend. Studierende, Lehrende und Mitarbeitende der HAWK sollen die Chancen kennen und nutzen, die in der Einbindung von KI bestehen, aber mindestens genauso wichtig ist uns, dass sich alle auch ganz klar der Risiken bewusst sind, den kritischen Blick behalten und von den Grenzen wissen.“
Die Idee, durch Design ein Interface zur KI zu schaffen, entstand im Interaction Design Lab der HAWK-Fakultät Gestaltung. Es galt, allen Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden einen HAWK-Zugang zu dieser neuen Technologie zu verschaffen. Vincent Timm, Leiter des Interaction Design Labs, und Jonas Trippler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, entwickelten die Webseite, über die sich Hochschulangehörige anmelden und ChatGPT nutzen können, ohne einen Account bei OpenAI anlegen zu müssen. Die Chat-Verläufe sind deshalb nicht mehr einem bestimmten Nutzer zuzuordnen.
Stefan Wölwer, Professor für Interaction Design im Kompetenzfeld Digital Environments an der Fakultät Gestaltung in Hildesheim, betont, dass die Nutzung des Tools damit datenschutzkonform ist. „Der Datenschutz war uns besonders wichtig und durch die enge und gute Zusammenarbeit mit den Datenschutzbeauftragten der HAWK können wir diesen auch gewährleisten.“
Um den Dialog mit ChatGPT zu erleichtern, unterteilt sich die Oberfläche drei Kategorien:
- Konversation: ein Chatbereich wie bei ChatGPT für den schnellen Einstieg in eine beliebige Aufgabe.
- Virtuelles Büro: für Gespräche mit fiktiven Expert*innen zu spezifischen Themen. Hiermit kann man sich zum Beispiel auf Gespräche mit echten Professor*innen vorbereiten.
- Lernraum: Dieser Bereich soll dabei helfen, die Möglichkeiten von KI zu verstehen und zu lernen, was einen guten Prompt-Vorschlag ausmacht.
Die HAWK plant, ihre Version von ChatGPT mit weiteren Funktionen auszustatten. Anfragen an die KI, die Hochschulthemen betreffen, sollen in Zukunft durch eine eigene Datenbank ergänzt werden. So lässt sich sicherstellen, dass Informationen über die HAWK wie Ansprechpersonen oder Telefonnummern auf einem aktuellen Stand sind. Außerdem bietet das Interface schon jetzt Gespräche mit unterschiedlichen virtuellen Mitarbeitenden an. Die Schnittstelle zu ChatGPT ist dabei erst der Anfang: Als nächstes steht ein Update der „unter der Haube“ von ChatGPT arbeitenden KI GPT von Version GPT3 auf GPT4 an. Darüber hinaus will die HAWK auch noch andere KI-Systeme einbinden. Wölwer meint hierzu: „Das ist erst der Kickoff zu einer weiteren und interdisziplinären Entwicklung dieses Interfaces.“ In einem nächsten Schritt soll auch die KI „Stable Diffusion“ eingebunden werden, die Bilder generieren kann.
Bei allen spannenden Entwicklungen weist Wölwer aber auch auf die Limitierungen der KI hin: „Wir müssen den Wahrheitsgehalt der generierten Texte stets selbst überprüfen, da ChatGPT den Inhalt selbst nicht versteht.“ Stattdessen greife das Programm in statistischen Verfahren auf Daten der vergangenen Jahre zu. Einordnen müssen die Nutzenden die Ergebnisse selbst. Auf diese Tatsache weist HAWKI mit einem Warnhinweis hin. Um das Angebot iterativ zu verbessern, setzt Wölwer auf die Hilfe der HAWK-Angehörigen. „HAWKI ist ein Prototyp. Alle sind dazu eingeladen, daran mitzuwirken.“ Die HAWK hat einen breiten Prozess zum Umgang mit KI angestoßen.
Neben dem eigenen HAWK-Portal gibt es noch eine Reihe weiterer Aktivitäten:
- So diskutieren alle Fakultäten darüber, ob und inwieweit sie die Prüfungsformen beziehungsweise Prüfungsordnungen anpassen müssen, um einen Missbrauch von KI zu vermeiden.
- Außerdem hat die HAWK eine Vortragsreihe rund um das Thema KI gestartet.
- Das Entwicklungsteam von HAWKI hat ein Erklärvideo gestaltet
Foto: HAWK