Holzminden (lbr). Erstklassige Kultur bei spitzem Wetter - welche ein großartiges Spektakel. Am vergangenen Wochenende herrschte wieder Ausnahmezustand auf den Straßen von Holzminden. Das 16. Straßentheaterfestival belebte die Stadt der Düfte und Aromen. Die Straßen wurden wieder zur Bühne für zahlreiche Künstler und Gruppen und zum Schauplatz für rund 40.000 Besucher aus der ganzen Welt.
Nach drei Tagen erstklassiger Kultur und einzigartiger Atmosphäre in Holzminden, endete das 16. Spektakel gestern Abend mit der Verleihung der Publikumspreise. In der Kategorie Platzinszenierung sicherte sich das Duo Omnivolant mit „Angst verdirbt den Charakter“ den ersten Platz. In der zweiten Kategorie, mobiles und flexibles Straßentheater, spielte sich die Gruppe Knot on Hands mit „passing by“ in die Herzen des Publikums.
Das gab es zusehen:
Am Freitag um 19 Uhr wurde das 16. Festival gebührend von Bürgermeister Christian Belke und Oliver Fuchs als Hauptsponsor von der Sparkassen-Stiftung eröffnet. Nicole Ruppert und Heike Leupold wurden für ihr außergewöhnliches Engagement rund um die Veranstaltung mit einem goldenen Coin der Stadt Holzminden ausgezeichnet. Anschließend hieß es Bühne frei für Critical Mess und einer Uraufführung. Sieben Personen jonglierten eindrucksvoll mit ihren 14 Händen 100 Bälle und agierten dabei wie ein Bienenschwarm.
Weiter ging es an dem Tag mit dem Start einer Miniserie der Gruppe ADHOK. In drei unabhängigen Erzählungen erzählten die Künstler die Geschichte von der Geburt bis hin zum Erwachsen werden und welche Tücken jede Phase des Lebens mit sich bringt.
Die Publikumslieblinge aus 2019 vom portugiesische Ensemble Teatro Só hatte wieder ein sehr emotionales Thema für Holzminden dabei, welches kaum ein Auge trocken ließ und Opfern von häuslicher Gewalt eine Stimme gab. Mit viel Leidenschaft zum Detail zog das Trio auf Stelzen das Publikum wieder in seinen Bann.
Sound de Seca musizierten und tanzten auf einem einer kreuzförmigen Bühne, die auf der Steinbreite platziert wurde. Mit ihrer dynamischen Mischung aus Gesang, Tanz und Musik brachten sie die Zuschauer zum Tanzen und die Gruppe holte ein paar Personen sogar zum Mitmachen auf die Bühne.
Die Gruppe Omnivolant hatte eine große Seil-Trapez-Konstruktion am unteren Teich aufgebaut. Luftartistin Julia Knaust war sich am Seil in die Tiefe und brauchte das Publikum zum Staunen und Bangen. Während ihrer akrobatischen Darstellung sprach sie über die Themen Angst und Überwindung. Dabei wurde sie sehr politisch und machte ihrem Unmut über den Rechtsruck der Gesellschaft Luft.
Die Akrobaten von Knot on Hands starteten am Speicher und zeigten ihr Können bis zum Tunneln. In ihre Performance banden die drei Künstler Mauern, Stufen und der den Tunneln mit ein und brachten das Publikum zum Staunen.
ACDC, Roland Kaiser oder Genesis: Die Truppe Dynamogène hatte ein Fahrrad dabei, welches durch das Strampeln einzelner Zuschauer eine Vinyl-Platte in Bewegung bringt und so das gewünschte Lied spielte. Ein Spaß für alle Generationen.
Tall Tales vermischten zeitgenössische Kunst, Jonglage und Stadterkundung zu einer neuen Form von Walk-Act.
Die drei Damen von Cia. Anna Confetti brachten die Zuschauer mit ihrer Aufführung von Fresh Air laut zum Lachen. Im Gepäck hatten die Drei einen riesigen Stuhl und spazierten damit mehr als kompliziert die Holzmindener Innenstadt.
Ein weiteres künstlerisches Highlight war die spanische Tanzgruppe Maduixa. Auch sie bewegten sich auf Stelzen fort und ihre Produktion Migare drehte sich um das Thema Flucht und Heimat.
Die niederländische Gruppe Directie & Co. prangerte den Überkonsum von Kleidung in einem sinnlichen Tanztheaterstück mit zahlreichen Haufen von Kleidungsstücken an.
An den Teichen gab es Shakespeare take away zusehen. In der Aufführung des niederländischen Regisseurs und Schauspielers Norbert Busschers schlüpfen die Zuschauer selbst in die Rollen von König oder Königin, Narren und Hexen, Tyrann oder Mörder und hatten sichtlich Spaß dabei.
Rundum ein wirklich gelungenes Festival, welches die Vorfreude auf das 17. Straßentheater im Jahr 2025 bereits geweckt hat.