Holzminden (lbr). Am gestrigen Montagabend kamen mehr als 50 betroffene Eltern, Schüler und Lehrer in der Aula der Paul-Gerhard-Schule in Dassel zusammen, um mit geladenen Gästen aus verschiedenen Bereichen über das aktuelle Busproblem zu sprechen. Der Landkreis Holzminden hatte vor einigen Wochen in einer Sitzung des Kreisausschusses beschlossen, die Buslinie 250, also den Schulbus zwischen Neuhaus und Dassel zum 31. Juli 2023 zu streichen. Dies wollen die betroffenen Eltern, Schüler, Lehrer und Politiker aus dem Kreis Northeim und der Stadt Dassel nicht auf sich sitzen lassen. „Es geht hier einfach um unsere Kinder. Sie wollen die Schule nicht wechseln. Haben Angst, ihre Freunde zu verlieren und sind total verunsichert“, sagt ein Elternteil.
Matthias Kleiner, Schulleiter der PGS-Dassel und Kerstin Voß, Schulleiterin der Rainald-von-Dassel-Oberschule, führten durch den Abend. Als geladene Gäste waren anwesend Maik Fieber von Landkreis Northeim, Superintendenten Stephanie von Lingen, Lars Metje als Bürgermeister von Neuhaus, Peter Penke-Wevelhoff als Bürgermeister von Silberborn, Rene Kopka als Landtagsabgeordneter, Sven Wolter als Bürgermeister der Stadt Dassel, Nadine Seifert-Doods als Kreistagsmitglied aus Northeim, Christian Vierroth vom VV-Car Personenbeförderung und aus dem Stadtrat Dassel Joachim Stünkel, Ann-Katrin Hesse und Bernd Stünkel. Aus dem Landkreis Holzminden war weder jemand von der Verwaltung noch aus dem Kreistag vor Ort.
Zum Hintergrund: Die seit 2014 bestehende Buslinie sei eine „freiwillige Leistung“ vonseiten des Landkreises. Sie müsse daher nicht zwingend aufrechterhalten werden, zudem seien beide Schulformen, Oberschule und Gymnasium, auch in Holzminden vorhanden. Das Streichen der Busverbindung bringe zudem eine Kosteneinsparung mit sich, die der Landkreis bitter nötig habe. Zudem sei es im politischen Interesse des Landkreises Holzminden zu versuchen, alle Schüler und Schülerinnen, die im Kreis wohnen, auch hier zu beschulen. Ziel sei es außerdem, die Schulstruktur innerhalb des Kreises durch die neu dazu gewonnenen Schüler:innen zu stärken.
Es sei schon länger im Rahmen des Haushaltssicherungskonzeptes über die Einstellung der Buslinie diskutiert worden, jedoch habe auf das Auslaufen des Vertrages mit dem Busunternehmen gewartet werden müssen. Die betroffenen 40 Schüler:innen könnten Dassel über eine andere Busverbindung, die über Holzminden beziehungsweise Stadtoldendorf geht, erreicht werden. Dieser Umweg würde eine Stunde und 40 Minuten dauern, rund eine Stunde und zehn Minuten mehr als die ursprüngliche Verbindung. Dies ist für die Eltern keine Option.
Nach dem sich alle Beteiligten Luft gemacht und ihre Sorgen ausgetauscht hatten, stand die Findung von möglichen Lösungsansätzen im Fokus der Versammlung. Es wurden konkreten Ideen und Forderungen aufgeschrieben. Die Beteiligten stellten heraus, dass die Angebote der Dasseler Schulen bewusste Entscheidungen der Eltern im Sinne ihrer Kinder darstellen, wie die unterschiedlichen Profile der PGS im Vergleich zum Campe oder die Halbtagesform der OBS. Zudem fordern die Beteiligten, dass die Verantwortlichen aus dem Landkreis Holzminden ihr Gesicht zeigen sollen. Man wolle neue Mobilitätskonzepte berücksichtigen wie einen Bürgerbus, Ecobus oder gar eine eigene Buslinie. Schüler:innen der PGS stellten innerhalb kürzester Zeit eine Petition auf die Beine, welche an diesem Abend noch durch die Runden der Versammlung ging. Zudem wolle man versuchen, ob eine Zusammenarbeit zwischen dem Kreis Northeim und dem Landkreis Holzminden möglich sei. Und man wolle mit kontinuierlichen Elternbeschwerden den Druck beim Landkreis Holzminden erhöhen. Ebenfalls solle Druck auf die Kreistagsabgeordneten von Holzminden ausgeübt werden. Bürgermeister Sven Wolter versprach im Stadtrat von Dassel eine Resolution an den Kreis Holzminden zu formulieren. Zudem wolle die Schülerschaft eine Protestaktion vor dem nächsten Kreistag in Holzminden organisieren.
Alle diese Ideen würden noch keine perfekte Lösung ergeben, doch man wolle nicht kampflos aufgeben.