Dassel (red). Auf dem Weg zu mehr Ursprünglichkeit im Solling sind viele Schritte nötig. Ein wichtiger Meilenstein ist die Renaturierung der Waldmoore des Mittelgebirges. Die Niedersächsischen Landesforsten arbeiten seit 2008 in den Teichwiesen mit dem Ziel, das zehn Hektar große Moor im Landkreis Northeim wiederzubeleben. Jetzt erhält das Forstamt Dassel Hilfe vom Lions Club Uslar. Dessen Mitglieder unterstützen die Pflegearbeiten der Landesforsten im Naturschutzgebiet. Mit Astscheren und Bügelsägen will der Lions Club Birken und Fichten zurückschneiden, um Torfmoosen besseres Wachstum zu ermöglichen. In diesem Frühjahr ist das Projekt zugunsten des Teichwiesenmoores gestartet. Die Pflege des Schutzgebietes ist Teil einer Kooperation zwischen dem Forstamt Dassel und dem Lions Club Uslar. Der übernimmt eine Patenschaft für das Moorgebiet und verpflichtet sich, es regelmäßig zu entkusseln. Forstleute und Moorexperten rechnen auch in den kommenden Jahren noch mit ähnlichen Pflegeeingriffen. Zwar sei das Moor in technischer und baulicher Sicht vollständig renaturiert, aber der Wasserstand müsse sich erst wieder erholen und auch die Vegetation mit dem Wachsen der Torfmoose benötige weitere Jahre, bevor solche Arbeiten eingestellt werden könnten, beschreibt Förster und Waldökologe Kai Conrad die notwendige Handarbeit mit leichtem Arbeitsgerät und in Gummistiefeln.

„Rund 200.000 Euro sind seit den ersten Maßnahmen 2008 in das Moor geflossen, das ist ein langfristiges Projekt. Wir wollen das Wassereinzugsgebiet noch entwickeln und damit die Wasserversorgung der Moorquellen verbessern“, kündigt Conrad an und ergänzt, „außerdem sollen der Zugang und die Infostation wieder aufgehübscht werden, denn das Moor zieht viele Besucher an und zahlreiche Exkursionen führen Forst- und Naturschutzleute in das Gebiet“.

Lions Club sonst hauptsächlich in sozialen Projekten engagiert – nun erstmalig im Naturschutz aktiv

„Mit Gummistiefeln an den Füßen betreten die Lions Club Mitglieder auf dem nass-weichen Moorboden tatsächlich Neuland. Bislang engagieren wir uns eher in sozialen Projekten mit weniger schwammigem Untergrund“, kommentiert Alexander Tänzer die neu angelaufene Kooperation. Doch der Präsident der Lions Uslar sieht sich und seine Mitstreiter im Moor gut geerdet. „Der Arbeitseinsatz an der frischen Luft tut unserem Herrenkreis gut und wir sehen sofort, was wir geschafft haben“, freut sich der Lions Club Präsident. Schnell sichtbarer Erfolg sei bei langwierigen finanziellen Projekten im sozialen Bereich eher nicht der Fall, bemerkt Alexander Tänzer. Und Förster Conrad ergänzt die soziale Seite des Handelns im Moor: „Was wir heute im Moor anpacken, kommt unseren Nachfahren zu Gute. Denn Moorschutz ist Klimaschutz und um den geht es hier auch ganz entscheidend“, hebt Kai Conrad hervor. Die Moore im Solling seien wertvolle Kohlenstoff-Speicher und das Wachstum der Torfmoose entziehe der Atmosphäre Kohlendioxid. „Die Renaturierung der Waldmoore im Solling ist ein wesentlicher Beitrag der Landesforsten zum Klimaschutz“, unterstreicht der Waldökologe die Notwendigkeit, Moore wiederzubeleben.

Langer Weg zur Wiedervernässung

Nachdem 2008 und 2016 fast alle Fichten aus den Teichwiesen entfernt worden waren, hatte zuletzt 2018 ein Spezialbagger alle noch vorhandenen Gräben verschlossen, mit denen früher das Waldmoor entwässert wurde. Die Teichwiesen liegen zwischen Uslar und Dassel in der Försterei Steinborn. Sie sind das Quellgebiet der Ilme, die als naturbelassener Bach das Mittelgebirge durchquert und zum europäischen Schutzgebiet (FFH) “Ilme“ zählt. Die Europäische Union finanzierte die Arbeiten zum Grabenverschluss aus der Förderrichtlinie „Fließgewässerentwicklung“. Die Landesforsten beteiligten sich mit einem Eigenanteil.

Die Moorrenaturierungen trägt nicht nur zum Natur- und Klimaschutz bei, sondern sorgt auch für den Rückhalt von Hochwasserspitzen und für sauberes und gleichmäßiges Wasser in der Landschaft. Forstamtsleiter Dr. Johannes Wobst sieht in den kommenden Jahren neben den Pflegeeinsätzen des Lions Club Uslar folgende Hauptaufgaben im und um das Schutzgebiet. „Wir werden dort die letzten großen Fichten entnehmen und das Wassereinzugsgebiet verstärkt mit Laubbäumen anreichern. Außerdem muss noch der Moorsteg erneuert werden, wobei uns die Lions auch wieder unterstützen“, sagt der Leiter des Forstamtes Dassel. „Natürlich interessiert uns weiterhin das Monitoring in der Fläche, also die Messungen zum Wasserstand und die Veränderungen zur Vegetation, die wir seit 2008 fortführen“, so Wobst zum langen Weg bis zum endgültigen Ruhenlassen.

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