Holzminden/Lenne (red).  Der Wille ist da, die Frage ist nur, wie. Beim Treffen der Arbeitsgruppe zur Entwicklung eines Konzeptes für die Gedenkstätte Lenner Lager in den Räumlichkeiten der Kreisvolkshochschule haben die AG-Mitglieder erste Gespräche darüber geführt, wie der gesamte ehemalige NS-Rüstungskomplex am Fuß des Hils als Erinnerungsort neu gestaltet werden könnte. Für die erste Sitzung des aus unterschiedlichen Interessenvertretern zusammengesetzten Gremiums hatte Kreisbaurat Ralf Buberti den Geschäftsführer des Dokumentations- und Lernortes Bückeberg, Alexander Remmel, eingeladen. Remmel machte deutlich, dass es für den Erfolg eines solchen Projektes die Einigkeit aller Beteiligten brauche. Und vermutlich auch Zeit.           

Die Arbeitsgruppe war auf einen Beschluss des Kreistages im letzten Juni zustandegekommen. Der Landrat wurde dazu aufgefordert, eine „Inwertsetzung der Zwangsarbeitslager Holzen und Lenne als Lern- und Gedenkstätte“ zu planen und dafür auch entsprechende Fördermittel zu akquirieren. Denn während der Gedenkfriedhof bei Holzen im Verlauf des Jahres mithilfe von Fördergeldern bereits komplett saniert und vor Wildschäden gesichert werden konnte, ist die 2007 mithilfe der KVHS-Jugendwerkstatt gestaltete Gedenkstätte „Lenner Lager“ inzwischen deutlich in die Jahre gekommen. Stelen mit Erklärungsschildern an den im Wald befindlichen Barackenfundamenten sind ebenso verwittert oder beschädigt wie auch ein Aussichtsturm und die als Lernort seinerzeit wieder aufgebaute und eingerichtete Baracke. Überhaupt stellte sich die Frage, ob die historische Kulturlandschaft Rüstungskomplex Hils nicht ganz neu gedacht und gestaltet werden müsste.

Neben den Kreistagsabgeordneten Eileen Stiehler (UWG) sowie Peter Ruhwedel (Bündnis 90/Grüne) waren außerdem verschiedene andere für den Prozess relevante Vertreter*innen eingeladen worden. So kamen Forstamtsleiterin Dr. Christine Knust und die Hauptverwaltungsbeamten der Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf und Delligsens, Wolfgang Anders und Stephan Willudda ebenso wie Marlies Linnemann als Vorstandsmitglied des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV), Kreisarchivar Dr. Hilko Linnemann, Marie-Luise Niegel als Bereichsleiterin für Bildung und Kultur im Landkreis, Holzens Bürgermeisterin Silke Hage sowie Hendrik Berthold, Geschäftsführer des Hannoveraner Bezirksverbandes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Bückeberg-Geschäftsführer Alexander Remmel machte mit seinem Vortrag deutlich, dass Prozesse dieser Art sehr lange dauern und gemeinsames Handeln erfordern. Die Gestaltung des von den Nazis über fünf Jahre lang als Reichserntedankfest benutzten Propagandaortes Bückeberg als heutiger Lernort zog sich von der Idee bis zur Realisierung über zwei Jahrzehnte hin. Dabei war die rechtliche Konstruktion der den Ort betreibenden Institution von genauso großer Bedeutung wie die anschließenden Entwicklungsschritte zu den schlussendlichen Gestaltungsmerkmalen.

Das sah das Gremium in der folgenden Diskussion trotz unterschiedlicher Voraussetzungen beim Lenner Lager ähnlich. Dass man das Gelände reaktivieren will, stand für alle Teilnehmenden außer Frage. Aufgrund der Fülle der möglichen Erinnerungsorte gehe es am Ende nur darum, Schwerpunkte zu setzen, waren sich alle Anwesenden einig. Mitte Januar will das Gremium zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommen. Dann soll der Arbeitsgruppe eine verbindliche Struktur gegeben und eine Bestandsaufnahme aller vorhandenen potentiellen Erinnerungsorte vorgenommen werden. Ein historischer Abriss über das, was sich in den letzten beiden Kriegsjahren zwischen Holzen und Lenne ereignet hat, wird dann alle Teilnehmenden auf einen einheitlichen Informationsstand bringen.