Fürstenberg (red). Beim Thema Schmuck denken die meisten an Gold, Silber und Edelsteine. Dass auch Schmuck aus Porzellan eine moderne Faszination ausübt, zeigt das Museum Schloss Fürstenberg ab dem 26. November in der Sonderausstellung „Weißes Gold?! Schmuck aus Porzellan und Fayence von heute“. Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, den 25. November, um 18 Uhr statt. Der Eintritt zur Vernissage ist frei.

„Porzellan ist mehr als unsere traditionelle Vorstellung von Kaffeetasse mit Unterteller. Porzellan ist eine Diva mit reichem Wortschatz. Der Formenfülle sind praktisch keine Grenzen gesetzt“, sagen Sören Zschocke und Andreas Böer, deren Porzellanblumen fürs Knopfloch in der Kabinettsausstellung zu sehen sind. So blickt Porzellan als Schmuckmaterial einerseits auf eine lange Tradition zurück, ist andererseits aber trotzdem nach wie vor ungewöhnlich. Seitdem Porzellan in Europa produziert wurde, fand es Verwendung zur Herstellung von preziösen Accessoires. Das waren exquisite Galanterien oder tatsächliche Schmuckstücke, die am Körper getragen wurden. Allerdings spielte das Material im Vergleich zu Edelmetallen und Juwelen eine untergeordnete Rolle, auch wenn es gern als „weißes Gold“ bezeichnet wurde.

Gegenwärtig beschäftigen sich viele Künstler*innen mit dem Schmuckhaften des Porzellans in ganz unterschiedlichen Spielarten. Seien es klassische Schmuckelemente mit hochfeiner Porzellanmalerei, die Verwendung gefärbter Porzellanmasse oder die Transformation gefundener Porzellanstücke – die Möglichkeiten erscheinen unendlich. Für die Kabinettausstellung konnten neben dem Studio Zschocke Böer aus Dresden vier weitere herausragende Vertreterinnen und Vertreter aktueller Schmuckkunst gewonnen werden.

Die Dresdner Künstlerin Beate Pfefferkorn braucht viel Geduld, bis sie alle Einzelteile für ihre aufwändigen Colliers und Kragen fertig hat. Jede Perle, Spitze oder jedes Plättchen wird von Hand geformt. 2021 wurde Beate Pfefferkorn mit dem German Design Award in der Kategorie „Luxury Goods“ ausgezeichnet.

Silke Knetsch und Christian Streit gehen mit ihrer Kollektion Materia Prima auf alchemistische Spurensuche. „Materia Prima ist ein alchemistischer Begriff. Er bedeutet „Rohstoff“ oder „Urstoff“. In diesem Sinne haben wir das Porzellan als Schmuckmaterial für uns entdeckt. Vor allem die Porzellanmalerei sehen wir als einen verschollenen Schatz von Kultur und Handwerk. Wir haben ihn gefunden und interpretieren ihn neu“, sagen die beiden Goldschmiede aus Freiburg über ihre Kunst. Fein gemalte Motive verwandeln Porzellancabochons in Edelsteine.

Gésine Hackenberg aus Amsterdam macht Schmuck aus Fundstücken. Berühmt ist sie für ihre „Kitchen Necklaces“. Die Kettenglieder werden dafür aus alten Fayencetellern geschnitten. Arbeiten von Gésine Hackenberg wurden unter anderem vom Stedelijk Museum Amsterdam, dem Museum of Arts and Design New York und dem Victoria & Albert Museum in London angekauft.

Silvia Klöde ist diplomierte Bildhauerin und eine Meisterin des Kleinreliefs. Selbstbewusste Frauen zieren ihre Kettenanhänger und laden zum Dialog ein. „Mich begeistert das ganze Spektrum der Form- und Ausdrucksmöglichkeiten von Porzellan – vom Kunstobjekt bis zum Gebrauchsgegenstand. Deshalb ist mein Porzellanschmuck zum Tragen gemacht, gleichzeitig aber auch Kunst-Werk im besten Sinne“ beschreibt die Künstlerin ihre Arbeit.

Die Ausstellung „Weißes Gold?! Schmuck aus Porzellan und Fayence von heute“ kann im Gerverot-Saal des Museum Schloss Fürstenberg bis zum 26. Februar 2023 besichtigt werden.

Mehr Infos: www.fuerstenberg-schloss.com

Foto: Gésine Hackenberg