Holzminden (red). Die Zahl zugewiesener Flüchtlinge steigt unaufhörlich. Wohnungen, in denen sie unterkommen können, sind dagegen knapp. Weil das Land Niedersachsen angekündigt hat, dem Landkreis Holzminden in den nächsten sechs Monaten 521 weitere Flüchtlinge zuzuweisen, muss jetzt auf eine Maßnahme zurückgegriffen werden, die zuletzt 2015 notwendig war: Eine Sporthalle wird zur Unterkunft umgebaut. Ab Mitte November soll die Holzmindener Billerbeckhalle unter Mithilfe der Kreisfeuerwehrbereitschaft so hergerichtet werden, dass sie bis zu 200 Flüchtlingen Platz bietet. Die Oberschule und der Kreissportbund wurden über die bevorstehende Maßnahme unterrichtet.
„Wir bedauern sehr, dass ausgerechnet der Schul- und der Vereinssport nach zwei harten Coronajahren aufgrund dieser Entscheidung wieder in Mitleidenschaft gezogen wird“, macht Kreisbaurat Ralf Buberti deutlich. Der Mangel an machbaren Alternativen habe aber keine andere Lösung zugelassen. Der Landkreis sei, was die Sporthallenbelegung für Flüchtlinge angehe, nicht allein. In Niedersachsen hätten mittlerweile schon über 50 Prozent aller Kreise Notunterkünfte in Hallen errichten müssen.
Besonders die für Migration zuständige Sozial- und Gesundheitsdezernentin Stefanie Ahlborn hatte in den vergangenen Wochen nach anderen Möglichkeiten gesucht, konnte aber keine geeigneten Objekte finden, die so kurzfristig bereitgestellt werden konnten. „Wir haben verschiedene Möglichkeiten ausgelotet, um einen solchen Schritt zu vermeiden. Die hohe Zuweisung von derzeit 20 Flüchtlingen pro Woche erfordert aber ein sehr schnelles Handeln und lässt in diesem ersten Schritt keine andere Lösung zu“, erklärt Stefanie Ahlborn, Gesundheits- und Sozialdezernentin des Landkreises Holzminden. Derzeit sind bereits 1.950 Flüchtlinge im Landkreis untergekommen, davon 1.355 allein aus der Ukraine. „Die meisten wohnen bereits in Privatunterkünften. Nur 365 Menschen sind noch in unseren Gemeinschaftsunterkünften verblieben“, fasst Ahlborn die bestehende Situation zusammen. Doch mit der neuen Zuweisungsquote des Landes und der Ankündigung, wöchentlich rund 20 weitere Flüchtlinge in den Kreis zu senden, werden die noch vorhandenen freien Plätze binnen kurzem belegt sein. „Es ist absehbar, dass wir noch im November die verbliebenen freien Plätze in unseren bestehenden Gemeinschaftsunterkünften belegt haben werden“, rechnet die Sozial- und Gesundheitsdezernentin vor.
Um rechtzeitig bis dahin fertig zu werden, soll die Halle ab dem 11. November geschlossen und anschließend zu einer Unterkunft umgerüstet werden. Geplant ist dabei, die Halle in vier mal vier Meter große Parzellen für vier Personen einzuteilen „Ein großer Dank geht in diesem Zusammenhang an die Kreisfeuerwehrbereitschaft, die sich sehr schnell bereit erklärt hat, bei der Herrichtung der Hallen zu unterstützen“, stellt Stefanie Ahlborn fest.
Dass die Wahl ausgerechnet auf die Billerbeckhalle fiel, als es darum ging, eine Sporthalle als Unterkunft zu nutzen, hat logistische Gründe. Durch das bereits als Unterkunft genutzte ehemalige Gymnasiumsgebäude lassen sich die dort schon aufgestellten Dusch- und Toilettenwagen mitnutzen. Und auch die Kantine ist nur ein paar Schritte von der Halle entfernt. Wie lange die Halle als Unterkunft genutzt werden muss, ist im Moment noch nicht absehbar. Der Landkreis sichtet derzeit verschiedene Immobilien, um Gemeinschaftsunterkünfte zu realisieren. Schnelle Lösungen kann allerdings niemand versprechen. „Wir müssen insgesamt davon ausgehen, dass die Flüchtlingswelle noch das gesamte Jahr 2023 andauern wird“, sind sich Stefanie Ahlborn und Ralf Buberti sicher.
Foto: Landkreis Holzminden